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Die Brille wegtrainieren, von Dino Warner, 335 Seiten, Euro 16,-, Verlag Grundlagen und Praxis, ISBN 3-937268-11-1

Nachtrag zum Trainingstagebuch: Januar 2000 bis Dezember 2004


49. Monat (Januar 2000)
Nachdem ich den Satz des Buches an den Verlag abgeschickt habe, dauert es 2 Tage, bis sich meine Augen von der anstrengenden Arbeit der letzten Wochen erholt haben. Ich kann richtig fühlen, wie sich ganz langsam Verkrampfungen im Stirnbereich lösen. Danach etwa 1 Woche lang mittelgute Sehleistung, aber stark schwankend und deshalb oft mehr nervend als wirklich zum Arbeiten nützlich. Dann lassen die Schwankungen nach und es stabilisiert sich auf allerdings eher niedrigen Niveau (Nähe ca. 50%, Ferne etwa 30%). Das Bild ist leicht glasig-neblig, und nach einigen Stunden tritt Anspannungsgefühl im Stirnbereich auf. Insgesamt lässt sich dieser Zustand aushalten, aber die Sehleistung reicht nicht für alle Arbeiten. Auch mit Brille ist meine Sehleistung eher schlecht. Für die Arbeit am Computer muss ich zeitweise sogar wieder zu meiner mittelstarken Brille greifen. Untertitel im TV kann ich aber zu 75% ohne Brille lesen. Einige Lympknoten am Hals sind stark geschwollen. Offenbar also wieder eine leichte Infektion. Ober- und Unterlider schmerzen beim Berühren und insbesondere beim Umklappen leicht.

Dieses Buch ist nunmehr seit etwa 2 Jahren kostenlos im Internet lesbar, und immer wieder habe ich mir damit Ärger eingehandelt. Es gibt einen harten Kern von Augenärzten und Optikern - bei einigen stellt sich erstaunlicherweise später heraus, dass sie gar keine sind - bei denen das Thema "Sehtraining" offenbar sofort wirkliche Existenzängste auslöst. Immer wieder wird zum "Abfackeln der Sehtrainer" und "Vollmüllen ihrer Postkästen" aufgerufen. Ernsthafte Diskussionen finden nicht statt, stattdessen werde auch ich immer wieder öffentlich als "Betrüger", "Vorbestrafter Rechtsradikaler", "Sektennaher Geschäftemacher" beschimpft, mir wird vorgeworfen, mein Buch wäre größtenteils abgeschrieben, usw. Es geht so weit, dass anderen, z.B. dem Kollegen, der für die Homepages unserer Firma verantwortlich ist und sogar einigen völlig Fremden, die nur den Fehler begangen haben, sich im Internet als Befürworter von Sehtraining erkennen zu geben, vorgeworfen wird, sie wären ich bzw. ich würde unter ihren Namen im Auftrag rechtsradikaler Sekten "reiche Dumme zum Ausnehmen" suchen.
Gegen die krassestes Fälle gehen wir inzwischen juristisch vor, und, so traurig und kurios es klingt, meine "Einnahmen" aus der rechtlichen Aufarbeitung all dieser Verleumdungen durch Sehtrainingsgegner finanzieren sogar teilweise die Veröffentlichung meines Sehtrainingsbuches. Aber besonderen Spass machen mir solche rechtlichen Siege nicht. Es tut eher weh, zu sehen, welch ein Fanatismus auch heute noch jederzeit und überall wegen relativer Kleinigkeiten ausbrechen kann. Hinzu kommt noch, dass ich regelmäßig angezeigt werde, weil ich meine Veröffentlichungen zum Thema Sehtraining angeblich "unerlaubte medizinische Beratung" seien. Leider sind diese Wochen überwiegend mit solchen Arbeiten angefüllt, und zusammen mit dem trüben Wetter hat das natürlich Einfluss auf meine Stimmung und damit auch auf meine Sehleistung.

Gegen Ende Januar bestätigten einige Tage mit Kopfschmerzen, großer Müdigkeit und Schüttelfrost den Verdacht einer Infektion: Also wieder einmal ein Bestätigung, dass nachlassende Sehleistung oft das erste Anzeichen einer Krankheit sind. Diesmal lagen etwa 8-10 Tage zwischen dem Absinken der Sehleistung und dem Beginn der Übelkeit. Während dieser Tage keine weitere Verschlechterung, sondern eher schon ein Wiederanstieg der Sehleistung. Der Unterschied zwischen dem rechten und linkem Auge scheint sich wieder verstärkt zu haben. Rechts häufig große, glasig-neblige Flecken.
Es bricht dann doch keine richtige Krankheit aus (meine jährliche Erkältung hatte ich ja schon) und nach einigen Tagen ist alles vorbei. Sehleistung wieder etwas besser, aber subjektiv bin ich unzufrieden. Tests an schwierigen Videotextseiten, Filmuntertiteln und dem Leuchtdisplay meines Videorecorders (kleine giftgrüne leuchtende Zeichen auf schwarzem Untergrund) beweisen mir aber, dass ich ohne Brille eigentlich recht gut sehe. Mit Brille ist meine Sehleistung aber objektiv wirklich schlechter als normal; das kann man nicht wegdiskutieren. Bei einigen besonders schweren Videotextseiten (weiß auf schwarz) sehe ich ohne Brille etwa so gut wie mit meiner schwächsten Brille. In beiden Fällen muss ich mich anstrengen. Ohne Brille ist sind die Zeichen oft sogar schärfer, aber das ganze Bild ist grau- verwaschen. Mit Brille ist es dagegen glasig-kontrastreich und scheinbar besser. Will ich die Zeichen aber wirklich lesen, so kann ich das nur durch anstrengendes Einstellen erreichen. Man könnte die Sache natürlich auch positiv ausdrücken: Noch nie war der Unterschied zwischen "mit Brille" und "ohne Brille" so gering, aber das wäre Sarkasmus.
Bei längerer intensiver Augenarbeit im Haus kommen leichte Kopfschmerzen auf und zeitweise geringe Feuchtigkeit aus den äußeren Augenwinkeln.


50. Monat (Februar 2000)
Anfang Februar täglich mehrere Stunden recht stabiles mittelgutes Sehen wie im Januar, aber es ist ein eher unangenehmes Dauererzwingen. Im Verlauf des Tages tauchen leichte Kopfschmerzen in Stirnmitte auf, verstärken sich bis Abend und halten selbst während eines Teils der Nacht an. Zeitweise auch im Haus leichtes Tränen. Es ist eine Art verkrampftes Sehen ohne die gewohnten mühelosen automatischen Scharfsehphasen. Ich muss mich wieder mehr um Entspannung kümmern. Im Sommer mit den abendlichen Radtouren und Übungen im Freien wäre das kein Problem. Aber jetzt im Winter komme ich wenig raus, und wenn doch, dann ist es schon so dunkel, dass das Sehen besonders anstrengt statt zu Gelegenheit zur Entspannung zu bieten.
Ich trete deshalb tagsüber etwas langsamer mit der Arbeit und sehe mir jeden Abend mindestens 1 Stunde lang Tour-de-France Kassetten an. Das hilft und nach ein paar Tagen steigt meine Sehleistung und alle Beschwerden sind verschwunden.

Außerhalb des Hauses bleibt meine Sehleistung zwar weiter unbefriedigend, aber das ist ja leider normal für diese Jahreszeit. Beim Blick aus dem Fenster kann ich jetzt immer öfter auch bei Dämmerung Autonummern auf etwa 20 Meter erkennen.
Meine Beobachtung, dass die Augen auch bei Kälte und starkem Wind nur noch in den ersten Minuten stark tränen, bestätigt sich immer häufiger. Nach etwa 20 Minuten im Freien hört der Tränenfluss jetzt meist auf. Auch der Tränenablauf durch die Nase scheint geringer geworden zu sein. Ich kann aber nicht ausschließen, dass ich inzwischen gelernt habe, den Tränenfluss automatisch von der Nase in den Hals umzuleiten. Jedenfalls habe ich im Freien ab und zu das Bedürfnis, etwas Schleim auszuspucken. Aber sowas ist in der Erkältungsjahreszeit ja nicht unbedingt ungewöhnlich.

Der erste richtig sonnige Tag des Jahres. Durch die Fensterscheibe in die Ferne die wohl bisher beste Sehleistung überhaupt. Bei einer kleinem Radtour am Nachmittag dann aber nur kurze Scharfsehphasen und fast ständig unangenehm starke Schwankungen. Grund war wohl die ungewohnte Helligkeit. Bei der Rückfahrt in der Dämmerung dann besseres Sehen. Während der ganzen Fahrt aber kaum Probleme mit Astigmatismus. Die Linien auf der Straße, Leitpfosten usw., während 80% der Zeit alles ohne Doppelkonturen gesehen.

Bei der Arbeit am Computer muss ich früher oder später wieder zu einer mittelstarken Brille greifen. Und auch insgesamt ist die Sehleistung mit Brille eher schlechter als gewohnt. Seit einigen Monaten habe ich jetzt immer öfter den Eindruck, dass die Sehleistung mit Brille nicht weiter wächst, eventuell sogar nachlässt. Das wäre schlecht, denn der Fakt, dass sich durch das Sehtraining meine Leistung mit und ohne Brille verbessert hat war bisher eine enorme Erleichterung im Alltag. Wäre das nicht mehr so, so könnte es Situationen geben, wo die Sehkraft ohne Brille noch nicht, und die mit Brille nicht mehr recht.
Allerdings scheint es mir wahrscheinlicher, dass ich einfach mal wieder in einer Krise bin. Denn wäre es so, dass sich aufgrund meines inzwischen erreichten Trainingsfortschritts meine Sehfähigkeit mit Brille allmählich verschlechtert, dann würde sich das doch bestimmt besonders bei den stärkeren Brillen und nicht so sehr bei den schwächeren auswirken. Tatsächlich ist es im Augenblick aber so, dass nach einiger Zeit mit schwacher Brille wieder zu einer stärkeren greife und damit ja auch besser sehe.

In der zweiten Februarwoche einige schlechtere Tage. Starke Schärfeschwankungen und die Perioden sehr scharfen Sehens dauern selten mehr als wenige Sekunden. Manchmal erinnern mich die Schwankungen an so einen dieser Gummiseilspringer, denn meine Sehschärfe kann von mir unbeeinflussbar innerhalb von 2-4 Sekunden zwischen sehr gut und sehr schlecht pendeln. Beim Zeitungslesen ohne Brille muss ich bis auf knapp 30 cm rangehen. Das ist zwar viel besser als die früher üblichen 10-12 cm, aber unbefriedigend für den inzwischen erreichten Trainingsstand. Oft wieder ein grober Hammerschlag- oder Waschbretteffekt. Die Flecken sind meist glasig und nur selten milchig. Zwischen den Flecken ist die Schärfe gut. Rechts ist es wesentlich schlimmer als links. Drücke ich die Augen leicht ein, so wird die Schärfe noch besser und die Flecken verschwinden. Diese Beobachtungen verstärken wieder einmal meinen Verdacht, dass Straffung oder Verwerfungen der Hornhaut regelbar - in Schwächephasen eben schwerer regelbar - sind und dadurch die Sehleistung beeinflussbar ist. Ich verspüre starke Abneigung gegen Benutzung einer Gegenbrille.

Mit mittelstarker Brille am Computer nach einigen Stunden Sehprobleme. Morgens besonders schlechtes Sehen und erstmals seit langer Zeit wieder leichte Schmerzen beim Eindrücken der Augen (links stärkere Schmerzen als rechts). Da es draußen wieder heller wird, erlebe ich beim Blick aus dem Fenster dagegen oft seit Monaten nicht mehr erreichte Schärfeleistungen. Zeitweise sind selbst mit der +2-Gegenbrille minutenlang 50% oder mehr Sehleistung in der Ferne möglich. Im Freien selbst dagegen wieder starkes Tränen und dadurch schlechtes Sehen. Die Tränerei hängt ganz offensichtlich direkt mit der Sehanstrengung ab und ist deshalb an schwachen Tagen stärker, was dann natürlich die Sehleistung noch weiter verschlechtert. An den schwachen Tagen auch im Haus ganz geringer Flüssigkeitsfluss aus den äußeren Augenwinkeln. Einmal sogar, als ich in einer Arbeitspause mit geschlossenen Augen auf dem Sofa lag.

Interessanter Artikel in einer Zeitung: 61% aller Deutschen sind Brillenträger. Vor 47 Jahren waren es erst 43%. Der stärkste Zuwachs findet sich in der Gruppe der Jungen und Mittelalten, die häufig am Bildschirm arbeiten. Letzteres deckt sich mit meiner Beobachtung, dass häufig Menschen einige Jahre nach Beginn der Arbeit am Computer über trockenen, brennende Augen und nachlassende Sehkraft klagen und dann schnell unfreiwillig in den Club der Brillenträger eintreten, um dann bald immer stärkere Brillen zu benötigen. Aber gerade in diesem Anfangsstadium hat man durch Sehtraining die besten Erfolge. Viele Leser haben mir geemailed, dass diese Beschwerden schon nach einigen Wochen bis Monaten verschwunden waren und sie ihre neue Brille nie mehr benutzt haben. Bei den Altfällen wie mir, die schon seit Jahrzehnten Brillenträger sind, geht es dagegen leider nur wesentlich langsamer voran.
Wenige Tage später noch ein interessanter Artikel: Etwa 10% der Europäer leiden an Schwachsichtigkeit. Zur Erinnerung: Schwachsichtigkeit ist die Art von Fehlsichtigkeit, für die selbst die konservativsten Schulmediziner keine organische Begründung finden, und die, zumindest wenn sie erst beim Erwachsenen auftritt, höchstwahrscheinlich nur auf psychischen Ursachen beruht.
Und noch einer: Erstmals haben sich jetzt einige Augenärzte dazu durchgerungen, öffentlich Patienten mit schwacher Kurzsichtigkeit zwecks Training bei Naharbeiten wie Lesen eine Brille für Weitsichtige zu empfehlen. Die alten Tabus und Fronten sind eben einfach nicht mehr zu halten!

Mir war schon mehrfach aufgefallen, das Schriften und Bilder, die mit gepunkteter Linie statt der üblichen durchgezogenen Linie gezeichnet sind, oft besonders schwer zu erkennen sind. Ich bastle mir deshalb eine Übungstafel mit solchen gepunkteten Übungsobjekten. Und da das Erkennen weißer Zeichen auf schwarzem Untergrund oft schwerer fällt als das übliche Schwarz auf Weiß, drucke ich mir gleich auch einige der alten Übungstafeln derart invertiert aus. Zum Glück muss ich die Vorlagen für die Übungstafeln erst in einigen Tagen abliefern, so dass diese neuen Tafeln für das Buch gerade noch rechtzeitig fertig werden.

Ab etwa 20. Februar kann ich an einigen Nachmittagen und Abenden mehrere Stunden lang fast ununterbrochen Sehleistungen von 40 - 60% halten. Es sind aber meist diese leicht verkrampften, erzwungenen Scharfsehphasen und fast nie das aus dem Sommer gewohnte lockere, automatische Scharfsehen. Seltsam ist, dass meine Sehleistung bei normalen schwarzen Druck auf mattweißem Papier eher schlechter als vorher ist. Bei komplizierten farbigen und leuchtenden Schriften wie Videotext oder dem Display des Videorecorders sehe ich dagegen eindeutig besser. Außerdem ist die Verstellbarkeit der Augen wieder einmal vermindert. Erstaunlich ist, dass ich beim Lesen einer Zeitung nicht nur etwas Zeit brauche, um den Augen-Hirn-Apparat von den großen Überschriften auf den kleinen Text einzustellen, sondern auch umgekehrt fällt es schwer.
Ende Februar nochmals eine kleine Verbesserung. Erstmals kann ich auch an einem trüben Tag keinen wesentlichen Schärfeunterschied beim Autofahren mit oder ohne Brille feststellen. Allerdings ist der Kontrast ohne Brille immer noch flauer und ich halte nur etwa 3 - 5 Minuten am Stück ohne Brille durch (die Brille habe ich natürlich immer noch griffbereit an einem Band um den Hals).
Am letzten Februarsonntag bei Sonnenschein eine 8-Studen-Radtour gemacht. An die größere Helligkeit habe ich mich jetzt fast schon wieder gewöhnt. Sehleistung gut mittelmäßig und ab und zu sogar 5-10 Sekunden ausgezeichnet. Am Folgetag dann keinen Sehkater, sondern schon vom Vormittag an einige Stunden mit recht stabil gut 50% und zeitweise sogar deutlich höherer Sehleistung. Aber mit Brille weiterhin ungewohnt schlechtes Sehen.


51. Monat (März 2000)
Weitere Verbesserung. Ich kann praktisch jeden Tag mehrere Stunden relativ konstant um die 50% Sehleistung halten. Es strengt zwar nicht besonders an, aber ich muss die Schärfe alle paar Sekunden bewusst neu scharf stellen, sonst bleibt sie nur im Bereich 20 bis 30%. Nach einigen Stunden lässt die Fähigkeit zum Scharfstellen dann nach. Aber keine Kopfschmerzen. Trainieren und Arbeiten mit Gegenbrille macht mir wieder Spass und fällt leicht. Immergrüne Nadelbüsche (vgl. Tag 1408) sehe ich auch mit der +3-Gegenbrille ständig ohne jeden Nebel. Extrem hohe Sehschärfen sind aber selten und kurz. Deutlich seltener und weniger Flecken als in den letzten Wochen (90% davon rechts). Auffällig ist, dass die Flecken plötzlich verschwinden oder kommen. Meine einzige Erklärung ist, dass sich die Hornhaut dann glatt zieht bzw. lockert. Man fühlt dabei aber absolut nichts und ich habe auch noch kein System erkennen können, wann und warum das passiert oder eben nicht passiert. Es erfolgt bei beiden Augen auch unabhängig voneinander. Es gibt sogar Momente, in denen das rechte Auge völlig klar sieht und links Flecken stören.
Auch meine Sehleistung mit Brille hat sich wieder verbessert, erreicht aber noch nicht das alte Niveau. Ich kann meistens mit der schwächsten Brille am Bildschirm arbeiten und ab und zu auch einige Minuten ohne Brille. Das Umstellen von "mit Brille" auf "ohne Brille" oder andersherum dauert aber einige Sekunden.
An den nächsten Tagen relativ gute und stabile Sehleistung; schmerz- und mühelos, aber ich muss das Bild meist alle paar Sekunden wieder bewusst scharf stellen oder Doppelkonturen übereinander schieben. Zeitweise leichter Grauschleier, aber verglichen mit früher gute Kontraste (allerdings nicht so gut wie mit Brille). Dies alles gilt aber nur im Haus oder Auto bei guter Helligkeit. Bei Dunkelheit oder im Freien bin ich aber weiterhin unzufrieden mit meiner Sehleistung.

Mitte März weitere Besserung. An einem trüben Tag mit etwa 10 Grad eine lange Radtour gemacht. Relativ oft und lange sehr gut gesehen, ab und zu sogar ausgezeichnet. Leider wieder starker Tränenfluss. Läuft zwar überwiegend durch die Nase ab, aber die paar Resttränen, die aus den Augen laufen reichen leider oft, um das Bild vorübergehend zu verderben. Danach zu Hause und auch an den Folgetagen keinen drastischen Einbruch der Sehleistung erlebt, sondern weitere Verbesserung.
An einigen Tagen 5 bis 8 Stunden, in denen ich während mindestens 75% der Zeit rund 50% Sehleistung halten konnte (in der Nähe meist sogar deutlich über 50%, in der Ferne meist weniger). Mehrmals mit der +3-Gegenbrille mehrere Minuten lang ununterbrochen deutlich über 50% Sehleistung in die Ferne erreicht. Mit +2-Gegenbrille minutenlang fast ununterbrochen 100% in der Nähe. Verstellfähigkeit schnell und problemlos. Manchmal liefert auch das rechte Auge ein perfektes Bild; meist stammt das gute Sehen jedoch vom linken Auge und das Gehirn schaltet von alleine auf das gerade bessere Auge um. Aber auch an den besten Tagen macht sich nach einigen Stunden Erschöpfung durch immer kürzere Scharfsehphasen bemerkbar. Irgendwann kann ich dann kein Scharfsehen mehr erzwingen und falle auf einen Schwankungsbereich von 20 bis 35% zurück. Beim Eindrücken der Augen leichte Schmerzen (rechts mehr als links). Am Morgen nach sehr guten Tagen leichte Anlaufschwierigkeiten beim Scharfsehen.
Meist sind Kurzsichtigkeit und Astigmatismus gleichzeitig stark gebessert oder ganz weg. Es gibt aber immer wieder Momente, da zeigen sich beide unterschiedlich. So kann es sein, dass ich am TV-Bildschirm die Programmanzeige "1" zwar scharf, aber seitlich versetzt doppelt als "11" sehe (freilich kann ich die Doppelkonturen fast immer leicht übereinander schieben). Also keine Kurzsichtigkeit, aber Astigmatismus. Und auch das Gegenteil, Kurzsichtigkeit ohne Astigmatismus, kommt vor: Dann sehe ich z.B. beim Radfahren die weiße Seitenlinie der Straße zwar mehr oder weniger unscharf, aber doch als einheitliche Linie, ohne dass sie sich seitlich in Mehrfachkonturen auffächert.
Am PC-Bildschirm kann ich wieder mit meiner schwächsten Brille arbeiten. Trotzdem bin ich unzufrieden mit meiner Sehleistung am Bildschirm und an einigen bestimmten Übungstafeln. Das muss ein psychologisches Problem wegen meiner gewachsenen Abneigung gegen gerade diese Übungsobjekte sein. Typisches Beispiel: Tagsüber kann ich nur kurz und mit großer Anstrengung ohne Brille am PC arbeiten. Wenn ich dagegen spät abends direkt vor dem Ausschalten des PC noch ein paar Minuten zwanglos am Bildschirm übe oder Minensucher spiele, dann sehe ich dabei plötzlich deutlich besser. Einzige logische Erklärung dafür ist die Erleichterung darüber, dass ich das Ding danach ausschalten werde und in den nächsten Stunden nicht mehr damit arbeiten muss.
Bei Schriften und Videotext am TV-Bildschirm dagegen hat sich meine Sehleistung weiter verbessert und ist so gut wie noch nie. Aber ich bin trotzdem unzufrieden. Wie glücklich war ich im ersten Trainingsjahr, wenn ich mal ausnahmsweise eine Schrift am TV erkennen konnte. Heute bin ich dagegen sofort unzufrieden, wenn ich mal ausnahmsweise eine Schrift nicht erkennen kann. Nur die ganz kleinen Schlusstitel von Filmen, die, die so in Weiß auf Schwarz von oben nach unten durchlaufen, die kann ich auch heute noch nur in besonders guten Momenten teilweise erkennen (früher sah ich da nur neblige Schleier).

Es erstaunt mich selbst, dass ich diese guten Tage erlebe, obwohl das Wetter oft trübe ist und ich selbst körperlich nicht einmal in Hochform bin. Während man in den unbefriedigenden Wochen manchmal am Nutzen des (weiteren) Sehtrainings zweifelt, kommt in solch guten Perioden schnell Wut gegen Augenärzte und all ihre "Wissenschaft" auf. Es ist ein Gefühl, wie wenn man Jahrzehnte im Rollstuhl gesessen hat, weil die "Fachleute" gesagt haben, man sei gelähmt und könne nicht selbst gehen, und dann entdeckt man zufällig, dass man doch gehen kann. Und statt sich zu entschuldigen, behaupten diese "Fachleute" nun, man würde lügen und betrügen oder mache sich selbst etwas vor. Dabei gibt es wenig, was so leicht objektiv zu testen ist wie die Sehleistung..


52. Monat (April 2000)
Nach rund 4 Wochen guten Sehens lässt meine Sehleistung wieder nach. Die einzelnen Scharfsehphasen werden wieder kürzer und müssen manchmal mühsam erzwungen werden. Häufiger unscharfe oder milchige Flecken (besonders rechts) und auch wieder stärkerer Grauschleier und Tränenfluss. Wäre das Wetter nicht frühlingshaft hell, so würde der Rückfall vermutlich deutlicher ausfallen.
Die Schwere des Rückfalls hält sich in Grenzen. Ich habe weiterhin Spass am Training mit Gegenbrille, kann Videotext meist problemlos lesen, und den immergrünen Busch (vgl. Tag 1408) sehe ich selbst an diesen schwachen Tagen mit der +3-Gegenbrille ohne jeden Grau- oder Grünschleier. Aber wiederum ist meine Sehleistung mit Brille besonders schlecht. Da ich mich in den letzten Wochen häufig etwas schlapp fühlte, bin ich auch wieder einmal den Werbeversprechungen der Pharmaindustrie gefolgt und nehme Vitamin E und C ein Ob das wirklich etwas nutzt, ist freilich nicht sicher zu beurteilen.
Einen direkten Grund für das Nachlassen der Sehleistung kann ich nicht finden, außer dass nach dem Rekord von 4 Wochen gutem Sehen einfach mal wieder ein Rückfall fällig ist. Meine körperliche Form oder Stressbelastung hat sich nicht auffallend verändert. Einziges neues Ärgernis ist, dass die Druckunterlagen für das Buch auf dem Postweg zwischen Verlag und Druckerei einen mehrwöchigen Irrweg nahmen und erst dann wieder auftauchten, als der Ersatz gerade fertiggestellt war. Also nochmals einige Wochen Verzögerung bis zum Erscheinen des Buchs.
Nach etwa 10 Tagen verbessern sich die erreichbare Maximalsehleistung und die Länge der Scharfsehphasen wieder. Sehleistung aber leider nicht stabil, sondern alle paar Sekunden Schwankungen bis etwa zwischen 20 und 100%. Das ist auf die Dauer unangenehmer als konstant 40%.
Dann plötzlich 2 Tage, an denen immer wieder ein milchiger Fleck fast das ganze rechte Auge bedeckt. Im Nahbereich dadurch hundsmiserables Sehen; im Fernbereich dagegen kaum Behinderung. Das rechte Auge ist also weiterhin bei Nahsicht meist aktiv während sein Bild bei Fernsicht meist ausgeblendet wird. Keinerlei Schmerzen, und der Fleck ist zeitweise auch völlig verschwunden. An einigen Tagen aber wieder dieses Fremdkörpergefühl. Mal rechts, mal links aber irgendweshalb nie in beiden Augen gleichzeitig.
An einigen Tagen am Morgen schwergängige Augen. Gleich morgens einige Alltagsarbeiten mit Gegenbrille zu erledigen bringt die Augen schneller in Schwung als nur Augenbewegungsübungen (ich mache aber weiterhin trotzdem auch Bewegungsübungen).

Mitte April viel beruflicher und privater Stress mit entsprechend schlechtem Sehen. Ich kann aber fast jederzeit mindestens für einige Sekunden gegen 50% erzwingen. Nehme ich mir etwas Zeit und setze mich in den Garten oder einen Park, so kann ich mühelos eine Stunde lang fast dauernd minimal mit 50% und oft deutlich besser sehen. Ich glaube, hätte ich mehr Zeit, so wären auch 2-3 Stunden möglich. Selbst mit der +3-Gegenbrille oder bei trübem Wetter erreiche ich in solchen Situationen eine nur geringfügig schlechtere Sehleistung. Kaum noch Grauschleier oder Hammerschlageffekt. Stattdessen allerdings oft ein glasiges Bild mit feinem Waschbrett- oder Wellenschlageffekt. Letzteres ist etwa so, wie wenn man durch eine ganz leicht vom Wind bewegte Wasseroberfläche in ein glasklares Gewässer schaut. Manchmal sind diese glasigen Verwerfungen im Bild unbeweglich, manchmal laufen sie wirklich wie feine Wellen durch das Bild.
Beim Gehen oder Radfahren im Freien stört aber weiterhin der kühle Wind und das damit immer noch verbundenen Tränen. Die Sehleistung ist in solchen Fällen deutlich schlechter und vor allem unkontrollierbar.

Erstmals ist es mir jetzt gelungen, während eines Gespräch mit einer fremden Person trotz stressträchtiger Situation über einige Minuten lang praktisch ununterbrochen bewusst die Details ihres Gesichts scharf zu sehen und zu studieren. Das hatte ich bisher nur an leblosen Beobachtungsobjekten geschafft. Als Fehlsichtiger hat man ohne Brille bei einer so direkten Konfrontation mit einem Menschen ja meist Angst, in seiner "Sehhilflosigkeit" und/oder bei verzweifelter und trotzdem nutzloser Augeneinstellungsmimik ertappt zu werden, und deshalb habe ich dann auch schlecht gesehen bzw. gar nicht versucht, meinem Gegenüber länger als für ein paar Augenblicke direkt ins Gesicht zu schauen Aber auch das ist also zu bewältigen.

Zu Ostern einige wieder einmal einige Tage in Darmstadt. Natürlich habe ich alle meine alten Übungsplätze besucht und, obwohl ich in diesen Tagen nicht in Höchstform bin, habe ich überall deutliche Verbesserungen im Detail feststellen können. Von meinem Übungshügel aus kann ich jetzt selbst mit der +3-Gegenbrille die Nummernschilder der parkenden Autos erkennen. Ich kann sie zwar nicht lesen, dazu wäre eine Sehleistung von gegen 200% notwendig, aber ich kann eindeutig die rechteckigen, weißen deutschen Nummernschilder als solche erkennen. Früher sah ich ohne Brille von diesem Platz aus die Kette der parkenden Autos so unscharf, dass ich nicht einmal die Anzahl der Autos zählen konnte.
An einem der Feiertage mit dem Rad eine 140-km-Ganztagestour in Frankfurt gemacht. Das ist sehmässig wegen des Verkehrs, der Bordsteine, Straßenbahnschienen, Schilder, dauerndem Nachschlagen im Stadtplan, usw. eine wesentlich größere Anstrengung als Touren auf stillen Landstraßen. Trotzdem keinerlei ernsthafte Probleme mit der Sicht (an einem Werktag möchte ich solch eine Stadttour aber lieber doch noch nicht machen). Auf der Rückfahrt dann gleich mehrere dieser ätzenden Fliegen in das bessere linke Auge bekommen, so dass ich mehrmals anhalten musste. An den beiden Folgetagen erstmals seit längerem wieder leichte Kopfschmerzen direkt hinter der Stirn (jeweils 1/2 Tablette genommen) und eine Neigung zum Verkrampfen bei Sehanstrengung. Sehleistung mit und ohne Brille einige Tage lang bescheiden und mit häufigen, störenden Auf- und Abschwellen der Schärfe. Rechts besonders schlecht. Bei entspannten Situationen (Garten, Park) stellt sich aber immer nach wenigen Minuten gutes bis sehr gutes Sehen ein. Aber auch an solch schwachen Tagen kann ich jetzt meist die Leuchtdisplays an elektronischen Geräten aus beträchtlicher Entfernung erkennen oder Eisenbahnschienen bis in die Ferne parallel sehen (muss mich dazu aber anstrengen).

Es folgen ein paar besonders schwache Tage. Erstaunlicherweise ist die Fernsicht kaum schlechter, sondern die Schwäche macht sich mehr auf Leseentfernung bemerkbar. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass mit der zunehmenden Bewältigung der Kurzsichtigkeit auch der Vorteil der Kurzsichtigkeit, nämlich die grundsätzlich deutlich bessere Sehleistung in der Nähe, verschwinden wird. Es könnte aber auch mit meiner immer besseren Fähigkeit zur Entspannung zusammenhängen. Denn Entspannung fällt mir meist leichter beim Betrachten ferner Objekte wie der freien Natur, als bei der leider häufig stressträchtigen Naharbeit wie Lesearbeit und Arbeit am Bildschirm.
Ich fühle mich auch sonst besonders schlapp und habe nach dem Joggen schmerzende Hüftgelenke (nicht während, sondern wirklich erst danach, manchmal erst am Folgetag). All das bestärkt meine alte Meinung, dass die Einnahme von Vitaminprodukten bei normaler Ernährung in der Regel keinen erkennbaren Nutzen bringt. Die tägliche Vitamin-E-Kapsel (vgl. Tag 1556) lasse ich also wieder weg. Die gelegentliche Einnahme von etwa Vitamin-C- Pulver behalte ich aber bei.


53. Monat (Mai 2000)
Anfang Mai wieder besseres Sehen. Guter Durchschnitt, aber nicht Spitzenklasse. Ich beobachte wieder einmal ausführlich meine Sehleistung beim Lesen der Zeitungen am Vormittag. Gut warm trainierte Augen, also nicht direkt nach dem Aufstehen. Leseentfernung zwischen 30 und 40 cm (im Schnitt wohl so gegen 31-34 cm), mittelstarke Leselampe von hinten. Pro Minute habe ich etwa 30 Sekunden ein perfekt scharfes und kontrastreiches Bild. Mindestens so gut wie früher mit Brille. Etwa 20 Sekunden ist das Bild schlechter, aber doch noch lesbar, und die restlichen 10 Sekunden sind unlesbar und gehen für Neueinstellung der Augen verloren. Diese Zeiten sind natürlich nicht als konstant am Stück und immer in genau dieser Reihenfolge zu verstehen. Meist sind die einzelnen Scharfsehphasen nur 5-15 Sekunden lang und nach einigen Sekunden Schwäche und Neueinstellen folgt dann die nächste.
Bei extrem heller Beleuchtung (Garten mit Sonne von hinten) kann ich die Entfernung bis auf voll gestreckte Arme erhöhen (50-55 cm) und/oder eine Gegenbrille benutzen. Die oben skizzierte Zeitverteilung bleibt jedoch etwa gleich. D.h. bei extremer Beleuchtung verbessert sich zwar die maximal erreichbare Sehleistung (größere Entfernung), nicht aber die Durchhaltezeiten. Dazu muss ich anmerken, dass ich auch früher mit Brille nie pausenlos scharf sah, sondern jede Minute einige Sekunden "schärfesuchend umherirrte". Die Leistung hängt nach wie vor auch stark von der erreichbaren Entspannung und regelmäßigen Pausen mit kurzen Sehübungen an entfernten Objekten ab (etwa alle 10 Minuten 30 Sekunden). Sobald Zeitdruck auftritt und man beim Lesen hetzt, treten die altbekannten Verkrampfungen auf. Ich kann diese zwar inzwischen zur Not fast immer unterdrücken, aber das ist "Krampf" im Sinne des Wortes und halbiert die scharfen Zeiten. An guten Tagen kann ich 3-4 Stunden so Zeitungen lesen, an schlechten Tagen wird es schon nach 30 Minuten immer mühsamer.
Am Bildschirm ist meine Leistung leider weiterhin deutlich schlechter als beim Zeitungslesen. Ich kann meine Sehleistung zwar durch Einstellung der maximalen Helligkeit am Monitor verbessern, aber das will ich nicht als Dauereinstellung behalten. Für längere ernsthafte Arbeiten am Computer brauche ich immer noch eine Brille mit -5 bis -6 Dioptrien (aber ohne Korrektur des Astigmatismus). Und an ganz schwachen Tagen mit viel Arbeit und Stress greife ich auch schon mal für eine halbe Stunde zu einer stärkeren Brille. Mit meiner herkömmlichen alten Schreibmaschine kann ich dagegen recht gut ohne Brille arbeiten.

Die Augenlider schmerzen wieder einmal bei Berührung. Dann jucken sie einige Tage und nach etwa einer Woche ist alles wieder normal.
Die Hüftgelenke schmerzen weniger (statt Joggen beschränke ich mich auch auf einige Minuten Seilspringen zu Hause), dafür schmerzen inzwischen noch andere Gelenke, besonders die Schultern. Dazu fühle ich mich immer noch schlapp. Es ist also offenbar keine altersbedingte Abnutzung, sondern schon wieder oder immer noch irgendeine leichte allgemein Infektion. Alles nicht wirklich schlimm, aber es bringt mich ins Grübeln, dass ich diesem Jahr 2000 bisher noch keine einzige Periode richtiger körperlicher Hochform erlebt habe. Immer nur Wechsel zwischen mittelmäßiger Form und irgendwelchen Wehwehchen. Da sollte ich besser auch beim Sehen keine Höchstleistungen erwarten. Für einige Tage sehe ich sogar besonders schlecht. Beim Lesen pro Minute höchstens noch knapp 15 Sekunden perfektes Bild, 30 Sekunden weniger scharf, aber noch lesbar, und 15 Sekunden nicht lesbar (oder ich muss näher ran gehen, was ich aber zu vermeiden suche). Das deprimiert natürlich, ist aber doch noch ungleich besser als früher, wo ich nur ab und zu mal eine kurze Sekunde völlig scharfes Sehen erlebte. Und auch sonst beweise ich mir wieder einmal anhand meiner alten Aufzeichnungen, dass ich auch während dieses Rückfalls viel besser sehe als früher. So kann ich z.B. in der Abenddämmerung beim Blick von einer Brücke auf einer Straße die Linien fast ständig bis fast ins Unendliche als einheitliche Linien ohne seitliche Auffächerung erkennen. Aber an diesen Tagen stören oft wieder die altbekannten Effekte wie leichter Grauschleier und/oder Waschbrett- oder Hammerschlageffekt das Bild.
Es ist sehr warm. Beim Radfahren nur noch bei schneller Fahrt Tränen. Rechts manchmal deutlich mehr als links. Wieder ein Beweis, dass die Tränerei mit der Sehanstrengung steigt und dass das rechte Auge immer noch aktiv ist (meistens eindeutig schwächer als links, aber auch vereinzelte "perfekte" Augenblicke).
Ich bin oft unzufrieden mit meiner Sehleistung, kann aber andererseits immer wieder an Details feststellen, dass ich doch besser als früher sehe. So kommt es z.B. vor, dass ich bei meiner abendlichen Runde mit dem Rad am Sinn weiteren Sehtrainings zweifle, und dann feststelle, dass ich während etwa der Hälfte der Zeit die kleine Anzeige an meinem Fahrrad- Computer lesen kann (gilt nur bei guter Helligkeit). Im ersten Trainingsjahr war das sowas ein ganz großes, extrem seltenes und kurzes Erfolgserlebnis. Also muss es doch voran gehen, aber eben so quälend unmerklich langsam.
Es ist jetzt oft so, dass ich meine beste Sehleistung Vormittags erlebe. Etwa 1-2 Stunden nach dem Aufstehen, schon warm trainiert aber noch ausgeruht und entspannt, erreiche ich im Garten fast täglich mühelos 50 bis 100% Sehleistung in der Ferne und kann diese mindestens 50 Sekunden pro Minute halten. Selbst mit +2-Gegenbrille sind oft 40 bis 70% möglich. Meist ist die Fernsicht besser als die Nahsicht (es ist draußen jetzt meist sehr hell). Allerdings ertappe ich mich oft dabei, dass ich versuche, die Schärfe zu halten indem ich Blinzeln vermiede, denn Blinzeln zerstört oft die Schärfe. Dann übe ich bewusst Blinzeln und schnelles Wiederfinden der Schärfe.
Sobald ich dann ernsthaft mit der Tagesarbeit beginne, zuerst Zeitungen lesen, dann Post und dann die diversen Arbeiten am Computer, geht es meist leider stetig mit der Sehleistung bergab (also genau andersherum als in den ersten Trainingsjahren). An einem Abend hatte ich sogar einen ausgesprochen Tiefpunkt mit prallen Augen wie im Anfangsstadium und nur knapp 10% Sehleistung an der Übungstafel. Da meine Tagesarbeit zurzeit wieder einmal überwiegend aus der Bearbeitung verschiedener unschöner Angelegenheiten besteht, brauche ich wenigstens nicht lange über die Ursache des Rückgangs zu rätseln.

Es ist zu schnell Sommer geworden. Extrem viele Insekten sind unterwegs. Beim Radfahren bekommt man fast jeden Kilometer eins ins Auge. Ich wünschte, ich würde mir die Härchen um die Augen nicht immer so extrem kürzen. Die könnten einige dieser Flieger abfangen. Bei einer sonntäglichen Radtour übernehme ich mich etwas wegen der ungewohnten Hitze und hole mir einen Sonnenbrand. Am Montag wieder ein "Sehkater" wie im ersten Trainingsjahr nach solchen Touren. Sehleistung auch an den Folgetagen klar unterdurchschnittlich. Der Astigmatismus ist zwar meist entweder von alleine weg oder lässt sich mühelos "wegdrücken", aber oft große neblige oder glasig-unscharfe Flecken und vor allen die Kurzsichtigkeit ist schwer beherrschbar (rechts alles viel schlechter als links). Sehschärfe schwankt oft im Bereich von nur 20 - 50%. Zeitweise kann ich trotz intensiver Bemühungen die Börsenkurse auf Videotext nicht und bei Untertiteln nur die Hälfte erkennen. Das relativiert den Rückfall etwas, denn früher konnte ich sowas nie erkennen. Auch mit Brille relativ schlechte und schwankende Sehleistung. Dann wird es wieder kühl. Tränen und laufende Nase kommen dazu, die Sehleistung bleibt weiter bescheiden (aber keine Schmerzen).

Ab etwa 20. Mai fühle ich mich bis auf die Hüftgelenke körperlich wieder recht gut, aber keine absolute Höchstform. Weniger beruflicher Stress und dazu das Erfolgserlebnis, dass sich mein Buch recht gut verkauft. Nach all den Auseinandersetzungen mit verschiedenen Verlagen, die ja angeblich alle besser wussten, wie so ein Buch gemacht werden muss, befriedigt es natürlich ungemein zu erleben, dass ich mein Konzept nicht nur durchsetzen konnte, sondern dass genau dieses Buch schon nach wenigen Wochen viele der "professionell" geplanten Bücher zum gleichen Thema beim Verkaufserfolg abhängt. Auch das erhöht die Moral und es geht mit meiner Sehleistung wieder deutlich aufwärts: Ich kann täglich mehrere Stunden leichte Arbeiten mit Gegenbrille erledigen. Auch Zeitung und Videotext lesen (mit der +3-Gegenbrille oft leichter Grauschleier). Abends 1/2 Stunde Minensucherspiel in schwarzweiß ohne Brille (früher konnte ich ohne Brille den Mauszeiger nicht finden). Ab und zu aber wieder Fremdkörpergefühl in einer Augenhöhle und an 2 Tagen starke Schwankungen der Sehleistung - manchmal innerhalb von etwa 3 Sekunden zwischen 30% auf 100% hin und her (an den Tagen, an denen ich sowieso keine 100% erreiche, erscheinen Schwankungen natürlich weniger auffällig).
Auch rechts ist die Sehleistung relativ gut. Sogar in den "nicht perfekten" Phasen sehe ich rechts oft weit besser als früher. Aber manchmal nimmt ein glasig-verzerrter Fleck etwa 1/3 im mittleren oberen Bild ein. Trotzdem ist der Rückstand zum linken Auge meist so groß, dass das rechte Teilbild mehr stört als hilft. Es scheint mir, als wäre mein Körper einfach nicht mehr bereit, das rechte Auge dauerhaft auszublenden. Ob das ohne den Fehler mit dem einäugigen Training auch so gekommen wäre, oder ob dann das rechte Auge völlig stillgelegt worden wäre?
Ich fühle mich immer unwohler mit Brille und die Sehleistung mit Brille verbessert sich auch an diesen guten Tagen nicht mehr gleichzeitig zu Verbesserungen beim Sehen ohne Brille, vgl. Bemerkungen bei Tag 1521.


54. Monat (Juni 2000)
Anfang Juni oft langes, gutes Sehen. Bei einer abendlichen Radtour gut 1 Stunde lang eine fast mühelose und ununterbrochen Scharfsehphase mit etwa 50 - 70% Sehleistung erlebt . Nur wenn ich vorwärts auf die Straße sah, konnte ich etwa alle 10 - 30 Sekunden eine Scharfstellphase von etwa 1 - 3 Sekunden wahrnehmen. Die Leitposten und die Linien auf der Straße gehen dann kurz in die Breite und werden meist automatisch wieder zu einer einheitlichen, scharfen Form übereinander geschoben. Schaue ich während so einer Einstellphase in die grüne Natur, so bemerke ich die kurze Unschärfe kaum. Das ist kaum mehr als so eine kurze Unschärfe während und nach jedem Blinzeln. Das Gehirn neigt dazu, diese Momente durch ein scharfes Nachbild des vorherigen Bildes zu überbrücken. Für eine bewegte Sehsituation im Freien war dieser Tag vermutlich meine beste Leistung bisher überhaupt. Soweit ich schon bessere Leistungen beschrieben habe, waren das Situationen ohne Luftzug, also beim ruhigen Sitzen im Freien oder beim luftzuggeschützten Blick durch eine Scheibe.
Ich habe meinen Fahrradsattel einige Millimeter höher gestellt und wenige Tage später sind die Schmerzen aus den Hüftgelenken schon viel geringer. Ursache war also offenbar, dass ich beim Treten die Beine nie voll ausstrecken konnte und dadurch wohl ein gewisser Druck nach seitlich außen bei den Hüftgelenken entstand. Außerdem ab sofort kein Sitzen mit einem Unterschenkel auf dem anderen Oberschenkel, kein Liegen mit überkreuzten Beinen, usw. (vgl. Schluß von Kapitel 4.13 im Buch). Dumm ist nur, dass ich meinen Sattel vor etwa 2 Jahren absichtlich tiefer gestellt hatte. Denn als er hoch war, musste ich mich beim Halten immer auf der rechten Fußspitze abstützen, und dass hatte mir im Laufe der Jahre schmerzende Zehenspitzen beschert. Es ist offenbar unmöglich, eine Einstellung zu finden, die für alle Körperteile dauerhaft optimal ist.
Ab 6. Juni wieder schlechteres Sehen mit kürzeren und selteneren Scharfsehphasen. Ursache unklar, denn körperlich und moralisch fühle ich mich eigentlich recht gut in Form. Ab 8. schon wieder gutes Sehen. Nachmittags dann plötzlich irgendeine Veränderung zu mehr glasigen Sehen. Nach dem ersten Schreck, Neuigkeiten empfindet man oft ja erst einmal als Bedrohung oder Verschlechterung, zeigt sich aber, dass das Bild dadurch etwas schärfer ist. Mit meiner normalen, schwachen Brille ist es unschärfer, aber mit einer alten, stärkeren Brille wieder schärfer, obwohl man wegen der Fortschritte beim Sehen ohne Brille ja erwarten könnte, das man mit stärkeren Brillen allmählich schlechter sieht als mit schwächeren. Nun ja, wie dem auch sein, beim Sehen ohne Brille ist es jedenfalls wieder ein kleiner Sprung zu höherer Grundsehschärfe bei besseren Kontrasten (also weniger Grauschleier, die zeitweise auftretenden Effekte wie Hammerschlag- oder Waschbretteffekt sind etwa unverändert, die fleckigen Bereich scheinen mir sogar mehr und größer). Besonders am PC-Bildschirm ist die Verbesserung deutlich. Es reicht aber immer noch für produktive Arbeit, sondern bleibt bei dem Schema, dass es zum Lesen reicht, aber sobald ich ernsthaft arbeiten will, wird es schnell zu mühsam. An einem Abend derart viele Insekten in die Augen bekommen, dass die Nacht wegen stark juckender Augen recht unangenehm war.
Pfingstmontag eine größere Radtour im südlichen Odenwald und am Neckar unternommen. Gerade an diesem Tag leider sehr schlechte Sehleistung. Trotz großer Helligkeit manchmal Autonummern aus weniger als 10 Meter Entfernung nicht erkannt. Ein altes Silberbergwerk in Schriesheim nördlich Heidelberg besichtigt. In den spärlich beleuchteten Stollen musste ich mich voll darauf konzentrieren, nicht irgendwo zu stolpern oder anzustoßen. Von den Schautafeln oder Ausstellungsstücken konnte ich fast nichts erkennen. Bei Dunkelheit ist der Unterschied zu Normalsichtigen eben doch noch sehr groß: Allerdings gehe ich inzwischen auch davon aus, dass man bei bestimmten widrigen Umständen wie Dunkelheit auch mit dem härtesten und längsten Training nie ganz die Sehleistung eines schon immer "Normalsichtigen" erreichen wird.
In der Folgewoche mit und ohne Brille eher schwaches Sehen und leichte Kopfschmerzen direkt hinter der Stirn. Die Ursache ist aber klar: Körperliche Schwäche nach 3 schweren Radtouren hintereinander und dazu beruflicher Stress wegen einigen umfangreichen und unschönen Terminsachen. Eindeutig bei allen Schwächephasen der letzten Zeit ist, dass der Rückfall fast immer nur die Kurzsichtigkeit betrifft, aber ich habe kaum noch ernsthafte Probleme mit Astigmatismus. Ausnahme war ein Tag, an dem ich zeitweise kaum wegdrückbare Doppelkonturen übereinander sah (mein früheres Problem waren ja Doppelkonturen nebeneinander und nicht untereinander).
Am nächsten Sonntag eine Radtour in der Gegend von Reims gemacht. Gnadenloser Sonnenschein und Hügel nach Hügel. Am Montag tat natürlich alles weh inclusive Sonnenbrand, aber erstaunlicherweise sehr gutes Sehen, insbesondere am PC-Bildschirm . Dafür am Dienstag miserable Sehleistung. Zeitweise stark vernebeltes Bild und Hammerschlageffekt. Rechts ist alles deutlich schlechter als links. Zeitweise nimmt der feste Fleck rechts 1/3 des Bildes ein und macht ein scharfes Sehen nach vorne nahezu unmöglich. Schaue ich aber nach der Seite, so kann ich daran vorbei sehen (ich nehme das als Beweis, dass diese Effekte ihre Ursache in der Hornhaut und nicht weiter hinten im Auge haben). Manchmal ist das Bild rechts durch Sprünge in etwa 3-6 Bilder aufgeteilt, und dann sehe ich auch etwa 3-6 gleiche Bilder. Und Sekunden später kann das Bild rechts wieder perfekt sein und dann kann ich selbst den festen Fleck nur noch erahnen. Allmählich werde ich mir immer sicherer, dass Scharfsehen bzw. Unscharfsehen bei mit zumindest teilweise auch über eine Verstellung (Straffung oder Lockerung) der Hornhaut gesteuert werden. Nur so kann ich mir das plötzliche Auftauchen oder Verschwinden bestimmter Flecken (Quellung?) oder Sprünge und Waschbrett- oder Hammerschlageffekt (Falten?) erklären. Interessant ist auch, dass ich bei Benutzung einer Gegenbrille fast immer einen feinen Hammerschlageffekt wahrnehme.

Und noch eine allgemeine Anmerkung: Aussagen wie "schlechtes Sehen" sind immer relativ zum bisher schon erreichten Trainingsniveau und auch zur Jahreszeit (Helligkeit) zu verstehen. Was ich heute als schlechtes Sehen beschreibe, hätte ich im ersten Trainingsjahr sicherlich als "perfektes Sehen" bezeichnet. Ich frage mich immer wieder selbst verwundert, wie ich eigentlich dazu komme, heute bei z.B. 15 Minuten mit 50% Sehleistung pro Stunde von schlechten Sehen zu sprechen, während ich in den ersten Trainingsmonaten bei vielleicht 15 Sekunden mit 30% Sehleistung pro Tag glücklich war. Aber es ist wirklich so, dass die Erwartungshaltung schneller wächst als die Leistung, und ich deshalb so oft unzufrieden bin. Außerdem werden die im fortgeschrittenen Trainingsstadium eben häufigeren starken Schwankungen zwischen scharf und unscharf als unangenehmer empfunden als die früher fast ständig herrschende gleichmäßige Unschärfe.

An den Folgetagen habe ich wieder den Eindruck schlechten Sehens, obwohl Tests klar beweisen, dass ich für meine Verhältnisse eigentlich ausgezeichnet sehe. Ich kann an diesen Tagen das Minensucherspiel (mittlere Spielstärke in schwarzweiß) mit der +2-Gegenbrille und einige Male sogar mit der +3-Gegenbrille in einem Zug durchspielen. Gegner des Sehtrainings betonen ja gerne, man würde dadurch gar nicht lernen, besser zu sehen, sondern man lerne nur, das Gesehene besser zu interpretieren. Das ist eindeutig aber nicht der Fall, sondern ich sehe bei so einem Spiel immer wieder, wie sich das Bild schärfer oder unschärfer stellt. Ist es unscharf, dann kann ich weder die Zahlen erkennen, noch welche Felder schon durch Häkchen markiert sind. Da hilft dann kein Interpretieren. Ist das Bild dagegen gerade scharf, dann erkenne ich es sofort und brauche nicht lange zu rätseln. Es handelt sich wirklich um optische Schärfe und nicht um geistiges Interpretieren eines unscharfen Bildes. Das passt auch zu dem ansonsten unschönen Effekt, dass sich die Schärfe manchmal leider alle paar Sekunden verstellt. Keiner kann mir einreden, dass die geistige Leistungsfähigkeit so stark schwankt. Dann müssten ja auch z.B. Sprechen und Bewegung der Menschen auffallend unstetig ablaufen.
Viel Zeit gehabt und an 4 Tagen hintereinander je für etwa 10 Stunden eine Radtour gemacht. Dabei war deutlich zu bemerken, wie die Sehanstrengung von Tag zu Tag wuchs. Am ersten Tag noch relativ problemloses Scharfstellen, am vierten Tag dagegen war schon ab etwa Mitte der Tour das Scharfstellen enorm anstrengend und mit Beginn der Dämmerung brach meine Sehleistung auf etwa zwischen 15 und 30% schwankend zusammen. Auf manchen Straßen steigt man dann besser ab und schiebt bis man wieder auf bekannte und ruhige Wege kommt. Außerdem nahm der Tränenfluss von Tag zu Tag zu. Da allerdings auch die Temperatur von gut 30 Grad am ersten Tag auf knapp 20 Grad am vierten Tag zurück gegangen war, kann ich nicht sicher sagen, ab die Zunahme der Tränen nur auf der niedrigeren Temperatur oder auch der gestiegenen Sehanstrengung beruhte.
Danach wollte ich eigentlich einige Tage wirkliche Erholung einlegen, aber in der Praxis machte ich doch jeden Abend eine mehrstündige Tour, so dass es "mittlere Belastung" statt Erholung wurde. Training eingelegt. Sehleistung sehr unterschiedlich: Entspanntes Sehen im Garten und Lesen sehr kleiner Schrift auf 30-40 cm sehr gut (auch mit Gegenbrille). Sehen in die Ferne ebenfalls sehr gut, aber Höchstschärfe immer nur einige Sekunden haltbar. Computer- und TV-Bildschirm etwas besser als normal. Lesen normaler Schrift (Zeitung) eher etwas schlechter. Übungstafel und Arbeit mit alter Korrekturbrille auffallend schlecht. Aber gegen meine Übungstafeln habe ich inzwischen ja so eine Abneigung, dass ich schon schlecht sehe, wenn ich nur daran denke.


55. Monat (Juli 2000)
Der Juli beginnt kühl und regnerisch und mit körperlicher Schwäche. Ich hatte im schönen Juni meinen bisherigen Monatsrekord im Radfahren um fast 300 km überboten und dabei leider auch ständig einen leichten Sonnenbrand mitgeschleppt, und nun fällt die notwendige Erholung mit einer der üblichen zyklischen Schwächephasen zusammen. Bestenfalls mittlere Sehleistung, an einigen Tagen sogar extrem schlecht. Ich kann die Augen zwar scharf stellen, aber die Schärfe kaum eine Sekunde lang halten. Dann folgt fast übergangslos eine Unschärfephase von 5 bis 15 Sekunden, in der die Augen praktisch nicht auf meine Befehle reagieren. Keine Schmerzen. Sie sind einfach völlig schlapp und mein Scharfstellungsbefehl läuft irgendwie reaktionslos ins Leere. Dann kann ich wieder einen Schärfeblitz erzwingen, usw. Besonders schlecht ist das Sehen aus der Bewegung heraus. Die Grundsehschärfe in den Unschärfephasen ist mit etwa 20% aber besser als früher, insbesondere beim Astigmatismus ist es deutlich besser. Auch mit Brille relativ schwache Sehleistung. Auffallend ist, dass ich beim entspannten Sitzen im Garten weiterhin mühelos recht lange und immerhin mittelgute Schärfephasen erlebe. Es gibt also immer noch diesen seltsamen Unterschied zwischen automatischen Scharfsehen (jetzt entspannt im Garten) und erzwungenen Scharfsehen (die, die ich im Moment nur mühsam erreiche und kaum halten kann) .
Nach etwa 8 Tagen wird es besser. Bei einer kleinen abendlichen Radtour dann ein Sturz. Kein Sehproblem, sondern eine dumme Reflexbewegung: Ich fühle, wie der Wind mir die Mütze vom Kopf reißen will, versuche sie mit einer Hand noch zu erwischen und bremse gleichzeitig mit der anderen Hand. Also gewissermaßen Akrobatik bei gleichzeitiger Vollbremsung. Sturz unvermeidlich. Resultat ist eine stark blutende Wunde, die bald gesäubert und genäht werden muss. Natürlich passiert sowas immer Samstagabend allein in einer einsamen Gegend. Durch die Stresssituation ist meine Sehschärfe sofort halbiert. Ich habe eine mittelstarke Brille dabei, aber auch damit komme ich in dieser Situation kaum auf viel mehr als 50% Sehleistung. Außerdem irritieren die anderen Größenverhältnisse mit Brille beim Laufen und insbesondere bei allen Arten von Stufen (ich benutze die Brille ja normalerweise nur noch beim Sitzen am PC oder im Auto, und da fällt das nicht so auf z.B. beim Treppensteigen).
Die Folgetage sitze ich nur zu Hause herum und habe entsprechend viel Zeit und Muße. Sehleistung schon am Folgetag ausgezeichnet. Auch rechts habe ich minutenlange Phasen guter Schärfe (über 50%, allerdings etwas flauer und viele Flecken). Ich kann mehrere Stunden mit der +3-Gegenbrille leichte Arbeiten durchführen und damit zeitweise sogar Formulare mit der Schreibmaschine ausfüllen. Sogar bei Untertiteln im TV erkenne ich mit der Gegenbrille minutenlang über die Hälfte und mehrfach für einige Sekunden sogar 100%- Text aus über 30 cm Entfernung. Nur an den Übungstafeln bemerke ich kaum Fortschritte.. Nach 2 bis 3 Stunden mit Gegenbrille tritt dann allerdings deutliche Erschöpfung ein. Nehme ich nach längerer Zeit die Gegenbrille ab, so wird das Bild zwar natürlich sofort schärfer, aber in Details irgendwie verzerrt. Das erinnert mich an einen Gegenstand aus Gummi oder weichen Plastik, den man lange Zeit zusammen gequetscht hat. Lässt man ihn dann wieder los, so springt er zwar schnell in seine alte Form zurück, aber es dauert dann noch recht lange, bis seine Oberfläche wieder wirklich ganz glatt und genau in der alten Form ist. Irgend sowas scheint auch mit den Augen bei langer Benutzung der Gegenbrille zu passieren. Ich weiß aber nicht, was sich dabei "verdellt": Es könnte die Form der Augen, die Hornhaut, die Linse oder auch vielleicht noch etwas anderes sein.
Am Folgetag als Versuch zuerst einmal konsequent ohne Gegenbrille gearbeitet und trainiert. Meine Sehleistung war eher schlechter. Spätnachmittags dann einige Phasen mit Gegenbrille eingelegt, und die Sehleistung schien sich zu verbessern (höhere Maximalschärfe, eventuell stärkere Schwankungen). Zumindest an den Tagen, an denen die Augen ausgeruht, beschwerdefrei und leistungsfähig sind, scheint sich also eine gelegentliche Zusatzbelastung durch eine Gegenbrille positiv auszuwirken.

An diesen Tagen ist der Unterschied zwischen Sehen im Sitzen und Sehen beim Gehen noch größer als sonst. Sitze ich entspannt im Garten, so kann ich oft Details an bis zu 3 Meter entfernten Blüten erkennen. Stehe ich auf und gehe, zurzeit ist das mehr ein schwankendes Humpeln, so halbiert sich meine Sehleistung schlagartig. Ursache ist vermutlich Ablenkung durch die Anstrengung beim Gehen, denn beim Autofahren sehe ich ausgezeichnet und auch beim Radfahren war es oft besser.
Nach 6 Tagen gehe ich zum ersten Mal wieder zu Fuß Erledigungen im Ort machen und abends folgt die erste vorsichtige Runde mit dem Rad. Wieder sehe ich während dieser Bewegungen deutlich schlechter als zu Hause oder beim Autofahren. Vermutlich hängt das aber nur damit zusammen, dass ich zurzeit zu Hause so ungewöhnlich gut sehe. Selbst wenn ich die +3- und die +2-Gegenbrille übereinander aufsetze kann ich kurzzeitig 30%-Schrift lesen. Ich denke, es wird Zeit, ab und zu mit einer wesentlich stärkeren Gegenbrille mit etwa +6 Dioptrien zu trainieren. Leider gibt es diese billigen Fertigbrillen nur bis etwa +4. Ich muss die neue Gegenbrille also extra beim Optiker bestellen.

Es wird allmählich wieder wärmer und beim langsamen abendlichen Radfahren tränen die Augen nicht mehr fühlbar. Ich erreiche deshalb jetzt auch beim Radfahren ungewöhnlich gute Scharfsehphasen (bei mittlerer bis guter aber nicht greller Helligkeit schätzungsweise mindestens die Hälfte der Fahrzeit knapp 50% Sehleistung in der Ferne). Überhaupt ist meine Fernsehleistung in den letzten Tagen erstaunlich hoch und stabil. Auch am PC sehe ich ungewöhnlich gut, manchmal für einige Sekunden sogar schärfer und kontrastreicher als mit Brille. Beim Zeitungslesen und ähnlichen Seharbeiten in der Nähe erreiche ich dagegen nur knapp die schon seit langem gewohnte Leistung und bin damit relativ unzufrieden. Zeitweise strengt das dauernde Neueinstellen beim Zeitungslesen sehr an und verursacht leichte Kopfschmerzen im Augen- und Stirnbereich.
Am 15. Tag nach dem Unfall wieder die erste Halbtagstour mit dem Rad gemacht. Während der ersten Stunden ausgezeichnetes Sehen. Etwa der Hälfte dieser Zeit fast so gut wie früher mit Brille. Und auch in den schwachen Phasen kaum unter 30 bis 40%. Allerdings bin ich bei idealen Wetter (schön, aber nicht zu heiß und völlig windstill) auch nur sehr langsam über ruhige Straßen gerollt. Nach etwa 50 Kilometern dann aber leider wieder zunehmend Schmerzen an den beim Unfall verletzten Stellen, so dass die Rückfahrt eine ziemliche Quälerei wurde. Meine Sehleistung sank dadurch allmählich auf einen Schwankungsbereich von nur noch etwa 20 bis 50%: Bei meinem gegenwärtigen Leistungsstadium ist das für solch eine Stresssituation durchaus befriedigend.
An den Folgetagen oft auffallend gutes Sehen am PC-Bildschirm. Meist ist es in den ersten Minuten nach dem Einschalten des PC am Vormittag nahezu perfekt (ausreichend zum ernsthaften Arbeiten) und lässt dann nach 5 bis 15 Minuten nach. Am Rest des Tages dann nur noch sekundenkurze Phasen dieses guten Sehens am PC. Das Sehen mit Brille ist relativ gut und beschwerdefrei, aber nach meinem Eindruck nicht mehr so gut wie vor 1 bis 2 Jahren. Obwohl ich zurzeit relativ viel Zeit habe trainiere ich nicht extrem viel. Vielleicht ist auch das eine Ursache des guten Sehens?
Am 17. Tag des guten Sehens erhalte ich einen großen Stapel unangenehmer Arbeit auf den Schreibtisch. Schlagartig halbiert sich meine Sehleistung. Aber schon nach einer halben Stunde bessert es sich wieder. Die Leistung der letzten Tage erreiche ich jedoch nicht wieder (insbesondere bleiben die Scharfsehphasen etwas kürzer). Am Folgetag noch eine unschöne Sache und ein entsprechender Stressstoß. Es folgen mehrere Tage mit bescheidener Sehleistung, aber am letzten Monatstag scheint es schon wieder aufwärts zu gehen.

Zufällig eine Phase erwischt, in der das rechte Auge gut eine Minute scharf sah (Inzwischen bleibt die Einstellung eines Auges übrigens meist erhalten, wenn ich das andere Auge zukneife. Früher musste ich das andere Auge vorsichtig abdecken, weil Zukneifen sofort auch die Einstellung des noch offenen Auges veränderte). Ich erkannte also mit dem rechten Auge allein kleine Videotext-Tabellen mit Börsenkursen (bunte Leuchtschrift auf Schwarz, notwendige Sehleistung ca 50 bis 70%). Mein Blick wanderte mehrfach zwischen Bildschirm und Übungstafel (schwarze Schrift auf weißem Papier) in etwa gleicher Entfernung hin und her und erstaunlicherweise war meine Sehleistung bei der Übungstafel deutlich geringer, etwa nur halb so stark. Im ersten Jahr des Sehtrainings war es immer umgekehrt, was ich mir mit den aggressiven Leuchtfarben des Videotextes plausibel erklären konnte. Das heutige Ergebnis ist umso erstaunlicher, als ich die Texte der Übungstafel ja auswendig kenne,


56. Monat (August 2000)
Anfang August schwankt meine Sehleistung etwa zwischen knapp mittelmäßig und gut mittelmäßig. Zwar kaum sehr gute Schärfephasen und die guten sind eher kurz, aber dafür geht es in den schwachen Phasen auch kaum unter etwa 25%. Damit bin ich im Moment ganz zufrieden. Bei diesem Zufriedenheitsgefühl spielt sicher auch die noch frische Erinnerung an die vielen guten Tage im Juli mit.

Seit einigen Tagen habe ich jetzt die +6-Gegenbrille. Hat knapp 40 Euro gekostet (echtes Glas, keine fertige Plastikbrille). Natürlich ist meine Sehleistung damit sehr bescheiden, meist trotz Anstrengung nur zwischen 10 und 20%. Aber ab und zu erkenne ich aber für kurze Augenblicke sogar normale Zeitungsschrift, einmal sogar 100%-Schrift. Das bezieht sich alles auf ruhiges Sitzen. Wenn ich mit dieser Gegenbrille aufstehe und umhergehe, dann fühle ich mich wegen der ungewohnten Größenverhältnisse sehr unsicher. Beim Treppensteigen muss ich mich am Geländer anhalten,
Für den Anfang trainiere ich pro Tag insgesamt nur etwa 20 - 40 Minuten mit der neuen Gegenbrille. Dabei häufig ein feiner, relativ starker Hammerschlageffekt. Mit "fein" meine ich, dass ich viele kleine dieser "Bruchkanten" sehe und nicht wenige große ("grob"). Es scheint so, als würde sich meine Hornhaut wegen der erhöhten Sehanstrengung wieder stark wellen. Rechts manchmal auch grobes Waschbrett (also senkrechte Wellen). Erstaunlicherweise sehe ich mit dieser starken Gegenbrille keinen Grauschleier, und mit den älteren, schwächeren Gegenbrillen auch nicht mehr. Jedenfalls zurzeit nicht (warmes, helles trockenes Wetter). Früher habe ich beim Übergang zu einer Gegenbrille bzw. stärkeren Gegenbrille ja immer eine eindeutige Verstärkung des Grauschleiers beobachtet.
Bei intensiver Nutzung der starken Gegenbrille manchmal leichter Tränenfluss aus den äußeren Augenwinkeln (zu Hause bei Wärme und ohne Luftzug) und zeitweise auch leichte Schmerzen in der Schläfengegend. An den Folgetagen kein Muskelkater, aber beim Streichen über die Augengegend oder leichten Eindrücken der Augen manchmal ein Gefühl wie beim Massieren erschöpfter Muskeln (aber nicht diese prallen, schmerzenden, heißen Augen wie im ersten Trainingsjahr).

An den Folgetagen zeitweise recht gutes Sehen ohne Brille. Keine Spitzenleistung, aber lange, stabile, leicht glasige Phasen um die 50%. Auch bei langsamer Bewegung im Freien bleibt das Bild oft lange stabil und tränenfrei. Bei Erschöpfung oder mangelnder Konzentration treten aber seitlich versetzte Doppelbilder auf.
Am PC erlebe ich jetzt fast jeden Tag mindestens eine gute Phase von 5-15 Minuten, in der ich einigermaßen vernünftig ohne Brille arbeiten kann (bei angenehmen Arbeiten, bei unangenehmen Sachen ist meine Sehleistung deutlich schlechter). Danach bleicht dann die dunkle Schrift langsam weg, so dass Schriften wegen mangelnden Kontrasten immer schlechter lesbar werden.
Einige Tage später oft ab Mittag mittlere Kopfschmerzen im vorderen Kopfbereich (etwa von Schläfe bis Schläfe), so dass ich die eine oder andere halbe Tablette nehme. Es scheint eine Art verkrampfte Überanstrengung zu sein, denn gerade während dieser Zeiten erlebe ich relativ stabile Phasen noch akzeptabler Sehschärfe (schätzungsweise 30 bis 40%, auch bei Dämmerung relativ gut). Gleichzeitig ist meine Sehleistung mit Korrekturbrille eher bescheiden und die allgemeine Verstellbarkeit erschwert. Es ist, als ob meine Augen mit Gewalt eine bestimmte Einstellung halten wollen, Verkrampfung eben.
Schon nach 2 Wochen schaffe ich zum ersten Mal mit der +6-Gegenbrille das Minensucherspiel. Mitte August sinkt meine Sehleistung weiter. Ich erlebe zwar häufig sehr scharfe Schärfephasen, kann sie aber nur 2 - 3 Sekunden halten. In den Schwächephasen kommt mir meine Sehleistung erbärmlich schlecht vor, aber ich kann trotzdem Teile von Text am TV-Bildschirm erkennen, also kann es so schwach gar nicht sein. Anstrengungsgefühl und Kopfschmerzen nehmen zu. Dazu allgemeine körperliche Schlappheit und auch mit Brille ausgesprochen schwache Sehleistung. Vermutlich eine der üblichen zyklischen körperlichen Schwächephasen, verstärkt durch Überanstrengung der Augen durch das häufige Training mit der starken Gegenbrille. Ich trainiere zur Erholung einige Tage nur leicht und völlig ohne Gegenbrille.
Nach 5 Tagen keine Kopfschmerzen oder Anstrengungsgefühl mehr. Sehleistung besser, aber nicht extrem gut. Ich trainiere wieder mit Gegenbrille.

An den Folgetagen meist mittlere Sehleistung, an einigen Tagen sogar besser. Das Üben mit kleinen Schriften macht mir zurzeit besonders Spass und bringt Erfolgserlebnisse. Manchmal kann ich fast ohne Unterbrechung 30 bis 60 Sekunden lang 100%-Schrift aus 30 - 40 cm Entfernung lesen. Trotzdem bin ich wieder unzufrieden. Zeitweise leichte bis mittlere Kopfschmerzen im Stirn- und Schläfenbereich. Das scheint mir eindeutig auf der Trainingsverschärfung durch die +6-Gegenbrille zu beruhen. Wie schon bei den ersten Trainingsstufen wird es vermutlich in einigen Monaten nicht mehr auftreten, und dann beim Übergang auf die nächste, wieder stärkere Gegenbrille wieder kommen.
Meine Sehleistung mit der +6-Gegenbrille hat sich schon deutlich verbessert. Nicht, dass ich damit z.B. schon ernsthaft lesen könnte, mehr als maximal eine Zeile am Stück ist nicht möglich. Aber es ist besser und leichter als vor 4 Wochen. Ich glaube jetzt, für die Trainingswirkung ist es sinnvoller, die Stärke einer Gegenbrille schnell zu steigern, anstatt monate- oder gar jahrelang zu versuchen, mit einer gegebenen Gegenbrille immer weitere und naturgemäß immer kleinere Fortschritte zu erreichen. Vielleicht werde ich mir also schon in einigen Monaten eine +10-Gegenbrille beschaffen?

Neben dem Trainingseffekt für das normale Sehen bringen mir die steigenden Sehleistungen mit Gegenbrille immer wieder das Erfolgserlebnis, damit Gegner des Sehtrainings schnell und einfach widerlegen zu können. Meist fordern diese ja "Beweise" in Form alter Brillenrezepte. Schon das ist übrigens Unsinn, denn es kommt nicht allein auf die Brillenstärke an, sondern auf die erreichbare Sehleistung mit und ohne Brille. Selbst wenn man solche alte Brillenrezepte hat und sich auf diese Art des Beweises einlässt, bringt das bei hartnäckigen Gegnern nichts. Sie behaupten dann einfach, die alten Rezepte wären gefälscht, der Arzt hätte falsch gemessen, die frühere Kurzsichtigkeit wäre einfach durch zunehmende Altersweitsichtigkeit gemildert worden, usw. Kurz: Sie finden immer Gegenargumente. Führt man dagegen vor, dass man einen fremden Text sowohl mit einer Brille für Kurzsichtige als auch mit einer für Weitsichtige lesen kann, und fordert man den Gegner auf, das nachzumachen, dann müssen auch die hartnäckigsten Gegner auf der Stelle einräumen, dass Sehtraining zumindest "gewisse Erfolge" bringt. Der Ausweg über langatmige Theoriediskussionen, das übliche Fordern und Anzweifeln von Dokumenten, usw, alles das ist ihnen durch so eine Demonstration schlagartig genommen.

Ein Bekannter ist zu Besuch und meint fragend: "Seitdem du keine Brille mehr benutzt liegen bei dir mehr Brillen herum als jemals vorher"? Da hat er leider nicht so ganz unrecht. Früher hatte ich immer nur eine Brille. Heute habe ich verschiedene schwächere Korrekturbrillen und dazu an allen möglichen Übungsplätzen im Haus verteilt diverse Gegenbrillen. Für den Uneingeweihten muss das aussehen wie bei einer Person, die panische Angst hat, einmal ohne Brille auskommen zu müssen.
An den beiden letzten Augusttagen wieder etwas schwächere Sehleistung und schwer einstellbare Augen.


57. Monat (September 2000)
Anfang September überwiegend trübes Wetter und etwas beruflicher Stress. Trotzdem oft recht lange, mittlere Scharfsehphasen etwa zwischen 40% und 70%. Scharfsehen besonders gut in der Ferne und bei sehr kleiner Schrift auf Leseentfernung. Normale Schrift und am PC dagegen zurzeit nur knapp mittlere Leistung.
Die kühlen Tage häufen sich und bei Bewegung im Freien treten wieder die ersten Tränen auf. Es kommt langsam wieder die Jahreszeit der Frustrationen und scheinbarer Rückschritte beim Trainingserfolg.

Ich übe wieder einmal etwas an alten Videoaufzeichnungen von kleinen weißen Schriften auf blauen und schwarzem Untergrund. Früher war mein Problem dabei hauptsächlich der Kontrast. Die Texte erschienen mir ausgeblichen und waren in hellblauen bzw. grauen Nebel gehüllt. Jetzt sehe ich gute Kontraste, keinen Nebel, und kann im Prinzip alles scharf sehen. Trotzdem kann ich die Texte zeitweise nicht auf Anhieb durchgehend lesen. Es stört ein feiner Hammerschlag- bzw. Waschbretteffekt und durch die vielen "Bruchkanten" erscheinen die Texte wie in viele Fetzen zerteilt, die nicht ganz passend aneinander liegen (rechts tritt dieser Effekt häufiger und stärker als links auf). Manchmal kann ich aber wirklich perfekt und mühelos bis zu etwa 1 Minute am Stück lesen . Wirklich ein großer Fortschritt!

Zeitweise wieder Schmerzen im Stirn- und Schläfenbereich (vermutlich immer noch wegen der neuen starken Gegenbrille). Erstaunlich ist, dass diese Schmerzen nicht immer beim Sehen oder gar nur beim Sehen mit Gegenbrille auftreten. Es kommt vor, dass ich z.B. 15 Minuten ohne Beschwerden mit Gegenbrille trainiere, aber die Schmerzen tauchen erst eine Stunde später und auch nur für ein paar Minuten auf, wenn ich z.B. in einen Gartenstuhl döse.
Einmal trat plötzlich ein starker Schmerz etwa im Bereich linke Schläfe-Augenhöhle auf, breitete sich bis zum Hinterkopf aus und verschwand nach knapp 5 Minuten. Ich vermute einen Krampf einer der äußeren Augenmuskeln.

Mitte September für etwa 12 Tage nur deutlich schwächere und kürzere Scharfsehphasen. Besonders schlechte Sehleistung beim Lesen normaler Schriften (Zeitungen, Bücher) am Bildschirm (TV, PC) sowie auffallend schwaches Sehen mit Brille. Noch relativ gut war das Lesen sehr kleiner Schriften und Sehen in die Ferne. Keine Schmerzen. Ich habe fast normal weiter trainiert, auch mit der starken Gegenbrille. Es ist aber eindeutig, dass ich inzwischen auch in solchen Schwächephasen fast immer eine Grundsehleistung halten kann, die ich im ersten Trainingsjahr als "Scharfsehen" bezeichnet hätte.
Danach steigt die Sehleistung allmählich wieder. Bemerkbar hauptsächlich aufgrund meiner genauen Beobachtungen und Notizen. Gefühlsmäßig bleibe ich unzufrieden. Nur einmal ein spektakuläres Erfolgserlebnis: Ich kann beim Tanken etwa 2 Minuten lang aus 2 bis 3 Metern Entfernung trotz störender Spiegelungen fast ununterbrochen die durchlaufenden Ziffern an der Tanksäule erkennen.
Seit einigen Monaten bemerke ich die Schwankungen der Sehleistung oft eher beim Sehen mit Brille als beim Sehen ohne Brille. Vermutlich hängt das damit zusammen, dass ich die Brille ja meist bei sehr sehkritischen Arbeiten wie z.B. am PC benutze, wo es wirklich auf langes schwankungsarmes Durchhalten hoher Sehleistung ankommt.
Beim Autofahren komme ich jetzt immer öfter in Gewissenskonflikte, ob ich mit oder ohne Brille fahren soll. Die erreichbare Höchstschärfe ist ohne Brille eindeutig höher (kontrollierbar durch Lesetests an Schildern, Autonummern, etc.), aber die Kontraste sind etwas schwächer (ganz leichte Nebeleffekte wie bei Pastellfarben) und die Schwankungen größer. Etwa alle 5 bis 10 Sekunden gehen Linien, Pfosten, usw. seitlich auseinander und ich muss neu scharf stellen. Bei Stress wie z.B. Orientierungsproblemen muss ich fast immer sofort zur Brille greifen. Immer noch das alte Problem, dass ich z.B. Hinweisschilder oft problemlos lesen kann, wenn sie mich nicht interessieren. Sobald ich aber nach etwas unbedingt lesen will, sieht es oft ganz anders aus, nämlich unscharf. Aber wenigsten bin ich inzwischen so weit, dass ich nach der Stresssituation meist sehr schnell wieder scharf sehe und nicht noch stundenlang Probleme habe.

Es scheint mir, als wären die Schärfephasen auf dem rechten Auge häufiger geworden. Manchmal ist die Schärfe wirklich perfekt. Häufig dabei aber störende Flecken, die offenbar direkt auf oder in der Hornhaut sitzen und Nebelwolken (diese Nebelwolken sind immer um die interessanten Dinge wie z.B. Schriften herum, nie im freien Raum).

In den letzten Septembertagen erst einen ganzen Tag Basteleien am Fahrrad, dann zwei Tage umfangreiche häusliche Renovierungen. Obwohl ich immer wieder Pausen mit Sehübungen in die Ferne einlege, bringen solche stundenlangen Naharbeiten mit hoher Konzentration doch immer noch einen Rückfall zu bescheidener Sehleistung.

Interessanter Zeitungsartikel: Erstmals wurde eine kontrolliert durch die Augenmuskeln (vermutlich sind die Ziliarmuskeln gemeint) verstellbare Kunstlinse implantiert. Leider keine weiteren Details.


58. Monat (Oktober 2000)
Anfang Oktober einige ruhige Tage mit viel Muße. Schlechtes Wetter, also auch keine Ablenkung durch Touren im Freien. Ich kann mit der +6-Gegenbrille normalen Text absatzweise ohne Unterbrechung lesen (Kontraste aber flau) und erreiche damit in der Ferne Sehleistungen bis zu 40%. Kein Schmerzen; ich trainiere recht intensiv.
Nach 3 Tagen fühle ich mich müde, unlustig, allerlei Wehwehchen und die Sehleistung geht entsprechend bergab. Eine minimale Sehschärfe von etwa 25% wird aber nicht unterschritten, und ich kann bei Bedarf fast immer eine kurze Scharfsehphase von etwa 50% erzwingen. Es reicht noch, um einigermaßen flüssig ohne Brille eine Zeitung aus 30-40 cm Abstand zu lesen.
Besonders unangenehm ist fast ständiger Kopfschmerz etwa im Bereich Stirnmitte/Nasenwurzel, manchmal sind auch beide Augenhöhlen mit betroffen. Diese Art, Stärke und Dauerhaftigkeit von Schmerzen hatte ich eigentlich nur im ersten Trainingsjahr. Eine halbe Schmerztablette hilft für 2-4 Stunden. Erstaunlich ist, dass ich aber auch an diesen Tagen bei entspannten Situationen manchmal für 15-30 Minuten recht gutes Scharfsehen erlebe (die Kopfschmerzen verschwinden aber auch während dieser Zeiten nicht völlig).
Nach 6 Tagen sind diese Schmerzen verschwunden. Danach höchstens noch ab und zu geringe Anspannungsschmerzen außen im Schläfenbereich. Leider viel beruflicher Stress und eine leichte Mandelentzündung (ich kann tagelang erst ab nachmittags was essen). Meine Sehleistung schwankt nicht mehr so kurzfristig, sondern wie im ersten Trainingsjahr beginnt sie morgens schwach (ich kann gerade noch die Zeitung aus 30 cm Entfernung lesen) und steigt dann bis abends deutlich. An einigen Tagen kann ich abends minutenlang 100%-Text lesen. Die Pausen zum Neueinstellen sind dabei so kurz, dass ich sie kaum noch bemerke und praktisch den Eindruck durchgängig scharfen Sehens habe. Auch die Fernsicht ist spätnachmittags oft ausgezeichnet. Aber nur beim Blick von innen (Haus, Auto) durch eine Scheibe nach außen und nicht, wenn ich direkt im Freien stehe (obwohl die Luft noch nicht kalt ist und auch kaum Wind herrscht). Gefühlsmäßig bin ich schon wieder unzufrieden, obwohl ich z.B. am TV fast immer alle Untertitel lesen kann.
Vor etwa einem Jahr war mir aufgefallen, dass ich bei invertierten Schriften und Mustern (also weiße Schriften auf schwarzem Untergrund) Probleme hatte. Seitdem habe ich vorzugsweise z.B. mit dem invertierten "Buchstabensalat" trainiert. Jetzt trainiere ich wieder einmal mit der Normalversion (schwarz auf weiß) und muss feststellen, dass ich da Probleme habe. Auch sind meine Fortschritte bei Videotext (hellfarbige Schriften auf dunkeln Hintergrund) auffallend. Es ist also wirklich so, dass der Augen-Hirn-Apparat immer das am besten lernt, was man gerade trainiert, aber Probleme bei der Übertragung auf andere Kontraste oder Farbschema hat. Man muss beim Training immer alles gut mischen und sollte sich nicht spezialisieren.
Bei schwarzen Mustern oder Text auf weißem Untergrund hatte ich früher ja oft das Problem, dass das Schwarz irgendwie "wegbleicht". Dieses Problem ist inzwischen nicht nur viel geringer geworden, sondern es hat sich auch derart geändert, dass ab und zu Teile des Schwarz statt ganz zu verschwinden auf eine störende Art zu spiegeln scheinen.. Die Muster lassen sich zwar noch erkennen, aber es ist sehr unangenehm, mühsam und irritiert.

Ab etwa Mitte Oktober wieder das alte Schema mit häufig und schnell wechselnder und insgesamt wohl etwas geringerer Sehleistung.
Mir fällt immer wieder auf, dass ich rechts jetzt häufiger als früher Phasen guter Schärfe habe (aber immer noch seltener als links). Das rechte Auge profitiert also vom Training, obwohl ich es nicht schon lange nicht mehr isoliert trainiere wie am Anfang des Trainings. Ich kann natürlich nicht sagen, ob das auch so wäre, wenn ich es damals nicht zeitweise speziell trainiert und damit "aufgeweckt" hätte. Das scharfe Bild des rechten Auges ist aber oft noch durch einige "Bruchkanten" unterbrochen. Zurzeit sind es meist sind 1-4 mehr oder weniger senkrechte Kanten, die aber nur selten scharf ausgeprägt sind, sondern oft wie von einem leichten Nebel oder einem Fettfilm überdeckt werden.

Ende Oktober leider wieder ein paar sehr schwache Tage. Ich fühle mich müde und habe eine starke Abneigung gegen sportliche Betätigung. Gefühlsmäßig möchte ich meinen, meine Sehleistung ist auf den Stand zu Beginn des Trainings zurückgefallen. Dem ist aber nicht so. Früher konnte ich die Fensterrahmen und -kreuze der Nachbarhäuser nicht als solche ausmachen, geschweige denn die Fenster zählen. Heute kann ich das selbst an den ganz schwachen Tagen aus 100 Meter Entfernung und meist sogar mit Gegenbrille. Ich kann an diesen Tagen Zeitungen und Bücher aus 30 cm Entfernung einigermaßen flüssig lesen und erkenne große Teile der Texte am TV-Bildschirm. Es ist also wieder einmal die eigene Unzufriedenheit mit den langsamen Fortschritten und den häufigen Rückfällen, die eben diese Rückfälle verstärkt. Nach einigen Tagen kommen auch noch leichte Kopfschmerzen in Stirnmitte und Ermüdungsschmerzen beim Berühren der Augengegend dazu. Letzteres deutet darauf hin, dass die Augen in den letzten Tagen nicht etwa "geruht", sondern hart gearbeitet haben. Vermutlich wieder einmal einer dieser "internen Kämpfe" gegen die Neigung zum Verkrampfen..


59. Monat (November 2000)
In den ersten Novembertagen einige Male Scharfsehphasen von 1-3 Stunden. Leicht anstrengend und etwas glasig, aber die minimale Sehschärfe sinkt kaum unter 40%. Vorher und nachher aber leider bescheidene Sehleistung mit extremen Schwankungen. Oft kann ich das Bild zwar scharf stellen, aber die Schärfe keine Sekunde lang halten. Auch mit Brille sind diese Schwankungen bemerkbar. An einigen Tagen greife ich dann entnervt zu einer älteren, stärkeren Brille, weil nur damit die schwachen Phasen noch scharf genug sind, um sinnvoll arbeiten zu können.
Als Ursache vermute ich eine allgemeine körperliche Schwächephase zusammen mit viel beruflichen Stress und dem trüben Wetter. Ich habe in den letzten Wochen zwar regelmäßig trainiert, aber wohl nur schematisch und alibihalber zur Selbstberuhigung. Auch zu wirklicher Entspannung war ich selten gekommen, und schon häufen sich wieder Hast und Verkrampfungen.

Mitte November geht es mir deutlich besser, wenn ich auch keine körperliche Hochform erreiche. Ich erlebe täglich 2 bis 6 Stunden, in denen fast ständig eine Sehleistung von mindestens 40% halten kann. Ich kann immer mal wieder für 5 - 15 Minuten ohne Brille am PC arbeiten (das Problem dabei ist weniger fehlende Schärfe als mehr flaue Kontraste). Allerdings handelt es sich wieder überwiegend um glasiges, bewusst erzwungenes, anstrengendes Scharfsehen, und die Steigerung macht sich hauptsächlich bei mittleren und fernen Entfernungen bemerkbar. Auf Leseentfernung kaum Verbesserung. Außer beim Üben mit sehr kleinen Schriften. Da erreiche ich kurzfristig bis etwa 150%. Das hängt aber wohl damit zusammen, dass man mit so kleine Schriften nur bei bewussten Training (und damit auch entsprechender Entspannung) zu tun bekommt, aber nie bei den täglichen, stressigen Routinearbeiten.
Meine Sehleistung mit Brille hat sich nicht gebessert: Im Gegenteil, zeitweise bin ich damit sehr unzufrieden und merke nur noch einem geringen Vorsprung vor dem Sehen ohne Brille. Natürlich kann ich zu einer der stärkeren alten Brillen greifen und sehe dann tatsächlich zuerst einmal besser. Aber bald tritt ein unangenehmes Brennen in den Augen auf, und ich lege sie wieder weg. Ich kann aber nicht beurteilen, ob dieses Brennen wirklich körperlich vorhanden ist, oder ob es mehr psychologische Ursachen hat, z.B. wegen meines inzwischen aufgebauten Feindbildes gegen starke Brillen, als Selbstbestrafung, weil ich doch wieder zu einer starken Brille gegriffen habe, oder aus sonst einem ähnlichen Grund.
Automatische, mühelose und besonders gute Scharfsehphasen erlebe zurzeit recht selten. Meist kommen sie nur morgens vor, bevor ich mit der ernsthaften Tagesarbeit anfange, oder in Situationen, wo ich gar nicht daraus aus bin (z.B. wenn ich dösend aus dem Fenster in die Ferne schaue). Sobald ich mir bewusst werde, dass ich gerade mal wieder eine erlebe, da geht es schon wieder in jenen mühsamen Kampf um gutes Sehen über. Im Sommer, entspannt direkt im Garten, wäre es vermutlich kein Problem, diese Momente auf 30 bis 60 Minuten auszudehnen.
Die Sehleistung im Freien ist fast immer deutlich schlechter als im Haus. Oft wieder starkes Tränen, aber nach meiner Einschätzung (oder ist es nur Hoffnung?) doch weniger als bei gleichem Klima in den Vorjahren.
Ende November wieder etwas schlechteres Sehen. Die Verstellbarkeit der Augen ist erschwert und die Anstrengungen beim Scharfstellen wird nach einigen Stunden meist deutlich fühlbar oder gar schmerzhaft.

Seit Anfang November habe ich jetzt auch eine +12-Gegenbrille. Ein wirkliches Monstrum zum Fürchten. Das (echte) Glas ist bis zu 9 mm dick und die Brille wiegt fast 80 g (die +3- Gegenbrille mit Plastikgläsern wiegt unter 30 g). Alles in einfachster Ausführung. Kosten: rund 60 Euro.
Ich trainiere anfangs nur wenige Minuten pro Tag damit. Natürlich kann ich damit zuerst fast nichts erkennen. Meine Sehleistung schwankt schätzungsweise irgendwo zwischen 2 bis 10%, und wie anfangs auch bei den anderen Gegenbrillen sind die Kontraste auffallend flau. Aber schon vom ersten Tag an erlebe ich einige wenige ganz kurze Phasen relativer Schärfe. Pro Minute sind das maximal 1 Sekunde in denen ich in der Ferne bis zu 20% und in der Nähe bis zu 50% erreiche.
Ende November sind es schon etwa 2 - 5 Sekunden pro Minute, und ich kann mich mit dieser Brille inzwischen auch problemlos im Haus bewegen, ohne wegen der ungewohnt großen Größenverhältnisse meiner Umgebung völlig verunsichert zu sein. Bisher keine Kopfschmerzen. Aber meine Erfahrung sagt mir, dass auch Tage mit erheblichen Kopfschmerzen kommen werden, bevor mein Augen-Hirn-Apparat mit diesem Gegenbrillenkaliber beschwerdefrei umgehen kann.


60. Monat (Dezember 2000 - 5 Jahre)
Anfang Dezember hartnäckiger Husten und zeitweise leichte "Herzschmerzen". Diese Schmerzen scheinen mir aber mehr äußerlich an wechselnden Stellen des Brust- Schulter-Bereichs zu sitzen und verschwinden oft nach etwas Gymnastik oder wenn ich z.B. einige Zeit bewusst aufrecht gehe oder Rad fahre. Da ich manchmal aus falschem Ehrgeiz zu lange ganz ohne oder mit schwacher Brille am PC arbeite und mich dann oft dabei ertappe, wie ich mich langsam mehr und mehr nach vorne zum Bildschirm krümme, könnten die Schmerzen auch einfach Folge dieses "Vornüberkrümmens" sein. Sehleistung an diesen Tagen jedenfalls nur knapp durchschnittlich.
Mitte Dezember 5 Tage mit mühe- und schmerzlosen, überdurchschnittlich guten Sehen. Danach sehr plötzlich das genaue Gegenteil: Schwaches Sehen, manchmal sogar Probleme beim Zeitungslesen aus 30 cm Abstand. Zeitweise leichte Kopfschmerzen und ein Gefühl von kaum beherrschbaren Verkrampfungen im Augen-Stirn-Bereich. Abneigung gegen starke Gegenbrillen. Erstmals seit langem kann ich kaum noch willentlich Scharfsehen erzwingen. Nur Entspannung bringt für wenige Minuten gutes Scharfsehen.
Manchmal ist das komplette Bild unscharf (unter unscharf verstehe ich in diesem Trainingsstadium Sehschärfen unter 30% - früher habe ich 30% schon als ziemlich scharf empfunden), manchmal besteht das Bild aus vielen scharfen und unscharfen Flecken. Ich kann meinen Blick dann zwar so schwenken, dass ich immer gerade durch einen der scharfen Flecken schaue und dadurch ein kleines Teilbild wie z.B. ein kurzes Wort in einem Text scharf sehe, aber für praktische Arbeiten ist das natürlich unbrauchbar. Die scharfen und unscharfen Flecken befinden sich ganz offensichtlich direkt vorne im Auge und können deshalb kaum auf einer Verstellung der Augenlänge beruhen. Ursache ist vermutlich eine vorübergehend unregelmäßige Oberfläche der Hornhaut oder der Linse. Drücke ich das Auge etwas ein, so ist das Bild sofort schärfer und gleichmäßiger. Mit der +3- oder +6- Gegenbrille sehe ich nur geringfügig schlechter, mit Korrekturbrille nur geringfügig besser.
Nach einer Woche nochmals eine Verschlechterung. Rechts ganz besonders schlechtes Sehen (aber immer noch zeitweise scharfe Augenblicke). Schmerzen bei Druck auf die Augen (die Augäpfel sind aber nicht mehr prall wie manchmal bei Beginn des Trainings und die Schmerzen sind geringer). Selbst die Lider schmerzen oft schon bei Berührung. Zeitweise stechende Schmerzen in einer Augenhöhle oder dahinter (rechts häufiger, nie beide Seiten gleichzeitig). Nach meinen Aufzeichnungen möchte ich Sehleistung (meist zwischen 20 und 40% schwankend) und Schmerzen etwa als Rückfall ins 2. Trainingsjahr einordnen. Dazu passt auch die beim Zeitungslesen manchmal sehr hellgrau-neblige und kaum noch lesbare Schrift.
Am Monatsende viel unerwartete Arbeit, aber dabei auch ein schönes Erfolgserlebnis. Obwohl ich wegen der vielen Arbeit kaum Zeit für entspanntes Training habe sind die Schmerzen sofort weg und meine Sehleistung wieder bei gut mittelmäßig. In besonders guten Momenten kann ich mit der +12-Gegenbrille aus etwa 30 cm Entfernung mehrere Zeilen in der Zeitung lesen. Training mit der starken Gegenbrille macht wieder Spass.

Interessanter Artikel in den Zeitungen: Die Astronauten in der Raumstation haben angeblich eine ungewöhnlich hohe Sehschärfe beim Beobachten von Details auf der Erdoberfläche. Man vermutet, dass das damit zusammenhängt, dass wegen der Schwerelosigkeit die zum Scharfsehen notwendigen, ständigen, ganz kleinen Augenbewegungen besser durchgeführt werden.

Bilanz nach dem 5. Trainingsjahr:
Obwohl ich mich insbesondere in den letzten Monaten körperlich nur bescheiden fühlte, gab es auch in diesem Jahr deutliche Fortschritte. Ich bin ziemlich sicher, dass das hauptsächlich auf dem Training mit den starken Gegenbrillen (+6 und +12) beruht. Ich erlebe jetzt an vielen Tagen eine oder mehrere Stunden, in denen ich während mindestens 90% der Zeit mindestens 40% Sehleistung erreiche. Bei Blick in die Ferne erlebe ich oft mühelose, automatische Scharfsehphasen, während Naharbeit meist bewusstes und auf die Dauer anstrengendes Scharfstellen erfordert. Besonders auffällig ist die Verbesserung bei Stress und an körperlich schwachen Tagen.
Auch am Monitor und an den Übungstafeln sind die Fortschritte auffallend. Die Abneigung gegen die Übungstafeln ist zwar geblieben, aber ich habe herausgefunden, worauf sie beruht: An den schlichten weißen Tafeln mit klaren schwarzen Zeichen fallen die ständigen Schwankungen der Sehschärfe stärker auf als z.B. beim Blick auf einen bunten TV- Bildschirm oder in die Natur. Heute mehr als am Trainingsbeginn, weil ich inzwischen besser sehe und selbstkritischer geworden bin. Und vermutlich deshalb neige ich dazu, diesen auffallenden Schwankungen auszuweichen, indem ich mir Übungsobjekte suche, wo sie nicht so auffallen.

Mein rechtes Auge ist zwar weiterhin schwächer, hat sich aber eindeutig verbessert und liefert manchmal minutenlang ein nahezu perfektes Bild. Kopfschmerzen traten in diesem Jahr relativ selten und nur in milder Form auf. Die Farbkontraste sind inzwischen fast so gut wie mit Brille, und Grauschleier tritt praktisch nur noch bei Benutzung der starken Gegenbrillen auf. Der Tränenfluss bei kaltem Luftzug scheint sich etwas verringert zu haben. Beim Nachlassen der Schärfe wird oft nicht mehr wie früher das ganze Bild unscharf, sondern es treten unscharfe Flecken auf (wie Nebel oder Fettflecken auf einer Scheibe), während andere Teile des Bildes scharf bleiben. Die Flecken sind nicht immer an den gleichen Stellen. Manchmal scheinen sie sich sogar zu bewegen. Diese fleckenweise statt allgemeine Unschärfe verstärkt meine Vermutung, dass die Scharfstellung zumindest teilweise durch Verstellung der Hornhaut erfolgt. Daneben gibt es natürlich ab und zu auch noch schlechtes Sehen wegen Astigmatismusrückfällen (Bild an sich zwar scharf, aber Doppelkonturen, die das Erkennen erschweren).

Als negativ fallen mir folgende zwei Dinge auf:
Ich weiß zwar durch Vergleich mit meinen alten Aufzeichnungen genau, wie groß meine Fortschritte sind. So kann ich heute in meinen schwachen Phasen meist mindestens so gut sehen, wie anfangs in den vermeintlich "perfekten Scharfsehphasen", über die ich im ersten Trainingsjahr so glücklich war. Außerdem haben sich die guten Sehphasen enorm verlängert, aber trotzdem bin ich öfter unzufrieden als am Anfang des Trainings.
Das andere Problem ist, dass ich immer schlechter mit Korrekturbrillen zurechtkomme. Die schwachen bringen manchmal kaum Zuwachs an Schärfe, und die starken führen nach kurzer Tragezeit zu Unwohlsein. Das ist ein wirklicher Rückschritt zu den ersten Trainingsjahren, wo sich meine Sehleistungen mit und ohne Brille gleichzeitig besserten und Wechsel zwischen mit und ohne Brille bzw. verschiedenen Brillen völlig problemlos waren.


61. Monat (Januar 2001)
In der ersten Januarhälfte Sehleistung meist um mittelmäßig schwankend. Kaum Schmerzen oder Verkrampfungen. Ab und zu kann ich für etwa 10 Minuten ohne Brille am PC arbeiten (19 Zoll Monitor mit 1024 mal 768 Pixel aus 55 - 60 cm Entfernung).
Immer wieder kleine Erfolgserlebnisse beim Training mit der +12-Gegenbrille. Was mich dabei besonders erstaunt ist, dass ich manchmal an Tagen, an denen ich eigentlich weniger gut sehe, besonders an Tagen mit ständigen Schwankungen der Sehschärfe, relativ gut mit Gegenbrillen sehe (trotzdem natürlich schlechter als ohne Brille). Es ist als ob die dabei nötige Anspannung das Sehen stabilisiert und die Schwankungen vermindert.

Mitte Januar wieder schwächer. Die Phasen sehr großer Schärfe sind nur sehr kurz. Vormittags sind oft nur "Schärfeblitze" von wohl deutlich unter einer Sekunde möglich. Abends dann Verbesserung auf bis etwa 2 Sekunden. Das erscheint schlimm, weil die Schärfe ja immer so schnell und stark "wegbleicht". Aber andererseits ist die Grundschärfe in den relativ unscharfen Momenten dazwischen heute meistens ausreichend, um, wenn auch mit etwas Anstrengung, aus 40 cm Entfernung in einem Buch zu lesen oder auch Texte am TV zu erkennen. Keine Schmerzen, aber leichte Verkrampfungsgefühle und oft schwer einstellbare Augen. Ich habe Zeit und trainiere relativ viel. Zeitweise kann ich mit der +12-Gegenbrille am TV-Bildschirm die durchlaufenden Börsenkurse lesen.

Es ist sehr kalt und oft sehr hell. Die Tränerei im Freien ist in den ersten Minuten sehr stark, lässt aber fast immer nach 10 Minuten stark nach. Möglicherweise werden die Tränen dann aber auch nur besser über die Nase in den in den Hals umgeleitet. Es scheint mir jedenfalls, als ob es bei den Tränen jetzt endlich eine Verbesserung gibt. Hoffentlich stellt sich das nicht wieder nur als Wunschdenken heraus!
Dazu auch eine interessante Mitteilung eines Leser: Er hat bisher keine Brille, hat aber bei kühlem Luftzug ähnliche Tränenprobleme wie ich, so dass er sich dann gerne mit einer Sonnenbrille schützt. Es könnte also sein, dass das Tränen bei mir nicht (alleine) auf das Training zurückzuführen ist, sondern einfach auf eine persönliche Empfindlichkeit gegen kalten Luftzug, die ich früher nur deshalb nicht bemerkt habe, weil ich ja immer eine schützende Brille trug. Möglicherweise sind meine Augen auch deshalb so empfindlich geworden, weil ich immer eine schützende Brille trug. Ich glaube zwar weiterhin, dass die Trainingsanstrengung zum Tränen beiträgt (die Tränerei ist ja manchmal wirklich extrem, und selbst zu Hause sind die Augen oft auffällig feucht), aber vermutlich ist das eben nicht die alleinige Ursache.

Nach einigen Tagen eine allmähliche Verschlechterung. Das hatte ich wegen des intensiven Trainings der letzten Tage erwartet. Es beginnt mit zeitweise stärkeren Flecken und schwerer wegdrückbaren Doppelkonturen. Dann schwächere Kontraste und gleichmäßig niedrigeres Schärfeniveau (meist etwa zwischen 20 und 40% mit Extremwerten etwas bei 10% und 70%; auch mit Brille relativ schwach). Gleichzeitig schwerer verstellbare Augen; manchmal reagieren sie gar nicht auf meine Einstellwünsche. Vermutlich sollte ich ein paar Tage Pause mit Brille machen. Da ich aber kaum Schmerzen verspüre und mich körperlich sogar recht gut fühle quäle ich mich meistens ohne Brille durch die Tagesarbeit. Aber kein Training mit Gegenbrille.
Nach 3 Tagen eine leichte Besserung, aber auch stärkere und unangenehmere Schwankungen. Zeitweise leichte Schmerzen im Stirnbereich. Ende Januar dann zusammen mit einem allgemeinen Rückgang meines körperlichen Befindens auch schon wieder schlechteres Sehen.


62. Monat (Februar 2001)
Anfang Februar sehr schlechtes Sehen und große Erschöpfung. Auch mit meiner Standardbrille habe ich Schwierigkeiten beim Arbeiten. Der ganz Augen-Stirnbereich fühlt sich verkrampft an und schmerzt bei Berührung oder gar beim Drücken auf die Augen. Ich mache von Samstagmittag bis Montagmorgen eine absolute Trainingspause in der ich meistens im dunklen Zimmer schlafe (zeitweise mit Kissen auf dem Gesicht). In den paar Stunden, in denen ich doch etwas machen muss, mache ich keinerlei aktive Einstellbemühungen. Ich sehe hundsmiserabel (unscharf und Mehrfachkonturen). Wenn ich unbedingt scharf sehen muss greife ich gleich zur Brille.
Am Montagmorgen sind alle Schmerzen und Verspannungen verschwunden (auch bei intensiven Drücken und massieren der Augen keinerlei Schmerzen). Die Sehleistung ist deutlich besser, eher glasig als neblig, kaum astigmatische Verzerrungen, aber insgesamt nur knapp durchschnittlich. Starke Schwankungen (aber auf höherem Niveau), Augen eher unbeweglich, und ich muss das Bild dauernd bewusst neu scharf stellen. Erst gegen Montagabend sind meine Augen wieder so fit, dass sie sich wieder fast von allein ständig scharf stellen. Da fühle ich aber schon wieder eine Art leichte Verkrampfung. Nicht schmerzhaft, eher so, als ob sich die Augen bemühen, eine Einstellung zu halten, die sie im Augenblick nicht als "natürliche Grundeinstellung" gewohnt sind.

An den Folgetagen von Tag zu Tag geringfügig besser und stabiler. Am folgenden Wochenende dann zwar noch nicht absolute Spitzenklasse, aber doch überdurchschnittlich gutes Sehen. Vielleicht auch etwa begünstigt vom warmen und hellen Wetter. Keinerlei Schmerzen oder "Einstellverkrampfungen" fühlbar.
Diverse Beobachtungen: Ich sehe oft in der Ferne besser als im Nahbereich. Die Sehleistung mit meiner schwachen Standardbrille ist manchmal schlecht, zeitweise schlechter als ganz ohne Brille. Mit mittelstarker Brille sehe ich dann aber doch wieder schärfer als ohne Brille (mögliche Ursache: die mittelstarke Brille hat im Gegensatz zur schwachen Brille zusätzlich eine leichte Astigmatismus-Korrektur). Mein Sehleistung steigt im Tagesverlauf an. Rechts sehe ich immer noch meistens schlechter als links, aber auch das rechte Auge kann sich urplötzlich sehr scharf stellen. Manchmal erfolgt diese Scharfstellung (und der spätere Rückgang zur Unschärfe) innerhalb von 1-3 Sekunden und gleichmäßig, manchmal erfolgt sie langsam und fleckenhaft. Diese Flecken können nur neblig, nur unscharf, nur mehrfachbildrig, oder auch alles zusammen sein.

Nach etwa 10 Tagen recht gutem Sehen dann wieder etwas schlechter, zusammen mit allgemeiner körperlicher Schlappheit und allerlei Wehwehchen. Aber keinerlei Augen- oder Kopfschmerzen oder Verkrampfungsneigung.
Nach 3 Tagen schon wieder recht gutes Sehen ohne Brille. An den Folgetagen weitere Verbesserung; ich kann zeitweise für mehrere Minuten ohne Brille aus 1 Meter Entfernung alles auf dem PC-Bildschirm erkennen. Mit Brille allerdings kaum Verbesserung, eher sogar Verschlechterung. Trotzdem sehe ich mit Brille meistens besser als ohne; eventuell spielt da aber auch etwas Psychologie mit, denn das glasige, nebelfreie Bild durch die Brille täuscht im Vergleich zu dem oft leicht kontrastschwachen Bild ohne Brille oft mehr Schärfe vor, als wirklich vorhanden ist.
Dann mehrere Tage lang recht schlecht; offenbar mache ich gerade eine leichte Erkältung durch (schlapp, müde, frieren) und am Monatsende schon wieder gut.


63. Monat (März 2001)
Anfang März auf mittlere und ferne Entfernung gutes bis sehr gutes Sehen. Zwar ständige Schwankungen, aber ungewohnt hohe Minimalsehschärfe (ca. 30-40%), so dass die Schwankungen weniger stören. Ich schätze, wenn ich erst soweit bin, dass meine Sehschärfe nicht mehr unter etwa 50% fällt, werde ich die Schwankungen kaum noch bemerken und die Sehleistung insgesamt als für meine relativ bescheidenen Maßstäbe "perfekt" empfinden. Ich bin ziemlich sicher, dass meine Sehleistung auch früher mit Brille ständig schwankte. Ausschlaggebend für das Schärfeempfinden scheint die minimale Sehleistung zu sein, während man sich an die Schwankungen darüber leicht gewöhnt und sie kaum noch wahrnimmt.
Beim Blick von einer Brücke auf ein Gewirr von Eisenbahnschienen kann ich die Schienen meist fast mühelos bis in die Ferne zwar nicht immer scharf, aber eindeutig als parallele Linien ohne seitliche Auffächerung erkennen. Seitliche Doppel- und Vielfachbilder tauchen zwar immer wieder auf, sie lassen sich aber in aller Regel leicht, schnell und mühelos wieder übereinander schieben.

Erstaunlicherweise ist meine Sehleistung im Nahbereich an diesen Tagen recht bescheiden. Zeitweise fällt mir Zeitungslesen schwer. Die Augen scheinen irgendwie verkrampft und schwer auf die Nähe einstellbar. Übungen zur Extremakkommodation, Augenbewegungsübungen oder Entspannung helfen immer nur für einige Minuten, und dann fällt das Lesen schon wieder schwer. Möglicherweise habe ich mich schon so sehr an das problemlose Lesen ohne Brille gewöhnt und lese inzwischen wieder zu schnell und nachlässig. Ich muss mir wieder regelmäßige Pausen mit stresslosen Sehübungen an einzelnen Buchstaben oder Worten angewöhnen.

In den folgenden 14 Tagen meist ähnlich gut. Beim entspannten Fernblick in die allmählich aufblühende Natur (unbewegt aus geschützter Lage) manchmal minutenlang nahezu so gut wie früher mit Brille, allerdings etwas kontrastschwächer. Störungen des Bildes werden fast immer vom rechten Auge verursacht. Bei Bewegung im Freien jedoch überwiegend deutlich bescheidenere Sehleistung.
Auch bei "Fernübungen" im Zimmer auf die Übungstafel, bei Arbeit und Übungen im Nahbereich und mit schwacher Brille ist meine Sehleistung leider meistens wieder schwächer als bisher schon erreicht. An einem Tag zwischendrin jedoch bessere Nahsicht als Fernsicht. Und an einem Morgen nach kurzem und schlechtem Schlaf auffallend gute Sehleistung (diesen Effekt habe ich schon mehrfach beobachtet, z.B. besonders gute Sehleistung wenn ich mitten in den Nacht aus dem Tiefschlaf aufwache und minutenlang fast perfekt sehe).

Dann 5 schwächere Tage. Auch bei bewusstem Einstellen oft nur etwa 25% Sehleistung erreichbar: Kaum Schmerzen oder Verkrampfungsgefühle, aber zeitweise ein leichtes Fremdkörpergefühl in einer Augenhöhle (meist rechts, nie in beiden gleichzeitig). Danach wieder besser. An einigen Tagen sogar mehrere Stunden fast so gut wie früher mit Brille. Ursache dieses guten Eindrucks war weniger eine besonders gute Spitzensehleistung, sondern dass die Untergrenze der Schwankungen hoch lag, oft so um 40% und praktisch nie unter 25%. Ich konnte sogar mit der +3-Gegenbrille nahezu ununterbrochen flüssig Videotext lesen.
Keine Schmerzen, kaum Mühe beim Einstellen. An einem dieser guten Tage einmal eine schlechte Nachricht erhalten und schlagartig sah ich sehr schlecht (Lesen eines normalen Buches nur aus ca. 20 Entfernung möglich). Nach etwa einer Stunde wurde es langsam wieder besser, aber auch in den nächsten Tagen erreichte ich nicht mehr die Spitzenleistung der letzten Tage.
Ende März Sehleistung zwischen knapp durchschnittlich und recht gut schwankend. Immer noch keine Schmerzen, aber zeitweise Ermüdungsgefühl und Berührungsschmerz bei Druck auf die Augengegend.

Mir fällt auf, dass ich zum Scharfsehen nur noch selten die Augen zusammenkneife. Während der meisten Scharfsehphasen habe ich Augen normal geöffnet und kann sie oft sogar vorsichtig aufreißen, ohne dass die Schärfe nachlässt. Auch mein Vorstellungsvermögen hat sich gebessert. Beim entspannten Liegen mit geschlossenen Augen kann ich mir jetzt oft Bilder vorstellen. Allerdings bisher fast nur "tote" Bilder wie Schriften, Dokumente oder geometrische Muster aber keine Gesichter.


64. Monat (April 2001)
Anfang April körperlich nicht in bester Form und trotzdem fast jeden Tag 2-4 Stunden mit guter und stabiler Sehleistung etwa im Bereich 40 bis 70%. Kaum auffallende Schwankungen, sondern nach meinen bescheidenen Maßstäben fast perfektes Sehen. Manchmal bis zu eine Stunde am Stück Sehen etwa auf dem Niveau wie früher mit Brille (Kontrast aber etwas schwächer). Keinerlei Schmerzen, Einstellung der Augen mühelos und praktisch von alleine. Meine Sehleistung auf mittlere und große Entfernungen ist oft besser als in der Nähe. Wenn ich ein Objekt fixiere und dabei den Kopf schwenke, so dass mein Blick durch alle Bereiche der Hornhaut wandert, dann ist das Bild manchmal überall gleich scharf, manchmal gibt es Bereiche unterschiedlicher Schärfe (nicht immer am gleichen Ort). Ich bin mir deshalb immer sicherer, dass die Scharfstellung durch eine Verstellung der Hornhaut erfolgt.
Ein Teil meines guten Sehens beruht sicherlich darauf, dass es nun endlich richtig Frühling geworden ist (Helligkeit, Laune). Trotzdem überrascht mich diese plötzliche gute Phase. Erstmals seit Beginn des Trainings habe ich den Eindruck, dass das gute Sehen bei mir "normal" ist und die schwachen Phasen nur Ausnahmen sind. Bisher war es umgekehrt. Und auch in den schwachen Phasen kann ich jetzt meistens Videotext lesen, wenn auch nur knapp und mit Anstrengung.

Nach etwa einer Woche wieder etwas schwächer, aber immer noch gut durchschnittlich ("durchschnittlich" bezieht sich immer auf meinen aktuell erreichten Leistungsstand). Stärkere und häufigere Schwankungen. Wirklich gute Schärfe manchmal nur für wenige Sekunden haltbar. Ich muss mich wieder intensiver um Scharfstellen bemühen. Kaum Schmerzen, nur spätabends wird es manchmal mühsam und leicht schmerzhaft, vermutlich Erschöpfung.

Etwa vom 10. bis 14 April große körperliche Schwäche und Müdigkeit. Qualität und Dauer der Scharfsehphasen verschlechtern sich deutlich, bleiben aber besser als früher. Zeitweise leichte Kopfschmerzen und Verkrampfungen.
Danach gleich wieder gutes bis sehr gutes Sehen. An einem Abend schaffe ich es sogar, etwa 15 Minuten lang fast ununterbrochen eine schlechte Fotokopie von 100%-Schrift zu lesen, was weit über 100% Sehleistung entsprechen dürfte. Allerdings brauche ich mehrere Minuten, bis ich meine Augen auf diese kleine Schrift eingestellt habe, und wenn ich dann zwischendurch auf normalgroße Schrift wechsle, so kann ich diese erstaunlicherweise nur sehr schwer lesen. Im allgemeinen ist aber das Sehen in die Ferne angenehmer und oft auch besser (außer an meiner Übungstafel im Zimmer, gegen die ich einen großen Widerwillen habe).

In den folgenden rund 14 Tagen erscheint mir meine Sehleistung bescheiden, aber nicht schlecht (Wetter wieder kühler, dunkler und regnerisch). In Wirklichkeit ist sie aber durchaus mittelmäßig (selbst in den "schlechten" Phasen erkenne ich inzwischen über 50% der Untertitel im TV) und ab und zu ist meine Sehleistung sogar mal eine halbe Stunde lang gut bis sehr gut. Aber die größeren Schwankungen und meine gestiegenen Erwartungen lassen es mir schlechter erscheinen und mich zeitweise unzufrieden sein. Kaum Schmerzen oder Verkrampfungen.

Ende April wieder warmes und helles Wetter und auch schon wieder gutes bis sehr gutes Sehen. Ich muss mich zwar oft bewusst um Scharfstellung bemühen, aber das strengt nicht wirklich an. Das scharfe Bild stammt aber meist von links; das rechte Teilbild wird oft unterdrückt.


65. Monat (Mai 2001)
Anfang Mai mal wieder eine größere Radtour in den Odenwald. Da ich gerade recht gut sah, war ich mir sicher, endlich die Gedenktafel in Wallbach komplett lesen zu können (vgl. Tag 653, 1217, 1362). Leider Pech gehabt. Ich konnte zwar im Prinzip auch die kleinsten Worte scharf erkennen, aber es war wieder so blendend hell, dass dich dauernd die Augen schließen musste. Mehr als ungefähr 2 Worte konnte ich nie am Stück lesen. Es war auch praktisch unmöglich, den Text Stück für Stück zu lesen. Öffnet man die Augen, braucht es erst einen Moment, bis man die Schärfe eingestellt hat. Dann braucht man einen Moment, um die genaue Stelle zu finden, wo man weiterlesen will, - und dann muss man die Augen auch schon wieder wegen der schmerzenden Helligkeit schließen. Ich hätte mich ohrfeigen können, dass ich keine Sonnenbrille mitgenommen hatte. Aber beim nächsten Mal ...
An den folgenden 2 - 3 Tagen etwas schlechteres Sehen und schwer bewegliche Augen. Vermutlich Folge ungewohnt großen Helligkeit Die Augen scheinen wie die Haut in jedem Frühjahr ein paar Wochen zu benötigen, um sich an die große Helligkeit zu gewöhnen (das merkt natürlich nur der, der nicht immer gleich zur Sonnenbrille greift).

Dann mehrere Tage mit gutem bis sehr gutem Sehen. Einmal in einer Bücherei ein Buch mit ca. 150 Seiten (relativ große Schrift und viel Weißraum) bei eher bescheidener Beleuchtung in rund 1 1/2 Stunden durchgelesen. Natürlich habe ich dabei manche Seiten nur in einer Schnelllesetechnik überflogen, aber gerade deshalb war es erstaunlich, dass ich den Text fast ständig perfekt scharf und kontrastreich sah. Normalerweise treten bei solch "schlampigen" Lesen schnell Verkrampfungen und Unschärfen auf, und ich muss wieder zu einer langsamen, analytischen Leseweise übergehen, bei der ich meinen Augen-Hirn-Apparat ab und zu beruhige, entkrampfe und scharf stelle, indem ich mich für einige Zeit auf ein einziges Wort oder Buchstaben konzentriere.

In den Folgetagen musste ich täglich stundenlang sehr intensiv im Internet recherchieren. Das ist für mich immer extremer Sehstress. Meine Sehleistung ging zwar auf unterdurchschnittlich zurück, aber nicht auf wirklich schlecht. Kein Schmerzen, aber nach viel Seharbeit gegen Abend meistens eine Art Erschöpfungsschmerz beim Berühren der Augengegend, insbesondere beim Massieren.

Mitte Mai gutes Sehen und viel Zeit. Ich trainiere intensiv, auch oft mit Gegenbrille. Es geht mir jetzt mehr darum, die Dauer und nicht die Qualität der Schärfephasen zu verbessern. Dummerweise weiß ich nicht mit Sicherheit, welche Übungen dafür besonders geeignet sind. Ich vermute aber, harte Extremakkommodation ist weniger geeignet. Deshalb trainiere ich mehr Lesen, sanftes Schweifen und langes Beobachten mit sanften stetigen Blickwandern. Außerdem seitliches Schwenken des Kopfes, damit der Blick durch verschiedene, oft verschieden scharfe, Bereiche der Hornhaut wandern muss. Ich möchte damit üben, "die Schärfe mitzuziehen".
An einige Tagen halte ich insgesamt ca. 2 - 4 Stunden mit mindestens 50% Sehleistung durch. Darunter auch lange Zeiten am Stück. An den Folgetagen habe ich dann morgens oft schwergängige Augen und bescheidene Sehleistung wie im ersten Trainingsjahr. Bei nachlassender Sehleistung oder auch bei allgemein schlechtem Sehen sehe ich oft nicht mehr gleichmäßig schlechter, sondern es treten immer mehr und größere unscharfe Flecken auf. Dazwischen bleiben scharfe Bereiche.

Danach Schwankungen auf hohem Niveau. Obwohl es schon recht warm ist tränen die Augen im Freien auffallend stark. Zeitweise werden die äußeren Augenwinkel sogar in geschlossenen Räumen feucht. Die Tränen stören zwar weniger als im Winter, weil sie schneller verdunsteten, aber durch die ständige Salzlauge werden die Augenwinkel gereizt und ich fette sie ab und zu mit einem dieser Lippen-Fettstifte.
Ich vermute, dass die gute Sehleistung mit einer großen Anstrengung verbunden ist, und diese die Tränerei verursacht. Die Anstrengung selbst bemerke ich aber kaum noch. Selbst nach sehr guten, und damit für die Augen vermutlich anstrengenden Tagen, fühle ich abends höchstens leichtes Brennen in den Augen.
Auch das Sehen mit Brille ist auch wieder etwas weniger unangenehm als oft in den letzten Monaten. Ich denke aber, das ist nur deshalb so, weil ich zurzeit eben insgesamt gut sehe. Das Umstellen zwischen "ohne Brille" und "mit Brille" ist nicht mehr so unproblematisch wie früher.
Gerade an guten Tagen kann ich jetzt oft wieder beobachten, dass sich Kurzsichtigkeit und Astigmatismus nicht immer gleich stark verbessert darstellen. Ich sehe an sich scharf, aber z.B. Pfosten doch mit leichten seitlichen Doppelkonturen. Oder bei Fußgängern in 100 Meter Entfernung sehe ich davor oder dahinter eine leichte Nebelwolke oder ich sehe sie gar seitlich versetzt doppelt. Richtige Doppelbilder sehe ich nur noch selten und ich kann sie fast immer schnell wieder übereinander schieben. Also kein Vergleich mit früher, wo ich Figuren nicht nur extrem unscharf, sondern auch seitlich versetzt 3 - 5 fach sah und nicht wusste, welche die richtige ist oder ob es nicht vielleicht doch mehrere sind. Aber es ist eben seltsam, dass ich jetzt manchmal an sich scharf sehe, gleichzeitig aber diese vereinzelten seitlichen Irritationen an senkrechten Beobachtungsobjekten auftreten.

Ende Mai wieder etwas schwächeres Sehen, leichte Kopfschmerzen und leichte Neigung zum Verkrampfen. Sehleistung trotzdem noch überdurchschnittlich. Dieser Monat war mit Sicherheit mein bester seit Beginn des Trainings und das macht viel Mut.


66. Monat (Juni 2001)
An den ersten Junitagen schwache Sehleistung. Als "schwach" empfinde ich in diesem Trainingsstadium alle Tage, an denen meine Augen meinen Einstellungsbefehlen nicht folgen, wenn sie unbeweglich sind und ich das gewünschte Scharfsehen nicht nach Belieben erzwingen kann. Die Grundsehleistung ist dann zwar meist bescheiden, aber inzwischen oft doch auf einem Niveau, das ich im ersten Trainingsjahr euphorisch als "fast perfekt" bezeichnet habe. Heute kann ich selbst an sehr schwachen Tagen immer wieder Teile von Text am TV-Bildschirm lesen. Aber ich kann es eben kaum willentlich erzwingen, sondern die Scharfsehphasen sind seltener, kürzer und schlechter und kommen und gehen wie sie wollen. Das einzige was an solchen Tagen zu helfen scheint, ist locker zu bleiben und zu entspannen.
Erstaunlicherweise ist auch der Tränenfluss stark reduziert. Er scheint direkt davon abzuhängen, ob sich die Augen anstrengen (wirklich anstrengen können), nicht davon, ob ich versuche, sie zur Anstrengung zu zwingen oder ob ich ihre Arbeit gerade als anstrengend empfinde.

Nach etwa einer Woche eine weitere Verschlechterung. Das hatte ich fast erwartet, denn ich habe seit einigen Tagen extrem viel zu tun und stehe entsprechend unter Stress. Außerdem Irritationen bei der Arbeit am PC, weil ich gerade von Mausbedienung mit der linken Hand auf die rechte Hand umstelle. Ich bin zwar Rechtshänder, aber als ich meinen ersten PC bekam, war nur links auf dem Schreibtisch Platz für die Maus, und deshalb hatte ich mich an links gewöhnt. Da dies offenbar Ursache kleinerer Beschwerden vom Handgelenk bis zum Schulterbereich ist, möchte ich jetzt wechseln können. Und das irritiert anfangs enorm.
Zeit für ernsthafte Augenlockerungsübungen oder gar wirkliche Entspannung bleibt im Moment nicht. Dazu dunkles, kaltes und nasses Wetter. Fast wie um meine obige Vermutung zu widerlegen, ist diese Phase noch schlechteren Sehens mit starkem Tränenfluss verbunden. Extreme Schwankungen der Sehleistung. Ich kann zwar Scharfstellen erzwingen, aber die Schärfe verschwindet sofort wieder. Es kommt mir vor wie eine Feder oder ein Gummiband, das man mit Anlauf zwar in die Extremposition zwingen kann, das aber sofort wieder zurückschlägt. Mir fällt auf, dass zeitweise jedes Einzelbild, auch das des schwächeren rechten Auges, allein schärfer ist als das Gesamtbild. Dazu an einigen Tagen mittlere Kopfschmerzen und Verkrampfungsgefühl im Stirnbereich. Ich weiß aber nicht, ob das Augenprobleme sind oder "normale" Kopfschmerzen, die nebenbei auch die Sehprobleme verursachen. An einigen Tagen nehme ich zweimal eine halbe Schmerztablette.

Gegen Monatsende eine leichte Besserung: Sehleistung wieder knapp durchschnittlich und kaum noch Schmerzen oder Verkrampfungen.
Ein auffallendes Erlebnis war, als ich einmal für mehrere Minuten bei TV-Videotext ein extrem scharfes Bild sah. Dabei auch keinerlei astigmatische Verzerrungen oder Hammerschlag-Bildsprünge. Ich konnte den Kopf auch schnell beliebig schwenken bzw. heben oder senken, ohne dass irgendein Bildfehler auftrat. Aber gleichzeitig war das Bild gleichmäßig extrem milchig und kontrastschwach. Einen ähnlichen Effekt hatte ich ja schon zu Beginn des Trainings beobachtet, als jede Verbesserung der Sehschärfe anfangs mit einer Art Grauschleier verbunden war. Eine Erklärung dafür habe ich immer noch nicht gefunden. Da ich heute aber davon ausgehe, dass die Scharfstellung bei mir zumindest teilweise durch die Hornhaut reguliert wird, könnte die Ursache wohl auch in der Hornhaut liegen. Nachdem ich nun darauf achte, fällt mir auf, dass zurzeit meine Sehschärfe oft wieder derart mit dem Grauschleier verbunden ist: Je schärfer das Bild, desto milchiger. Dieses Stadium dachte ich an sich überwunden zu haben. Es scheint aber eben Rückfälle zu geben.


67. Monat (Juli 2001)
Ab etwa 5. Juli eine weitere leichte Besserung auf gut durchschnittlich. Scharfsehphasen länger und stabiler, und häufiger sehr gute Phasen. Aber weiterhin manchmal gute Phasen mit Grauschleier. Training mit der +12-Gegenbrille macht wieder Spass und zeitweise kann ich damit sogar einige Zeilen lesen und damit eine Nah-Sehstärke von ca. 20-40% erreichen. Ich habe beruflich viel zu lesen (im Schnitt etwa 1 Buch am Tag zusätzlich zur normalen Arbeit und den Tageszeitungen) und etwas beruflichen Stress, so dass ich wohl froh sein kann, dass meine Sehleistung bei etwa mittelmäßig ist.
Leider wieder starke Schwankungen. Anschauliches Beispiel: Eben noch hatte ich Probleme, aus 5 Metern Entfernung ein Autonummernschild zu erkennen, dann stellt sich meine Sicht wie von Geisterhand verstellt plötzlich so scharf, dass ich mühelos auf 50 Meter Nummernschilder lesen kann, und wenige Sekunden später habe ich schon wieder bei 5 Metern Probleme. Dass ich zu Anfang des Trainings aus 5 Metern Entfernung nicht einmal Nummernschilder als solche erkennen konnte, sondern ganze Autos nur als unförmige bunte Klumpen sah, ist da kein echter Trost. Der Rückgang der Sehschärfe tritt meistens als allgemeine Unschärfe ein, manchmal aber auch in Form von Doppel- oder Mehrfachkonturen oder -bildern. Im Nahbereich (Lesen) sind die Schwankungen auch vorhanden, aber nicht so störend, denn inzwischen reicht es meist auch in den weniger scharfen Momenten noch zum Lesen.

Ab Mitte Juli trotz anhaltenden beruflichen Stress stabilere Sehleistung. Oft sinkt sie lange Zeit kaum unter etwa 30-40%. Keine Schmerzen, wenig Krampfneigung, Kontraste etwas schwächer als normal, aber man kann kaum von "Grauschleier" sprechen. Unangenehmes Gefühl und relativ schlechtes Sehen mit Korrekturbrille, und dabei wieder das seltsame Erlebnis, dass ich mit der schwächeren Korrekturbrille schlechter sehe als mit einer stärkeren. Wegen der immer besseren Sehleistung ganz ohne Brille wäre es ja eigentlich logisch, dass ich irgendwann mit einer mittelstarken Brille besser sehe als mit einer ganz starken. Aber bisher ist dem nicht so. Stattdessen steigt eher die Sehleistung mit der starken Brille immer weiter (allerdings mit einem immer unangenehmeren Gefühl dabei).

Dann einige Tage mit stark wechselnder Sehleistung, aber diesmal sind die einzelnen Phasen länger. Die scharfen bzw. unscharfen Phasen dauern jeweils zwischen einigen Minuten und einigen Stunden. Dazu auch ab und zu längere Anfälle von starken Grauschleier. Solch länger anhaltende Phasen sind leichter erträglich als Schwankungen alle paar Sekunden. Die Schwächen äußern sich besonders in allgemeiner Unschärfe, seltener in Doppelkonturen oder astigmatischen Verzerrungen. Rechts häufiger schlechtes Sehen als links (beim rechten Auge oft auch Flecken unterschiedlicher Schärfe).
An den letzten Julitagen besonders schlechte und seltenere und kürzere Scharfsehphasen. Sogar das normale Zeitungslesen auf ca. 30-40 cm Entfernung erfordert zeitweise wieder große Anstrengung. Aber kaum Schmerzen.


68. Monat (August 2001)
Anfang August wieder recht gutes Sehen. Zeitweise kann ich mit der +6-Gegenbrille relativ problemlos Börsenkurse in Videotext lesen (mit leichtem Grauschleier). Trotzdem bin ich oft irgendwie unzufrieden. Obwohl ich beim Zeitungslesen aus 30-40 cm Abstand meist rund 90% der Zeit ausreichend scharf sehe, reichen die unscharfen 10% der Zeit doch, um keine dauerhafte Zufriedenheit aufkommen zu lassen. Am PC ist die Situation zurzeit besonders verzwickt: Mit Brille fühle ich mich nicht mehr wohl, und ohne Brille strengt ernsthafte Arbeit noch so an, dass ich noch nicht lange durchhalte. Trotz der Riesenfortschritte (früher konnte ich ohne Brille den Mauszeiger nicht finden, heute kann ich oft einige Minuten ohne Brille arbeiten) reicht es noch nicht. Und ich bin mir bewusst, dass es vermutlich noch mindestens 1 Jahr wenn nicht Jahre dauern wird, bis ich dauerhaft ohne Brille am Bildschirm durchhalte.

Ich habe den Erfahrungsbericht eines kurzsichtigen Amerikaners gelesen, der über einige Jahrzehnte persönlicher Erfahrung mit Gegenbrillentraining verfügt. Und zwar hat er regelmäßig Naharbeiten wie Lesen mit einer leichten +Gegenbrille durchgeführt und konnte eindeutig feststellen, dass sich bald seine Sehleistung in der Ferne ohne Brille verbesserte. Während einiger Episoden seines Lebens musste er aus beruflichen Gründen auf das Training mit der Gegenbrille verzichten und konnte bald einen Rückgang seiner Fern- Sehschärfe feststellen. Als er wieder regelmäßig einige Naharbeiten mit Gegenbrille erledigte, ging es wieder aufwärts.
Ich habe mir vorgenommen, in Zukunft statt bzw. zusätzlich zu dem kurzen Training mit starker +Gegenbrille auch längere Zeiten Naharbeiten mit schwacher +Gegenbrille zu erledigen. An guten Tagen kann ich inzwischen recht gut mit der +3-Gegenbrille Zeitung lesen und TV sehen, und in absehbarer Zeit sollte ich das problemlos eine oder mehrere Stunden pro Tag durchhalten.

In der zweiten Augustwoche habe ich extrem viel stressige Arbeit am PC zu erledigen. Nachts bis fast 4 Uhr und nach nur 4 Stunden Schlaf fängt dann schon der nächste Arbeitstag an. Diesmal schaffe ich es, konsequent Pausen mit Sehübungen zu machen und deshalb hält sich der Rückgang meiner Sehleistung relativ in Grenzen. Trotzdem wollen die Augen zeitweise kaum noch meinen Einstellwünschen folgen. Ohne Übungen hätte ich sicherlich einen völligen Sehzusammenbruch erlebt. Die in vielen Büchern geäußerte Vermutung, dass Sehschwächen in solchen Situationen ihren Anfang nehmen (man lässt sich eine erste oder stärkere Brille verschreiben, die man dann nicht mehr los wird) erscheint mir zumindest als Mitursache sehr plausibel.
Nach einer Woche lässt die Arbeitsbelastung etwas nach. Ich muss nur noch bis etwa 2 Uhr nachts arbeiten. Erstaunlicherweise bessert sich meine Sehleistung schon. Beim Lesen oder Fernsicht habe ich oft lange gute und stabile Schärfephasen, die nahe an meine frühere Sehleistung mit Brille herankommen. Nach einigen stunden mit derart guten Sehen bekomme ich allerdings oft Kopfschmerzen. Für längere ernsthafte Arbeit am Bildschirm reicht es aber immer noch nicht. Jedoch erlebe ich kurze Phasen, in denen ich ohne Brille am Bildschirm besser sehe als mit Brille. Erstaunlicherweise gibt es Tage, wo ich ohne Brille sehr gut sehe, bei der Arbeit am PC aber zeitweise zur mittelstarken Brille greifen muss, weil die schwache nicht reicht. Meine einzige Erklärung ist, dass das gute Sehen ohne Brille in relativ stressfreien Pausen stattfindet, während bei der Arbeit am PC sofort Stress auftritt und schlagartig die Sehleistung verschlechtert.

Es folgen einige Einzeltage mit hoher Arbeitsbelastung, an denen ich erstaunlich gut sehe, zeitweise sehr gut (ich mache eisern Pausen mit Sehübungen). Am Monatsende dann aber einige schwächere Tage: Zeitweise wollen die Augen wieder einmal kaum meinen Einstellbefehlen folgen. Aber auch an diesen relativ schwachen Tagen kann ich meistens einige einfache Arbeiten mit der +3-Gegenbrille erledigen (oft sogar Zeitungslesen), ohne dass meine Sehleistung dabei wesentlich schlechter wird. Es scheint sogar so, als würde sich der Unterschied zwischen "ohne Brille" und "mit +3-Gegenbrille" immer weiter verringern. Oft wirkt die Gegenbrille auch als eine Art Stimulans und regt die Einstellfähigkeit meiner Augen wieder an.

Die "Sommerwochen" haben innerhalb weniger Wochen Temperaturen zwischen 15 und 35 Grad gebracht. Bei Bewegung im Freien konnte ich wieder eindeutig den Zusammenhang zwischen Temperatur und Tränenfluss feststellen. Etwa unterhalb von 20 Grad führt stärkerer Luftzug (z.B. beim Radfahren) wieder zu sehr störenden Tränen und Nasenlaufen.


69. Monat (September 2001)
Anfang September wieder das inzwischen fast übliche Gefühl schlechten Sehens. Und wieder täuscht dieses Gefühl ganz erheblich. Ich habe gerade eine alte Videokassette mit vielen verschiedenen kleinen Schriften aus TV-Sendungen gefunden, die ich früher einmal zu Übungszwecken aufgenommen und seit etwa 2 - 3 Jahren nicht mehr angesehen hatte. Besonders bei den hellen Schriften auf dunklen Untergrund, wie vielen Schlusstiteln von Filmen, wo ganz kleine weiße Textzeilen auf schwarzem Hintergrund schnell von oben nach unten durchlaufen, konnte ich damals an guten Tagen mit Anstrengung gerade ab und zu mal kleine Teile erkennen. Heute dagegen kann ich auch an scheinbar schlechten Tagen große Teile der Texte lesen. Aber heute bin ich damit unzufrieden, während ich damals über meine winzigen Erfolge glücklich war. Zurzeit liegen die Probleme auch fast nur noch bei normaler Unschärfe. Astigmatische Verzerrungen oder Doppelkonturen treten kaum noch auf. Weiterhin habe ich das seltsame Problem, dass ich am PC-Bildschirm oft zur mittleren Brille greifen muss, weil die schwache nicht reicht. Andererseits ganz ohne Brille aber deutlich besser sehe als früher ohne Brille. Keine Schmerzen, nur zeitweise schwergängige Einstellbarkeit der Augen.

Bei der täglichen Arbeit am PC habe ich manchmal auf einem Teil eines weiter entfernten Monitors das Bild eines Börsen- und Nachrichten-TV-Senders eingeblendet. Neben den Informationen bieten mir die durchlaufenden Börsenkurse und Nachrichten auch immer ein gutes Motiv für Sehübungen ohne Brille in den Arbeitspausen (da die Kurse und Meldungen sich ja ständig ändern kann man nicht "betrügen").
Am 11. September kam so nebenbei die Meldung von einem kleineren Brand in einem der beiden Türme des World Trade Centers. Das winzige Bild, dass sie von nun an in einem kleinen Fenster übertrugen, weil sonst gerade nichts auf der Welt los war, sah zuerst nicht besonders aufregend aus. Ich konnte ohne Brille weiterhin etwa 90% der Börsenkurse lesen. Nach und nach zeigte sich das ganze Ausmaß und die Hintergründe des Vorfalls (in jeden der Türme war ein entführtes großes und vollgetanktes Flugzeuge gelenkt worden), und nach knapp 2 Stunden waren beide Türme mit vermutlich tausenden von Opfern zusammengebrochen. Ich konnte nicht nur keine Kurse mehr lesen, sondern hatte jetzt sogar Probleme, mit Brille Hochhäuser als solche zu erkennen. Wieder einmal ein ganz drastisches Beispiel, wie sehr die Sehleistung mit zunehmendem Stress regelrecht zusammenbrechen kann.
Nach 2 Tagen sehe ich wieder etwas besser, aber immer deutlich schlechter als in diesem Trainingsstadium üblich. Meine Augen sind nur schwergängig verstellbar und ich kann die Schärfe meist nur wenige Sekunden halten. Dazu Doppelbilder bzw. Mehrfachkonturen und ich sehe zeitweise wieder weißliche oder graue Flecken. Beim Lesen sieht das dann so aus, als würden Teile des Textes einfach fehlen. Beide Effekte kenne ich zwar aus den ersten Trainingsjahren, aber inzwischen habe ich das schon lange nicht mehr so intensiv erlebt. Aber keine Schmerzen.

Gegen Monatsende ist es nochmals etwas besser, erscheint mir aber immer noch unbefriedigend. Allerdings kann ich mit der +3-Gegenbrille wie selbstverständlich z.B. die in einer Ecke des TV-Bildschirms eingeblendete Programmnummer erkennen und zeitweise leidlich Zeitung oder Videotext lesen. Also sehe ich doch recht gut, wenn auch die einzelnen Schärfephasen meist relativ kurz sind. Aber im Gegensatz zu früher kann ich heute ja auch in den weniger scharfen Phasen oft erstaunlich viel erkennen. Erstmals seit langem habe ich aber zeitweise leichte Kopfschmerzen. Das muss natürlich nicht unbedingt mit dem Sehtraining zusammenhängen, denn ich habe zurzeit viel Arbeit und Stress und das Wetter ist schlecht. Wie ich es mir vorgenommen hatte, habe ich in diesem Monat täglich, auch an schlechten Tagen, einige Zeit lang während leichter Tätigkeiten die +3-Gegenbrille getragen (dafür etwas weniger Training mit den starken Gegenbrillen).


70. Monat (Oktober 2001)
Der Oktober beginnt mit knapp durchschnittlicher Sehleistung, die sich innerhalb einiger Tage auf etwa Durchschnitt bessert. Auffallend ist, dass der fast schon überwundenen Grauschleier wieder öfter und stärker auftritt. Dazu kommen im Freien auch wieder zunehmend tränende Augen und laufende Nase, was wegen der zurückgehenden Temperaturen aber nicht ganz überraschend kommt.
Das unangenehme Gefühl und teilweise auch Sehproblem mit Brille nehmen zu. Inzwischen ist es wirklich so, dass ich das Sehen ganz ohne Brille als eindeutig natürlicher und entspannter empfinde und bemerke, oder mir jedenfalls einbilde zu bemerken, dass das bei bestimmten Arbeiten noch nötige Aufsetzen einer Brille zu einer Art Verkrampfung führt. Selbst in den Fällen, wo eine Brille noch zu eindeutig besseren Sehen führt, habe ich das Gefühl, dass sich die Augen irgendwie in eine unangenehme Position verkrampfen müssen, um diesen Vorteil auszunutzen. Zu Anfang des Trainings hatte ich es ja als ganz logisch erwartet, dass mit fortschreitenden Erfolg des Sehtrainings gleichzeitig Probleme beim Sehen mit der Brille auftreten würden (jedenfalls mit den alten starken Brillen). Stattdessen hatte ich damit aber jahrelang keine Probleme, sondern meine Sehleistungen mit und ohne Brille haben sich verbessert und ich konnte problemlos wechseln.
Nun zeigt sich, dass der erwartete Effekt doch noch auftritt, aber eben erst in einem sehr späten Trainingsstadium. Da ich Brillen in verschiedenen Stärken habe und dieses unangenehme Gefühl mehr oder weniger bei allen Brillen empfinde (aber mal mehr bei dieser und mal mehr bei jener Brille), vermute ich, dass man es auch dann nicht völlig umgehen kann, wenn man sich einfach regelmäßig eine schwächere Brille besorgt. Dazu schwankt die Sehleistung zu stark.
Natürlich muss ich auch hier wieder hinzufügen, dass ich all dies hauptsächlich deshalb so genau bemerke, weil ich meine Sehleistung jetzt intensiv beobachte. Bevor ich mich mit dem Thema Sehtraining beschäftigte, waren schlechte, schwankende Sehleistung und "unangenehme Gefühle" meines Sehapparates bei mir alltäglich. Nur habe ich das damals schicksalsergeben hingenommen, weil es eben fast immer so war und ich außer Ignorieren kein Gegenmittel wusste.

Mitte Oktober wieder ein gewisser Rückgang der Sehleistung. Ist aber erklärlich, da ich gleichzeitig eine Phase allgemeiner körperlicher Schwäche durchmache.
Ich habe auch begonnen, etwa die letzten 2 Stunden vor dem Einschlafen, also bis etwa 2 oder 3 Uhr, Bücher zu lesen. Und zwar richtig intensiv zu lesen und nicht nur das gewohnte berufliche Durchrasen auf der Suche nach einzelnen Informationen. Ab und zu lese ich dabei auch mal einige Minuten mit der +2-Gegenbrille (damit halte ich länger durch als mit der +3- Gegenbrille, die außerdem schon etwas zerkratzt ist). Auf diese Art schaffe ich nur 20-30 Seiten pro Stunde, aber es wirkt ungemein, wie mir am nächsten Morgen schwer einstellbare Augen und schlechte Sehleistung beweisen. Ich gewöhne mir deshalb an, nach dem Lesen und vor dem Einschlafen noch einige Minuten Schweif- und Akkommodationsübungen zu machen und/oder einige Minuten einem Videofilm mit Untertiteln zu betrachten, bis sich meine Augen wieder sicher aus der Naheinstellung gelöst haben. Tatsächlich sehe ich am folgenden Morgen dann gleich besser. Zwar nicht extrem gut, aber deutlich besser als wenn ich direkt nach längerem Lesen einschlafe.

In den letzten Oktobertagen erscheint mir meine Sehleistung wieder etwas besser, aber ich bin nicht besonders zufrieden. Tests zeigen jedoch, dass ich eigentlich für meine Verhältnisse ungewöhnlich gut sehe. An manchen Tagen kann ich etwa 30 Minuten am Stück auf 30-40 cm nahezu flüssig mit der +2-Gegenbrille Bücher und Zeitungen lesen. Manchmal sogar für bis zu 1 Minute mit voll gestreckten Armen (50-60 cm) oder mit der +6-Gegenbrille. Oder etwa 2 Stunden ohne Brille. Beim Blick aus dem Fenster sehe ich oft besser als früher mit Brille (im Freien aber relativ schlecht wegen Tränen). Keine Schmerzen und nur selten Verkrampfungen. Warum bin ich nur so unzufrieden? Vermutlich wegen der ständigen Schwankungen der Sehleistung und der Notwendigkeit, die Augen alle paar Sekunden bewusst neu scharfzustellen. Dieses Neueinstellen strengt zwar kaum an, abgesehen davon, dass ich es noch keinen ganzen Tag lang durchhalte, aber die Neueinstellung erfolgt selten automatisch, sondern ich muss es bewusst wollen und einleiten. Mache ich das nicht, sehe ich eben deutlich unschärfer (natürlich gibt es auch immer wieder diese schönen Phasen entspannten, automatischen Scharfsehens, aber die kommen selten bei der Arbeit, sondern meist nur in Mußephasen). Die Unzufriedenheit basiert also vermutlich auf dem Bewusstsein, dass ich mich immer noch nicht darauf verlassen kann, ständig ganz von alleine mühelos scharf zu sehen. Es geht mit meiner Sehleistung zwar eindeutig voran, aber doch so langsam, dass die Unzufriedenheit fast schneller wächst als die Besserung der Sehleistung. Ein absurdes psychologisches Problem, dass man sich am Anfang des Trainings, wo einen jeder kleine Fortschritt glücklich macht, gar nicht vorstellen kann.


71. Monat (November 2001)
Anfang November gutes bis sehr gutes Sehen. Aber leichter Grauschleier, oft auch ungleichmäßig, was dann natürlich ein fleckiges Bild bedeutet. Nach einigen Tagen wird der Grauschleier seltener und ich erlebe eher wieder jenes "glasige" Sehen (zeitweise mit einigen Sprüngen im Bild, wie beim Blick durch eine gesprungene Glasscheibe). Dieses glasige Sehen erscheint "normaler" und besser als das leicht neblige "Grauschleier-Bild". Es scheint fast normal, etwa wie das Sehen mit Brille. Bei Lesetest mit Schriften zeigt sich aber häufig, dass ich gar nicht besser sehe, oft erkenne ich kleine Schriften sogar schlechter als bei einem "Grauschleier-Bild". Dieses glasig-klare Bild ist eine Art beruhigende optische Täuschung, ähnlich wie ich es vor meinem Sehtraining mit Brille erlebt hatte: Ich meinte, ich würde einigermaßen gut sehen, bis mich meine Augenärztin darauf hinwies, dass ich auch mit meiner stärksten Brille nur noch ganz knapp über der Führerscheingrenze lag.

Mitte des Monats wieder nur knapp durchschnittliches Sehen. Aber nicht immer gleichmäßig schwach, sondern oft nach dem Schema: Eine halbe Stunde schlecht, eine halbe Stunde recht gut.
Beim Betrachten von Filmen mit Untertiteln fällt mir auf, das die Unschärfe in diesem Stadium oft dadurch auftritt, dass Schriften die Tendenz haben, nach oben bzw. unten Mehrfachkonturen zu bilden. Der Text wird nach oben oder unten hin von einem "Nebelfeld" oder einer mehr oder weniger unscharfen Kopie der Textzeile überlagert. Im Extremfall sehe kurzzeitig die gleiche Zeile zweimal scharf übereinander. Ich kann die beiden dann zwar meist scharf übereinander schieben, aber gleich will die eine wieder nach oben ausweichen. Seitlich bleibt die Schärfe dagegen merklich besser. Zur Erinnerung: Früher hatte ich das Doppelkonturenproblem fast immer seitlich.
Beim Sehen mit Gegenbrillen (alle ohne Astigmatismus-Korrektur) treten dagegen manchmal seitliche Doppelkonturen auf. Als einzige Erklärung fällt mir dazu ein, dass ich die Schärfe inzwischen tatsächlich mindestens teilweise über Verstellung der Hornhaut regele, und dass diese Verstellung wirklich sehr komplex ist, insbesondere wenn man die Brennweite (Kurzsichtigkeit/Weitsichtigkeit) unabhängig von astigmatischen Verzerrungen einstellen will. Es hängt eben alles zusammen und man findet nicht so leicht für jeden Punkt der Verstellungsskala sofort die optimale Kombination. Und wohl auch nicht immer für jeden Punkt der Hornhaut (deshalb wohl zeitweise diese Flecke oder Sprünge im Bild).

Ab Mitte des Monats eine Phase körperlicher Schwäche und Müdigkeit mit schlechtem Sehen, Nebelflecken, Sprünge im Bild, Schärfe schwindet praktisch sofort nach dem Scharfstellen wieder. Aber meine Grundsehschärfe ist auch in den schwächsten Momenten kaum unter 25%, so dass ich auch dann noch Teile von Videotext erkennen und meist auch aus normaler Entfernung normale Zeitungsschrift gerade noch lesen kann.
Dann 2 Tage mit ständigen Kopfschmerzen (auch beim Dösen, also nicht direkt mit dem Sehen verbunden). Aber erstaunlicherweise kann ich das Bild besser und dauerhafter scharfstellen als an den Vortagen. Dies erhöht jedoch die Kopfschmerzen zu einer Art Verkrampfungsgefühl im ganzen Kopf und ist schon deshalb nicht dauerhaft durchzuhalten.
Danach bis Monatsende wieder völlig ohne Schmerzen und gut durchschnittliches Sehen. Leichter, recht konstanter Grauschleier, fast keine Doppelkonturen oder astigmatische Verzerrungen, sondern nur "normale" Unschärfe.


72. Monat (Dezember 2001 - 6 Jahre)
Erste Dezemberhälfte viel Arbeit und Stress. Sehleistung durchschnittlich und zeitweise schwächer. Besonders mit Brille sehe ich relativ schwach. Natürlich sehe ich damit im Schnitt noch besser als ohne Brille, und ich brauche ich nur eine meiner stärkeren Brillen zu nehmen und komme damit sofort auf über 100%, aber es ist eben auffällig, dass die Schwäche mit Brille relativ stärker ist als ohne Brille und als bisher gewohnt.
Gerade jetzt habe ich auch noch eine Reserveübung. Normalerweise betrachte ich sowas als angenehme Abwechslung, aber diesmal kommt es wegen der vielen Arbeit ungelegen. Dass man heute dank Laptop und Internet den Arbeitsalltag nach überallhin mitnehmen kann erhöht den Stress eher. Ich trage an diesen Tagen und besonders bei Nachtübungen überwiegend Brille, um nicht wegen Sehproblemen aufzufallen. Der Nachteil ist das anfangs ungewohnte Entfernungsgefühl mit Brille und entsprechend unsichere Bewegungen (in den letzten Jahren hatte ich die Brille ja fast nur noch bei einigen sitzenden Arbeiten benutzt). Erst am dritten Tag kann mich mit und ohne Brille sicher bewegen. Das Gehirn hat dann gelernt, sich schlagartig auf den anderen Entfernungseindruck umzustellen.
Bei der ärztlichen Untersuchung werde ich beim Sehtest in die oberste Verwendungsstufe eingestuft (mit meiner stärksten Brille). Früher war ich in der untersten. Ich dürfte jetzt also auch für Aufgaben eingesetzt werden, für die ganz besonders gutes Sehen erforderlich ist. Welchem Visus das entspricht kann mir der gute Mann aber nicht verraten. Nur dass höchstens jeder zwanzigste das schafft. Außerdem soll es da noch eine zweite Regel geben, bei der auch die Brillenstärke eine Rolle spielt, und nach dieser Regel würde ich schlechter eingestuft. Aber bei Reservisten in meinem Alter nimmt man das nicht mehr so genau.

Ab Mitte des Monats habe ich geringfügig mehr Zeit und nutze das für eine Rückkehr zu mehr und wieder disziplinierterem Training. Wieder regelmäßig Augenbewegungsübungen und beim Lesen ab und zu anhalten und in Ruhe an Details eines Buchstabens üben. Bringt mir diesmal aber keinen sofortigen Nutzen. Sehleistung kaum über Durchschnitt. Zeitweise deutlicher Grauschleier und leichtes Verkrampfungsgefühl.
Teilweise spielt mir allerdings wieder meine Unzufriedenheit einen Streich, denn objektiv betrachtet sehe ich gar nicht so schlecht. Aber der manchmal deutliche Rückgang der Sehleistung mit meiner schwachen Brille ist eindeutig und keine Täuschung. Zeitweise sehe ich mit dieser schwachen Brille bei der Arbeit am PC kaum besser als ohne Brille und muss für ernsthafte Arbeit eine mittelstarke Brille benutzen. Das irritiert irgendwie, weil ich keine Erklärung dafür finde. Warum sehe ich gerade mit der schwachen Brille relativ schlechter, aber ganz ohne Brille oder mit starker Brille nicht? Auch die Erklärung, dass diese schwache Brille im Gegensatz zu den anderen gar keine Astigmatismus-Korrektur hat scheint nicht logisch, denn ganz ohne Brille habe ich ja auch keine Astigmatismus-Korrektur.
Ich befürchte, keine schnelle Besserung, da einige sehr aufwendige und unangenehme Terminsachen zu bearbeiten sind. Man hat einfach keine Perspektive für Entspannung, wenn man genau weiß, das man die nächsten Wochen fast die ganzen Tage unter Zeitdruck mit dem konzentrierten Durcharbeiten vieler unangenehmer Akten verbringen muss.

An einem relativ guten Tage wieder einmal in Ruhe die Sehschärfe beim Lesen aus ca. 30-40 cm Abstand gemessen.
Mit meiner stärksten alten Brille brauche ich etwas Gewöhnungszeit und muss auch meine inzwischen gewachsene Abneigung dagegen überwinden. Dann kann ich den 110%-Text im Buch flüssig und den engen 110%-Text mit Anstrengung und nicht ganz flüssig lesen. Interessant und neu für mich ist, dass die Schärfe jetzt zunimmt, wenn ich den Text weiter weg halte. Früher war das anders herum. Und heute ist es ohne Brille, mit schwachen Brillen oder mit Gegenbrillen noch so, dass die Schärfe mit der Nähe zunimmt.
Ohne Brille kann ich 50%-Schrift praktisch flüssig lesen. Ganz kurzfristig, meist wirklich nur für Sekundenbruchteile, erreiche ich aber auch deutlich über 100%. Leichte Flecken.
Mit der +2-Gegenbrille kann ich 30%-Schrift flüssig lesen, ab und zu mal einen Absatz in 40%-Schrift, und erreiche kurzfristige Spitzenwerte von über 80%.
Mit der +6-Gegenbrille kann ich ab und zu mal einen Absatz 30%-Schrift flüssig lesen und kurzfristig sind bis zu 60% möglich. Mehr Flecken und Schleier.
Und mit der +12-Gegenbrille kann ich ab und zu mal einen Absatz mit 20%-Schrift lesen und kurzfristig sind bis zu 40% möglich. Das Problem bei dieser starken Gegenbrille ist übrigens weniger die Schärfe, sondern fehlender Kontrast (starker, oft unregelmäßiger Grauschleier oder weißer Nebel). Die hellgrauen Buchstaben bleichen dann regelrecht auf hellgrauen Hintergrund weg.

Den Fernvisus beim windgeschützten Blick aus dem Fenster kann ich mangels Skala nur schätzen:
Mir der alten starken Brille scheint er mir noch höher als der Nahvisus zu sein. Vermutlich deutlich über 100%.
Ohne Brille und mit den Gegenbrillen liegt der Fernvisus offensichtlich unter dem Nahvisus. Ohne Brille erreiche ich bei guter Helligkeit etwa die Sehschärfe, wie früher mit Brille oder sogar etwas mehr, also so gegen 50% oder knapp darüber. Einige grauschleirige Flecken stören zeitweise. Sie wandern beim Schwenken des Blicks durch das Bild, was nach meiner Meinung darauf hindeutet, dass sie ihre Ursache ganz vorne am Auge haben.
Auch mit der +12-Gegenbrille liegt mein Fernvisus eindeutig über dem, was ich anfangs des Trainings ohne Brille schaffte.

Bilanz nach dem 6. Trainingsjahr:
Entgegen meinen Erwartungen hatte ich in diesem Jahr beruflich mehr Arbeit und Stress als erwartet. Ich habe mich relativ oft körperlich schwach gefühlt und meine sportlichen Leistungen waren deutlich geringer. Dank genauer Aufzeichnung der gefahrenen Fahrradkilometer und der bewältigten Gewichte an meinen Trainingsgeräten kann ich das recht genau überblicken.
Trotz dieses negativen Umfelds ist eine weitere Verbesserung meiner Sehleistungen eindeutig, wenngleich spektakuläre Ereignisse fehlen. Spitzensehleistungen von bis deutlich über 100% erlebe ich jetzt seit mehreren Jahren gelegentlich, und mehr ist nach oben hin nicht zu erwarten. Es geht jetzt eigentlich nur noch darum, immer öfter und immer länger so gut zu sehen. Also reines Ausdauertraining mit fast unmerklich langsamen Fortschritten. Und das ist auf die Dauer verdammt langweilig. Man muss seine Leistung genau beobachten und notieren, um nicht Orientierung und Motivation zu verlieren.
Ich habe in diesem Jahr mehrfach Phasen von 30 - 60 Minuten erlebt, wo ich ohne Brille etwa so gut wie früher mit Brille sah. Insbesondere in die Ferne. Auch die minimale Sehleistung hat sich verbessert. Selbst an ganz schwachen Tagen kann ich fast immer Zeitung aus mindestens 30 cm Abstand lesen und Teile von Videotext und Schriften am TV erkennen..

Schmerzen oder Verkrampfungsgefühle sind so selten geworden, dass ich sie, hätte ich nicht die Erinnerung an die ersten Trainingsjahre, sicher gar nicht mit dem Sehtraining in Verbindung bringen würde. Es ist zwar oft immer noch notwendig, die Augen bewusst scharf zu stellen, aber auch das ist leichter geworden und in keinster Weise mehr mit einem "Pressgefühl" verbunden. Anstrengungsgefühl bei langer intensiver Seharbeit ohne Brille tritt später und leichter auf als früher. Insgesamt erscheint mir das Sehen ohne Brille lockerer und natürlicher als mit Brille. Da kann natürlich auch Wunschdenken mitspielen.

Das rechte Auge ist relativ oft aktiv und hat sich auch weiter gebessert. Der Abstand zum linken bleibt aber in etwa unverändert, so dass das schwächere rechte Augen weiterhin manchmal stört. Meist wird das rechte Teilbild zwar vom Gehirn unterdrückt wenn es stört, aber nicht immer. Rechts treten auch häufiger Flecken und Grauschleier auf.

Auch jetzt scheint es mir so, als wäre die Besserung beim Astigmatismus weiter vorangeschritten als bei der Kurzsichtigkeit. Selbst an schwachen Tagen sehe ich Linien meistens ohne die früher üblichen Fehler. Besonders beim Blick von einer Eisenbahnbrücke auf Schienen ist der Unterschied zu früher deutlich (die Schienen verlaufen bis in die Ferne parallel und ohne Auffächerung). Bei Leuchtpunkten sehe ich dagegen fast immer noch mehrere Irrbilder oder gar einen richtigen Lichterkranz drumherum. Allerdings ist der echte Lichtpunkt inzwischen meistens klar herausgehoben und ich kann die schwächeren Störbilder mehr oder weniger "wegdenken".

Als negativ bleiben:
Das Tränenproblem bei kaltem Luftzug hat sich offenbar nicht wirklich gebessert. Ich kann es nur leichter beherrschen, weil nach den ersten Minuten dann ein erheblicher Teil der Tränen über die Nase abgeleitet wird. Es ist aber nach wie vor so, dass in der kalten Tageszeit meine Sehleistung in der freien Natur oft (besonders in den ersten Minuten) deutlich schlechter als im Haus oder durch eine schützende Glasscheibe hindurch ist. Weitere Probleme sind das zunehmende unangenehme Gefühl und offenbar auch langsam zurückgehende Sehleistung bei Benutzung einer Korrekturbrille und meine Unzufriedenheit (beides bei Oktober ausführlich beschrieben).

Insgesamt gehe ich davon aus, dass noch reichlich Luft für weitere Verbesserungen ist. Warum auch nicht? Immer wenn ich Zweifel bekomme mache ich mir mit folgendem Argument Mut: Ab und zu reicht es ja schon vollkommen. Das einzige verbleibende Problem ist nur, die guten Phasen noch länger und häufiger werden zu lassen. Und da sie sich seit Trainingsbeginn schon verhundert- bis vertausendfacht haben, gibt es eigentlich keinen Grund, warum sie sich nicht noch weiter verlängern können sollten. Ich brauche jetzt nur noch etwa eine Verfünfachung, und dann könnte ich praktisch einen ganzen Arbeitstag ohne Brille mindestens 50% halten.. Aber ein paar Jahre wird das noch dauern. Und außerdem kenne ich meinen Ehrgeiz und Unzufriedenheit inzwischen so gut, dass ich ahne, dass ich dann weitere Verbesserungen wünschen werde ...

Wenn ich zusammenfasse, was ich bisher an Rückmeldungen von Lesern erhalten habe, so ergibt sich folgendes Bild:
Mit Abstand am erfolgreichsten waren mehrere Leser, bei denen beim Sehtest für den Führerschein eine Fehlsichtigkeit festgestellt worden war, und die sich daraufhin nicht damit abfinden wollten, von nun an eine Brille zu tragen. In solchen Fällen können oft wirklich schon wenige Wochen Sehtraining zu reichen, um den Test ohne Brille zu bestehen. Diese Fälle scheinen "ideal" für Sehtraining, da die Betroffenen noch sehr jung sind und es gerade um ihre erste Brille mit Stärken von meist kaum über 1 Dioptrie geht. Ebenfalls schnelle Besserung gab es auch in Fällen, wo es nur um leichten Astigmatismus ging.

Bei den "schwereren Fällen" (höheres Alter und/oder stärkere Brille) gibt es zwei Gruppen:
Einige wenige trainieren ähnlich hart wie ich und wollen versuchen, ihre Brille völlig loszuwerden. Sie berichten über ähnliche Beobachtungen wie ich.
Die meisten Betroffenen haben allerdings gar nicht die Absicht, ihre Brille wirklich loszuwerden (jedenfalls nicht mehr, nachdem sie mein Buch gelesen haben). Sie trainieren nur locker mit dem Ziel einer leichten Besserung und vor allen Dingen, um die typischen Beschwerden wie trockene, schmerzende Augen und verminderte Sehleistung in den Griff zu bekommen. Dieses Ziel wird oft innerhalb weniger Wochen erreicht.

In Fällen, wo im fortgeschrittenen Alter plötzlich Weitsichtigkeit auftritt, scheint das gleiche Training wie gegen Kurzsichtigkeit zu helfen. Ob die aufkommende Alterssichtigkeit dadurch ganz verhindert oder nur hinausgeschoben wird kann ich natürlich nicht beurteilen.
Besonders interessieren würden mich Erfahrungen von Leuten, die bereits eine Laseroperation hinter sich haben. Können die durch Sehtraining das Ergebnis der Operation optimieren (solche Operationen treffen ja nicht immer ganz exakt, d.h. es bleibt manchmal die Notwendigkeit einer schwachen Brille) und können sie einer erneuten Verschlechterung vorbeugen? Leider habe ich dazu noch keinerlei Rückmeldung.


73. Monat (Januar 2002)
Im Januar extrem viel Arbeit. Darunter u.a. auch Korrektur lesen eines umfangreichen Buches am Bildschirm und in ausgedruckter Form. Meine Sehleistung erschien mir an diesen Tagen hundsmiserabel, aber objektiv betrachtet war sie doch weit besser als früher. Starke Schwankungen, einige Male reagierten die Augen vorübergehend nicht auf meine Einstellungsbefehle. Zeitweise fleckige Verzerrungen im Blickfeld (ich tippe auf ungleichmäßig straffe Hornhaut) und manchmal auch wieder der frühere Waschbretteffekt. Mit leichter Gegenbrille sehe ich oft stabiler (weniger Schwankungen) und das rechte Auge liefert erstaunlich oft ein besseres Bild als das linke.
Nachdem mir die Arbeit am PC mit der schwachen Brille zu schwer wurde, greife ich zur mittelstarken Brille und muss feststellen, dass nun auch meine Sehschärfe in den Pausen ohne Brille deutlich besser ist. Vermutlich eine Art Erschöpfungsproblem: Irgendwann ist meine Fähigkeit zur Arbeit ohne Brille bzw. mit schwacher Brille erschöpft und ich benötige eine stärkere, um den Augen eine Ruhepause zu geben, in der sie wieder Kraft schöpfen können. An Tagen mit nur normaler Arbeitsbelastung dagegen verspüre ich kein solch deutliches Nachlassen mehr. Das Nachlassen ist auch nicht mehr mit Erschöpfungs- oder Verkrampfungsgefühlen oder gar Schmerzen verbunden (bis auf einen ganz leichten Schmerz beim Drücken mit der Fingerkuppe auf eine Auge). Ich habe an diesen Tagen auch nicht mehr diese extreme Abneigung gegen Gegenbrillen wie früher an schwachen Tagen. Es lässt einfach nur die Sehleistung nach.

Etwa am 20. Januar habe ich den größten Teil des Arbeitsberges hinter mir und schon das Wissen, dass der Arbeitsstress nun von Tag zu Tag weniger werden wird (und dazu auch das Steigen einer bestimmten Aktie) bringt eine Besserung. Allerdings bessert sich meine Sehleistung erstaunlicherweise nicht gleichmäßig, sondern ich erlebe ab nur und zu plötzlich eine Stunde mit auffallend gutem Sehen.
In den letzten Januartagen habe ich relativ wenig zu tun und lege ein paar Tage Erholung ein. Ich trainiere jetzt wieder intensiver als in den Tagen mit der hohen Arbeitsbelastung. Meine Sehleistung wird gleichmäßiger und steigt auf etwa durchschnittlich.


74. Monat (Februar 2002)
Anfangs Februar die ersten wirklich hellen Tage des Jahres. Beim Blick aus dem Fenster deutlich besseres Sehen. Im Freien irritiert die ungewohnte Helligkeit jedoch mehr als sie nutzt.
Es folgen einige Tage mit großer Müdigkeit wegen einer leichten Infektion. Gerade jetzt kommt nochmals ein unerwarteter Arbeitsschub. Meine Sehleistung geht zurück, bricht aber nicht richtig ein.
Dann 2 Tage mit vielen Flecken im Gesichtsfeld. Diesmal möchte ich nicht von einigen unscharfen Flecken, sondern eher von einigen besonders scharfen Flecken sprechen (die nicht immer am gleichen Platz sitzen). Diese Situation ist zwar nicht befriedigend, aber man kommt damit bei normaler Arbeit erstaunlich gut zurecht, weil man den Kopf automatisch immer so wendet, dass man durch einen der scharfen Bereiche schaut. Selbst mit der +6- Gegenbrille erlebe ich diese scharfen Flecken. Ich habe mich ja schon lange mit der Erklärung abgefunden, dass es eine Scharfstellung durch Verstellung der Hornhaut gibt. Aber warum wird die Hornhaut manchmal fleckenweise scharf statt gleichmäßig?

An den Folgetagen gutes Sehen, abends sogar sehr gut. Ich kann mit der +2-Gegenbrille fast ständig problemlos Zeitung lesen, mit der +6-Gegenbrille zeitweise. Ohne Brille beim Lesen manchmal Nahvisus von mindestens 150% und manchmal minutenlang fast problemloses Arbeiten am PC. Leider starke Schwankungen.
Mitte Februar nochmalige Besserung. An einigen Tagen sehe ich direkt nach dem Aufstehen praktisch ohne Schwankungen scharf (ca 50-80%). Ich überlege, ob ich überhaupt meine üblichen Sehübungen machen soll, denn damit riskiere ich, die stabile Scharfsehphase zu zerstören. Ich entscheide mich für Üben, und tatsächlich endet die stabile Schärfe (vermutlich hätte sie aber sowieso nicht den ganzen Tag angehalten). Es bleibt aber ein insgesamt überdurchschnittlich gutes Sehen. Allerdings voller Merkwürdigkeiten. So erlebe ich wieder das relativ schwache Sehen mit meiner schwächsten Brille. Oder ich kann problemlos 100%- Text lesen, aber das Lesen der normalen Zeitung (etwa 35%-Text) fällt mir schwer. Ich kann hin- und herwechseln und es bleibt dabei, dass ich den kleinen Text besser sehe. Entferne ich die Zeitung weiter von den Augen, so erkenne ich den Text eher besser. Ich könnte meinen, ich sei weitsichtig. Tatsächlich ist meine Fernsicht beim Blick aus dem Fenster ungewöhnlich gut.

In der zweiten Februarhälfte überwiegend schlechtes, dunkles Wetter und ich fühle ich körperlich recht schlapp. Aber meine Sehleistung bleibt bei gut und ist zeitweise sogar ausgezeichnet. Schwankungen zwar, aber die Untergrenze des Schwankungsbereichs liegt höher als sonst und deshalb stört es nicht so. In den besonders guten Phasen ist meist ein leichter Grauschleier vorhanden. Manchmal durchgehend, manchmal fleckig. Auch das Sehen mit meiner mittelstarken Brille ist jetzt zeitweise schlechter als gewohnt. Zwar weit besser als zu Anfang des Sehtrainings und meist noch deutlich besser als ohne Brille, aber irgendwie scheint meine Sehleistung mit Brillen den Höchstpunkt überschritten zu haben und langsam nachzulassen, während sich das Sehen ohne Brille ganz langsam weiter bessert. Keine Schmerzen, fast keine Verkrampfungsgefühle, aber meistens lässt meine Sehleistung nach einigen guten Stunden nach. Auch wenn ich die Anstrengung nicht spüre oder gar lokalisieren kann, so scheint es doch noch ein Ausdauerproblem zu geben.

Trotz der eindeutigen Fortschritte bin ich wieder unzufrieden und empfinde mein Sehen schon als schlecht, wenn ich ab und zu ein paar Worte Text am TV-Bildschirm nicht lesen kann. Wie froh war ich zu Beginn des Trainings, wenn ich damals ab und zu mal ein Wort erkennen konnte! So schnell ändern sich mit der Gewöhnung an die Fortschritte die Ansprüche.
Ende Februar einige besonders gute Tage. Zwar Schwankungen, aber die Untergrenze liegt noch etwas höher als an den vorhergehenden Tagen. In den besonders guten Momenten allerdings wieder etwas Grauschleier. Zeitweise gar keine Flecken, zeitweise sind sie so groß, dass ich sie nur bemerke, wenn ich ein Beobachtungsobjekt fixiere und dann den Kopf schwenke. Mein Blick wandert dann durch verschiedene Schärfebereiche, was nach meiner aktuellen Meinung auf ungleichmäßig scharfgestellte Hornhaut deutet. Ich habe zwar keine Verkrampfungsgefühle, aber gegen schwache Momente komme ich am besten mit kurzer Entspannung bei gleichzeitigem lockeren Blinzeln an (was wohl eine Art Entkrampfung bewirkt).

Durch die Presse geht eine Meldung, dass man im Augen neben den bereits bekannten Zäpfchen und Stäbchen eine dritte Art von "Sehzellen" entdeckt hat. Zwar weniger wichtig, aber doch wieder ein Beweis, wie wenig die Wissenschaft bisher weiß.


75. Monat (März 2002)
In den ersten Märztagen sinkt meine Sehleistung stetig ab bis deutlich unter den bisher erreichten Durchschnitt. Entweder starke Schwankungen oder zwar relativ stabiles Bild, aber auf niedrigem Niveau und mit starkem Grauschleier. Zeitweise wird sogar das flüssige Lesen der Zeitung wieder zu einem Problem. Erzwingen von leidlich gutem Sehen ist zurzeit praktisch nur durch Entspannung und für relativ kurze Momente möglich. Fühle mich auch körperlich schlecht.
Das Sehen mit Brille ist vergleichsweise gut und beschwerdefrei. Es scheint so, als ob meine Probleme mit Korrekturbrille in Schwächephasen (schwaches Sehen ohne Brille) weniger akut sind als in den guten Phasen.

Um den 10. herum einige Tage etwas besser (aber nicht über Durchschnitt). Dann schon wieder schlechtes Sehen. Ursache rätselhaft. Ich fühle mich an sich nicht schlecht und habe kaum aktuellen Stress. Trotzdem kann ich gutes Sehen nicht einmal bewusst erzwingen. Meine Augen stellen sich zwar recht häufig plötzlich von alleine scharf, aber ich kann die Schärfe nicht halten. Nach 1 bis 5 Sekunden ist sie wieder weg. Einzigen Trost finde ich in der Feststellung, dass die unscharfen Phasen oft noch scharf genug sind, um ganz mühsam etwas zu lesen. "Unscharf" ist heute also immerhin weniger unscharf als früher. Bei der Fernsicht und dem Lesen kleiner Schriften ist der Rückgang weniger stark als beim Lesen normaler Schriften.

Ab etwa 20. März allmähliche Besserung bis zu leicht überdurchschnittlich am Monatsende. Die Schwankungen werden geringer und die Flecken weniger. An einigen Tagen seit langem wieder einmal ein Fremdkörpergefühl im rechten Auge und zeitweise Verspannungen im Augen-Stirnbereich und Kopfschmerzen (einige halbe Tabletten halfen). Ich glaube aber nicht, dass die Kopfschmerzen etwas mit dem Sehtraining zu tun haben. An den letzten Märztagen sehr schönes Wetter und beim entspannten Sitzen im Garten mit heller Sonne von hinten nahezu perfektes Sehen (ganz leichter Grauschleier). Schwankungen zwar, aber da die Untergrenze meist klar über 50% bleibt stören sie kaum. Das Sehen mit Korrekturbrille scheint wieder schlechter bzw. anstrengender.


76. Monat (April 2002)
Anfang April ist es warm und hell. Beim langsamen Radfahren in ruhiger Landschaft wenig Tränerei und zeitweise so gute Sicht wie früher mit Brille. Allerdings mit leichtem, gleichmäßigen Grauschleier und erträglichen Schwankungen. Meist etwa alle 3-5 Sekunden 1-2 Sekunden Unschärfe. Manchmal aber auch bis zu 1 Minute ununterbrochene Schärfe (ich vermute, dass sehr kurze Unschärfen vom Gehirn ignoriert werden, so dass sich dann der Eindruck ständiger Schärfe ergibt). Die Obergrenze meiner Sehschärfe liegt dafür zurzeit nicht im Rekordhöhen, wohl nur bei maximal 80%.
Leider viele Probleme mit Insekten (entweder gibt es im Frühjahr mehr davon, oder man ist da empfindlicher gegen diese Kollisionen). Mehrmals fast gleichzeitig "Volltreffer" in beide Augen erhalten. Da hilft nur sofortiges Anhalten. Meisten kann ich nach 30-60 Sekunden aber wieder weiter fahren.
Mit Korrekturbrille relativ schlechteres Sehen. Einige Nächte nur kurz geschlafen und, wie schon mehrfach festgestellt, am folgenden Morgen überdurchschnittlich gut gesehen. Zuviel Schlafen oder Dösen scheint eher negativ für das Sehvermögen zu sein.

Langsam stellt sich die Frage, wie ich in den Phasen trainieren soll, in denen ich schon relativ gut sehe. Ich komme auf folgende Trainingsmöglichkeiten:
- Häufiger Gegenbrille benutzen.
- Meistens liegen im Gesichtsfeld doch Bereiche (Flecken) etwas unterschiedlicher Schärfe. Deshalb bietet es sich an, den Kopf langsam zu schwenken oder zu heben/senken und dabei zu versuchen, die Schärfe "mitzuziehen".
- Den Blick von ganz nah bis fern schweifen lassen und dabei versuchen, die Schärfe "mitzuziehen".
- Das scharfe Bild durch Blinzeln oder starke Augenbewegungen zerstören und versuchen, es möglichst schnell wieder aufzubauen.

An einigen hellen Tagen probiere ich beim Radfahren verschiedene Sonnenbrillen für Radfahrer. Ich hatte seit Trainingsbeginn ja Sonnenbrillen gemieden, weil ich Angst hatte, dass sie den Tiefenschärfeeffekt vermindern. Jetzt muss ich aber zugeben, dass sie ab einer gewissen Helligkeit doch das Bild verbessern (vermutlich bringt das Ausschalten von Blendungseffekten mehr an Bildqualität als der Verlust an Tiefenschärfewirkung kostet). Die Tränerei vermindert sich durch Tragen einer Sonnenbrille zwar auch, aber da die Brille gleichzeitig auch die Verdunstung der Feuchtigkeit durch den Fahrtwind mindert und das Abwischen der Tränen erschwert, bringt sie in dieser Hinsicht keinen wirklichen Vorteil.

Am 9. plötzlich vom Aufwachen an schlechtes Sehen. Kein Grund erkennbar. Ich habe weder besonderen Stress noch das Gefühl irgendeiner ernsthaften versteckten Krankheit (fühle mich aber auch nicht in körperlicher Hochform und habe Abneigung gegen ernsthafte sportliche Betätigung).
Mittlerer bis starker Grauschleier, Doppelbilder, Flecken und Schwankungen. Sehschärfe etwa zwischen 20 und 50%. Rechts schlimmer als links. Das ist zwar erschreckend schwach, aber immer noch deutlich besser als vor dem Training. Auch mit Brille sehe ich ungewöhnlich schlecht (aber deutlich besser als ohne). Beim Berühren der Augengegend leichte Schmerzen. Die Augen sind praller als sonst (aber nicht so schmerzend prall wie manchmal im ersten Trainingsjahr). Dazu zeitweise leichte Kopfschmerzen und Verspannungsgefühl im Stirnbereich (ich nehme ab und zu eine halbe Tablette).
Obwohl mir dieser Rückfall wirklich unerwartet und unerklärlich ist, bemühe ich mich, es leicht zu nehmen. Schließlich weiß ich inzwischen, dass mit einer gewissen Regelmäßigkeit kommen und auch wieder gehen. Ich erlaube mir deshalb, für bestimmte Lesearbeiten, die ich sonst schon lange ohne Brille erledige, wieder zur Brille zu greifen. Nach einer gewissen Zeit mit Brille sind dann interessanterweise meistens wieder ein paar erträgliche Minuten ohne Brille möglich.
Erst nach einer guten Woche erreicht meine Sehleistung wieder knapp durchschnittliches Niveau. Dann gleich ein neuer Rückschlag. Aber diesmal ist er wenigstens erklärlich: Ich hatte sowieso schon recht viel berufliche Terminarbeit zu erledigen, und genau da gab es gleich mehrere Defekte im Haus und am Auto. Da natürlich keiner erreichbar war (Wochenende) musste ich mich einige Stunden unter Zeitdruck als Bastler betätigen. Und wieder bestätigt sich, dass Naharbeit, noch dazu unter Stress, innerhalb einer halben Stunde die Sehschärfe für mindestens den Rest des Tages ruiniert (gilt nach meiner Erfahrung in abgeschwächter Form sogar für angenehme und relativ stressfreie Naharbeit, lediglich beim wirklich entspannten Lesen mit häufigen Pausen für einige Fernübungen tritt die Verschlechterung erst relativ spät ein). Diesmal kamen recht starke Kopfschmerzen dazu. Wieder diese Art Verkrampfung im Augen-Stirn-Bereich, wie ich sie zu Anfang des Trainings häufiger hatte (ganz offenbar also wirklich mit dem Sehen verbunden). Am schlimmsten Tag waren die Schmerzen auch mit mehreren Tabletten kaum zu lindern. Das hatte ich schon lange nicht mehr.

Danach wieder Beruhigung und in den letzten Apriltagen dann wieder knapp durchschnittliches und schmerzfreies Sehen. Sehschärfe zwar nicht besonders und fast ständig ein mittlerer, gleichmäßiger Grauschleier, aber wenige Doppelbilder und nur sanfte Schwankungen, so dass ich ganz zufrieden bin.
Rein zufällig stelle ich fest, dass die einfachen Radfahrer-Sonnenbrillen auch bei nur knapp mittlerer Helligkeit manchmal einen deutlichen Zuwachs an Schärfe bei gleichzeitig wesentlich geringeren Schwankungen bringen. Nach einigen Trageminuten lässt diese Wirkung jedoch nach. Setzt man dann die Sonnenbrille ab, dann ist das Bild ohne Brille wieder besser. Alle paar Minuten zwischen mit Sonnenbrille und ohne zu wechseln scheint am optimalsten. Das klingt alles sehr unlogisch. Die wahrscheinlichste Erklärung scheint mir, dass die Lichtdämpfung durch die Sonnenbrille eine Entkrampfung/Entspannung der Augen bewirkt.


77. Monat (Mai 2002)
In den ersten Maitagen unter Schwankungen langsame Besserung bis auf gut durchschnittliches Sehen. Ich lese fast täglich ohne Probleme ein Buch (zeitlich verteilt immer nur ca. 20 - 50 Seiten am Stück).
Die erste große Radtour des Jahres gemacht. Ich will endlich mal alle Details von Paris und Umgebung kennen lernen, und dazu brauche ich noch etwa 6 - 8 Tagestouren. An sich hatte ich bisher eine große Abneigung gegen Radtouren in den ganz großen Städten. Aber wenn man einen Feiertag gleich morgens um 6 losfährt, hat man erst einmal einige Stunden erstaunliche Ruhe und auch nachmittags ist es auszuhalten: Wenn man die Route von der Innenstadt nach außen plant kommt man mit zunehmendem Verkehr in die ruhigeren Außenbezirke, und das gleicht sich etwas aus. Und sucht man sich Tage mit nicht ganz so strahlendem Wetter aus, so bleibt es sogar nachmittags ziemlich ruhig. Trotzdem sind solche Touren eine ganz besondere Art von Stress. Nicht körperlich, denn man fährt relativ wenig und langsam. Mit einem Stadtplan kann man sich bei den vielen Straßenschildern kaum ernsthaft verfahren, und auch mögliche Unwetter verlieren ihren Schrecken, denn alle paar Meter findet sich irgendein sicherer Unterschlupf.
Das Problem ist dafür der geistig-nervliche Stress: Man muss ständig voll konzentriert sein. Es fehlt die Art von Entspannung, die man auf einsamen Landstraßen oder Wegen in angenehmer Natur erlebt. Man fühlt sich praktisch ständig beobachtet, und nur selten ergibt sich die Gelegenheit, sich mal etwas auf eine Wiese zu legen oder auch nur mal kurz "hinter einen Busch" zu gehen. Für die Augen ist das weit mehr "Sehstress" als eine Tour auf dem Lande. In wohl über 50% der Fälle habe ich die Schilder mit den Straßennamen aus ausreichender Entfernung auf Anhieb lesen können. Wenn das aber mal nicht klappt, dann kommt man leicht in diesen altbekannten "Teufelskreis", wo man das Erkennen erzwingen will und es dadurch immer nur schlimmer wird. Manchmal verkrampfen die Augen dabei so, dass, wenn ich nach vergeblichem Bemühen dann immer näher herangehe, ich zum Schluß selbst aus 1 Meter Entfernung kaum richtig scharf sehe, - obwohl ich kurz vorher ein gleichartiges Schild im Vorbeirollen problemlos aus 10 oder mehr Metern Entfernung erkannt habe.
Wie zu erwarten folgten nach dieser anstrengenden Tour mehrere schwache Tage (besonders der 2. und 3. Tag danach) mit schwachen und schwer einstellbaren Augen und nebligen Doppelbildern (aber keine Schmerzen). Dann wieder gut durchschnittlich.

Dann einige Tage Hektik, weil sich bei einer meiner Aktienspekulationen etwas nicht wie vorgesehen entwickelte. Sowas verdirbt die Sehleistung gleich doppelt: Einmal weil man fast ständig am Bildschirm hängt und Kurse und Nachrichten verfolgt (teilweise auch nachts, weil der Handel ja in USA und Japan weiter geht), und dann, weil solch negative Entwicklungen Stress der üblen Sorte bedeuten. Wenn sich die Kurse besser als erwartet entwickeln, bedeutet das zwar auch Stress, aber von einer freudigen Sorte, der die Augen eher länger durchhalten lässt.

Die restlichen Maitage sind sehr unterschiedlich. Ich kann an einem Tag Phasen haben, in denen es mir sehr schwer fällt, ernsthaft mit normalen Schriftgrößen (Zeitungen, Briefe) zu arbeiten, und dann setze ich mich in den Garten und erlebe bis zu 2 Stunden Sehleistung etwa wie früher mit Brille. Ich kann Details von Blüten in 5 Metern Entfernung erkennen oder ziemlich problemlos 50 Seiten eines (inhaltlich angenehmen) Buches in kleiner Schrift lesen. Es kann vorkommen, dass ich am TV-Bildschirm kleine Schriften, die ständig neue Informationen bringen, lesen kann. Und fast gleichzeitig kann ich größere Schriften auf meiner Übungstafel, die ich auswendig kenne, nicht erkennen. Ich kann durch die Fensterscheiben Autonummern in 30 Metern Entfernung erkennen. Gehe ich eine Minute später auf dem Gehweg, so erkennen ich sie nur noch aus 5 - 10 Metern. Diese Unberechenbarkeit, wann man was scharf oder unscharf sieht, verdirbt einen Teil der Freude über den ja eigentlich eindeutigen Fortschritt.
Trotz der schon relativ sommerlichen Temperaturen habe ich im Freien oft einen starken Tränenfluss. Nach einiger Zeit wird er zwar durch die Nase umgeleitet, er lässt kaum nach. Fast scheint es mir schlimmer als im Winter.


78. Monat (Juni 2002)
Die erste Maiwoche gut durchschnittliches Sehen. In der zweiten Woche dann extremer Stress. Es begann mit einem defekten Notebook. Da ich in diesem Jahr sowieso eine größere Umstellung meiner gesamte PC-Anlage vorhatte, beschloss ich diese vorzuziehen und sofort fast alles auszuwechseln. Die Folge waren mehrere Tage mit Herumfahren, Aussuchen, Einkaufen, Einbauen, Ausprobieren, Umtauschen usw. Da ich zusätzlich auch noch Handwerker im Haus hatte bedeutete das ungefähr eine Woche Arbeit fast ohne Schlaf und ohne ernsthafte Sehübungen. Die Sehleistung ging natürlich stark zurück und zeitweise hatte ich Probleme mit meiner mittelstarken Brille alles am Bildschirm zu erkennen. Aber ich denke, das war eindeutig durch Stress erklärbar. Gleichzeitig mehrere neue PCs mit neuen Zusatzgeräten, neue Hardware, neues Betriebssystem, neue Programme. Das nervt schon einige Tage und Nächte, bis man das alles einigermaßen im Griff hat.
An dem Tag, als ich beschloss, die Installation als abgeschlossen zu betrachten und wieder "nur normal" zu arbeiten und mich auch wieder angemessener Sehdisziplin und Augenübungen zu befleißigen, konnte ich dann auch innerhalb weniger Stunden eine deutliche Verbesserung meiner Sehleistung feststellen. An den Folgetagen dann leider einige Rückfälle, weil ich mich doch mehrmals hinreißen lies, stundenlang fast ohne Pause mit neuer Software herumzuprobieren.
Ab etwa 20. Mai dann aber wieder weniger Stress und eine deutliche Verbesserung. Relativ stabiles und scharfes Sehen, allerdings mit mittelstarkem Grauschleier. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, gleich morgens möglichst einige längere Arbeiten mit der +2- Gegenbrille durchzuführen. Dies scheint die Augen für den ganzen Rest des Tages positiv zu beeinflussen.

Flecken unterschiedlicher Schärfe im Bild fallen inzwischen nur noch selten gleich im Gesamtbild auf, sondern erst beim Schwenken des Blickes fällt auf, dass das Bild oft aus unterschiedlich scharfen Bereichen besteht. Ich schließe daraus, dass die Flecken nicht mehr so stark sind wie früher, wo sie sofort auffielen (so wie man starke Fettflecken auf einer Glasscheibe beim ersten Blick auf die Scheibe sieht und nicht erst, wenn man Abschnitt für Abschnitt durch die Scheibe sieht). In der Ausgangsposition (Blick geradeaus) sehe ich meistens am schärfsten. Wenn ich bei meiner Theorie bleibe, dass die Scharfstellung und diese Flecken ihre Ursache in einer verstellbaren Straffung der Hornhaut oder einem ähnlichen Effekt sonst wo ganz vorne im Auge haben, dann deutet das darauf hin, dass ich es inzwischen meist schaffe, diesen Effekt in der Augenmitte zu konzentrieren. Anfangs lagen die scharfen Bereiche ja manchmal an recht seltsamen Stellen, so dass ich seitlich oder nach oben oder unten aus dem gerade besseren Auge schauen musste, um den Bereich der besten Schärfe zu erwischen.
Anzumerken ist, dass ich in den wirklich guten Scharfsehphasen gleichmäßig scharf sehe. Flecken oder Bereiche unterschiedlicher Schärfe tauchen nur in den weniger guten Phasen auf (und auch da gibt es Phasen mit gleichmäßig schlechter Schärfe). Aber diese Bereiche unterschiedlicher Schärfe sind eben besonders rätselhaft. Mal sind die Übergänge zwischen den Bereichen allmählich, manchmal scheinen sie sogar in ständiger Bewegung (wie wenn man durch eine von leichten Wellenschlag bewegte Wasseroberfläche auf den Grund eines Baches schaut), und manchmal sind die Übergänge zwischen scharfen und unscharfen Bereichen nicht allmählich sondern abrupt und wie durch feststehende Sprünge in einer Glasscheibe voneinander getrennt (ich vermute vorübergehende Fältchen in der Hornhaut oder etwas ähnliches). Praktisch jedes Mal sind die Flecken irgendwie anders und an anderen Stellen (auf meinem schwächeren rechten Auge meistens extremer als links).

Weitere Versuche an verschiedenen Tagen und bei verschiedenen Wetter- und Stressverhältnissen bestätigen, dass das zeitweise Tragen einer Sonnenbrille bei sehr großer Helligkeit und bei stressbedingten schlechten Sehen sogar auch bei nur normaler Helligkeit deutlich schärferes Sehen bewirken kann. Setzt man die Sonnenbrille nach einiger Zeit ab, dann bleibt dieses bessere Sehen sogar für einige Zeit erhalten. Die Ursache scheint mir darin zu liegen, dass die Lichtdämpfung durch die Sonnenbrille eine Art Entkrampfung der Augen bewirken kann, die das Sehen mehr verbessert als der Verlust an Tiefenschärfe es gleichzeitig verschlechtert.
Die vorübergehende Benutzung einer Sonnenbrille kann also in bestimmten Situationen eine sehr nützliche Entspannung des Sehapparates bewirken.

An einigen sehr heißen Tagen fällt mir auf, dass ich keinen merkbaren Tränenfluss habe. Das ist auch wieder schlecht, denn es wird deutlich, wie nützlich ein gewisses Maß an Tränen ist, um Insekten aus den Augen zu spülen. Bei Temperaturen unter etwa 25 Grad ist die Tränerei aber zuverlässig wieder da, sobald die Augen mit Luftzug in Berührung kommen.

An den letzten Junitagen sehr wechselnde Sehleistung. Manchmal bis zu 2 Stunden mit relativ stabilem Sehen etwa wie früher mit Brille (aber mit Grauschleier). Sogar in der Abenddämmerung sehe ich manchmal erstaunlich scharf. Aber leider auch wieder viele Phasen mit ausgesprochen schwacher Sehleistung.


79. Monat (Juli 2002)
In der ersten Juliwoche etwas beruflicher Stress von der unangenehmen Sorte und entsprechend nur knapp durchschnittliches Sehen. Etwa nach einer Woche deutliche Besserung, zeitweise sogar sehr gutes Sehen. Ich kann dann problemlos etwa eine halbe Stunde lang fast ununterbrochen Zeitung oder Bücher mit der +2-Gegenbrille lesen. Es bleiben aber immer noch einige alte Probleme. Bei mir unangenehmen Objekten wie meinen Übungstafeln ist auch an sehr guten Tagen nur wenig gebessertes Sehen möglich, während ich z.B. sich ständig ändernden Videotext problemlos aus doppelter Entfernung lesen kann.
Auch meine Unzufriedenheit bleibt. Gute Sehphasen scheinen sie sogar zu erhöhen, weil dadurch der Unterschied zu den weniger guten Phasen deutlich wird.
Am PC kann ich zwar zur Not inzwischen fast immer ohne Brille arbeiten (aber nicht durch "mit Gewalt erzwingen" sondern ich kann inzwischen fast immer planmäßig ausreichend entspannen). Aber dieses Arbeiten ohne Brille ist langsam (bzw. wird nach einigen Minuten langsamer und langsamer), so dass ich meist nach einigen Minuten wieder zur Brille greife.
Und mit Brille hat sich dieses seltsame Phänomen verstärkt, dass ich mit der schwachen Brille am PC relativ schlecht zurechtkomme. Wenn die Entwicklung so weiter geht werde ich eines Tages am PC nur noch ohne Brille oder mit stärkerer Brille, aber nicht mehr mit schwacher Brille arbeiten können.

In den letzten Julitagen gutes bis sehr gutes Sehen. Am besten Tag konnte ich ca. 25% des Tages so gut sehen wie früher mit Brille. Das rechte Auge ist weiterhin oft schwächer und aktiv. Es verschlechtert das Gesamtbild deshalb öfter als es hilft.

Ergänzung zu der Beschreibung der Flecken unterschiedlicher Schärfe im letzten Monat: Es gibt auch Phasen mit ziemlich gleichmäßiger Schärfe in denen diese Flecken nur durch unterschiedlich starken Grauschleier auffallen. Die Bildteile variieren dann zwischen glasklar über leicht milchglasig bis hin zu stark vernebelt.
Diese Nebeleffekte täuschen leicht ein unscharfes Bild vor, während ein klar-glasiges Bild wie es eine Korrekturbrille liefert leicht den Eindruck von scharfem Sehen erzeugt. Erst z.B. Lesetests zeigen, dass das milchglasig-neblige Bild manchmal schärfer als das klar-glasige ist.


80. Monat (August 2002)
Anfang August fühle ich mich müde und körperlich schwach. Kopfschmerzen und schwache Sehleistung. Die Augen sind schwer einstellbar und die erreichte scharfe Einstellung hält meist nur einige Sekunden an. Entspannung beim ruhigen Sitzen im Garten bringt oft Besserung. Schon bei mittlerer Helligkeit hilft manchmal die Sonnenbrille zum Entkrampfen der Augen, aber auch diese mittels Sonnenbrille erreichte Entspannung hält nicht lange an. Erstaunlicherweise kann ich meine Augen oft besser und länger auf ferne Objekte (über etwa 3-5 Metern) scharf stellen als auf nahe.
In der zweiten Augustwoche noch schlechteres Sehen. Ich habe sehr viel zu tun und kaum Zeit für Übungen oder Arbeitspausen zur Entspannung. Börsenkurse am TV und Videotext kann ich öfter nicht lesen als lesen. Wieder starke Störungen durch Doppelkonturen. Linien, Pfosten, Zeichen usw. erscheinen nach rechts bzw. recht oben versetzt ein zweites Mal. Zwar schwächer als das Original und deshalb sofort als Kopie erkennbar (früher konnte ich in der Regel nicht einmal erkennen, was Original und was Kopie ist), aber es stört trotzdem enorm.
Mitte August allgemeines Sehvermögen weiter unbefriedigend, aber dazwischen wieder längere Scharfsehphasen.

Ab etwa dem 20. körperlich wieder sehr leistungsfähig und gleichzeitig auch wieder gutes Sehen. Wieder die Beobachtung, dass ich nach Nächten mit eher kurzem Schlaf besser sehe, als nach langem Schlaf und vielen Dösen. Etwas körperlicher Stress, Anforderung und Anstrengung scheinen nützlich, solange es nicht auf ständigem Ärger beruht. Im Freien auch bei Wind praktisch tränenlos (Temperaturen 20 bis 30 Grad).

Schon nach 5 Tagen aber wieder körperlich schwächer, nur noch knapp durchschnittliches Sehen, oft Kopfschmerzen, bei Luftzug starke Tränerei. Dazwischen aber immer wieder Phasen von einigen Minuten bis zu knapp einer Stunde mit Sehschärfe fast wie früher mit Brille. Allerdings mit etwas ungleichmäßigem Grauschleier und ich muss die Schärfe alle paar Sekunden durch Blinzeln auffrischen (erfolgt praktisch automatisch und mühelos). Besonders unschön ist, dass die Scharfsehphasen nach einem nicht erkennbaren System auftreten und ich sie zurzeit nicht bei Bedarf erzwingen kann (meistens kann ich aber einen ganz kurzen "Schärfeblitz" erzwingen).


81. Monat (September 2002)
Der Monat begann mit dem völlig unerwarteten Tod eines engen Freundes und einige Tage später folgte ein hoffnungsloser Krankheitsfall im engsten Familienkreis. "Irgendwo zwischen einigen Wochen und einem Jahr" meinen die Ärzte. Das wird meine Stimmung in den nächsten Monaten prägen. Dazu viel Arbeit (lenkt wenigstens ab) und wenig Zeit zum Üben oder Entspannen.
Meine Sehleistung ist natürlich sehr schwach. Rein gefühlsmäßig meine ich manchmal, ich wäre auf das Vortrainingsstadium zurückgefallen. Das ist aber eine Täuschung, die auf der Enttäuschung über die Rückschläge basiert. Ich kann heute auch in den ganz schwachen Momenten aus 30-40 cm Entfernung Zeitung lesen. Zwar nicht immer ganz flüssig und oft nur mit mehr oder weniger Anstrengung, aber das entspricht immerhin der Leistung, die ich erst nach 6-12 Monaten Training erreicht hatte (in den ersten Trainingstagen konnte ich nur aus etwa 10 cm Entfernung Zeitung lesen und aus 30-40 cm Entfernung erschien das Papier meistens gleichmäßig grau). Und zusätzlich gibt es dazwischen immer wieder längere Momente großer Schärfe. Schriften am TV kann ich zurzeit nur in etwas über 50 % der Fälle sicher erkennen und ohne Brille nur selten etwas am PC-Bildschirm. Aber auch das ist kein so extremer Rückfall, denn früher konnte ich das ja nie. Und den Mauszeiger, den ich früher ohne Brille nie erkannte, den erkenne ich heute sogar in den ganz schwachen Phasen. Außerdem ist auch das Sehen mit Brille oft sehr, sehr bescheiden und anstrengend. Meist handelt es sich ganz einfach um eine allgemeine Unschärfe. Entweder recht gleichmäßig im ganzen Bild oder in großen veränderlichen Flecken verschiedener Unschärfe. Auf beiden Augen im Prinzip das gleiche Problem, rechts aber meistens stärker und besonders fleckig. Irgendwelche anderen Spezialitäten wie besonders auffällige Doppelkonturen oder Nebelflecken sind nicht dabei.

Da man bekanntlich bei allem das Positive suchen soll, beschließe ich, die kommenden Monate, die diesmal vermutlich in doppelter Hinsicht dunkel werden, als besonderes Stress- Training zu betrachten. Entspannt kann ich ja eigentlich schon lange und für immer länger gut und manchmal sogar sehr gut sehen. Das Hauptproblem ist inzwischen, das gute Sehen auch unter Stress jeder Art zu behalten. Die immer noch nicht sicher kontrollierbaren Einbrüche der Sehleistung sind es nämlich, die die Sicherheit und Moral des Trainierenden gefährden. Und daran muss ich noch arbeiten.

Ab Monatsmitte leichte Besserung und auch wieder längere Phasen mit gutem Sehen (meist aber kontrastschwach wie durch leichten, gleichmäßigen Nebel gesehen). Erstaunlicherweise sehe ich mit der +2-Gegenbrille kaum schlechter als ganz ohne Brille. Wieder zunehmende Tränerei, leicht erklärbar durch die sinkenden Temperaturen.


82. Monat (Oktober 2002)
Am Monatsanfang gleich noch ein völlig unerwarteter Todesfall. Meine Sehleistung ist zwar schwach, aber meist nicht miserabel. Minutenlange Phasen mit nahezu perfektem Sehen kommen vor. Seltener, nicht immer erzwingbar und meist mit leichtem Grauschleier, aber doch in einer Qualität und Länge, die zu Trainingsbeginn undenkbar war. Wenn ich wieder einmal am Zweifeln bin beweise ich mir die Fortschritte, indem ich mit völlig gestreckten Armen und zurückgelehnten Kopf, also aus gut 50 cm Entfernung, in einer Zeitung lese. Einzelne Worte zu erkennen kann ich fast immer mit mehr oder weniger Anstrengung erzwingen. Längere Texte klappen seltener.
Ich bin jetzt im Wechsel an der Krankenpflege beteiligt. Ich habe so was schon mehrfach hautnah miterlebt und hatte viel Angst, weil ich weiß, wie oft der Sterbende aus Verwirrtheit, Misstrauen oder Angst eine Aggressivität entwickelt, die es für alle Beteiligten sehr schwer macht und wohl schon manche Familie zerstört hat. Aber diesmal ist es meist relativ friedlich. Die Situation an den Börsen ist zeitweise sehr angespannt und so beobachte ich oft zwischen Füttern und Windelwechsel mit einigem Stress die Kurse am Bildschirm. In etwa 50% der Fälle kann ich sie problemlos ohne Brille erkennen. Das ist für die aktuelle Situation gar nicht schlecht.

Unangenehm sind die vielen langen Autofahrten bei trüber Witterung oder gar Dunkelheit. Das Problem liegt ähnlich wie bei der Arbeit am PC: Ohne Brille geht es erst selten, zurzeit praktisch gar nicht, und mit Brille wird es zunehmend schwieriger. Ich bin jetzt gerade in dieser Übergangsphase, die ich am Anfang des Sehtrainings immer erwartet hatte, die dann aber einfach nicht kommen wollte. Erst als mich an en Gedanken gewöhnt hatte, dass sie gar nicht kommt, da kam sie doch. Und der eigentlich logische Kompromiss mit einer mittelstarken Brille funktioniert in der Praxis ja leider schlechter als erwartet. Mit meiner stärksten Brille erreiche ich zwar problemlos sofort eine perfekte Sicht von meist wohl weit über 100%, aber nach wenigen Minuten wird das Gefühl damit sehr unangenehmen. Möglicherweise spielen da auch psychologische Gründe wie Abneigung und Gefühl eines Rückfalls mit.

Zusätzlicher Stress weil ich an sich einige umfangreiche Terminarbeiten zu machen habe, aber die notwendigen Fachbücher und Akten nicht ständig und überall dabei haben kann. So läuft mir die Zeit weg und ich kann oft nur grobe Notizen machen. Dazu die Gedanken über die kommende Haushaltsauflösung (einer, der Teile übernehmen sollte, ist gerade selbst gestorben). Und die politische Lage ist so, dass auch noch eine kurzfristige Einberufung kommen könnte. Kurz: So viel Stress hatte ich schon lange nicht mehr und dazu kaum Zeit, mich durch Sport abzureagieren.
Trotzdem erlebe ich an den letzten Oktobertagen zeitweise eine überraschend gute Sehleistung. Zwar keine Spitzenleistung, aber lange und recht stabile Phasen mit etwa 50% (meist mit nur leichtem Grauschleier und geringfügigen Doppelkonturen). Für viele Arbeiten reicht das vollkommen. Besonders rechts ist das Bild aber manchmal nur gut, wenn ich geradeaus sehe. Sobald ich den Kopf schwenke oder hebe bzw. senke komme ich in sehr fleckig-unscharfe Bereiche. Wenn ich bei meiner Theorie bleibe, dass die Scharfstellung irgendwie durch eine Verstellung (gezielte Straffung oder Lockerung) der Hornhaut erfolgt, dann würde das bedeuten, dass die Hornhaut manchmal nur in einem relativ kleinen zentralen Bereich scharf gestellt wird und manchmal im gesamten für das (Durch)Sehen wichtigen Bereich.
Während der Scharfsehphasen sind manchmal die Augen etwas prall und die Augengegend schmerzt bei Berührung leicht (beides aber wesentlich geringer als im Anfangsstadium des Trainings). Offensichtlich finden da zurzeit wieder verstärkte Kämpfe gegen Verkrampfungen statt, aber nicht mehr so offen und direkt fühlbar wie zu Anfang des Trainings. Außerdem wieder öfter Fremdkörpergefühl (Gefühl als ob zwischen Augapfel und Augenhöhle ein Sandkorn oder Haar ist).


83. Monat (November 2002)
Am Monatsanfang Sehleistung zwischen unterdurchschnittlich (aber nicht ganz schlecht) und maximal etwa durchschnittlich wechselnd. Dabei aber selten diese extremen, schnellen Schwankungen, sondern eher langsamer Übergang von einem Niveau zum nächsten.

An einigen Tagen starke Kopfschmerzen, so dass ich bis zu 3 halbe Schmerztabletten pro Tag nehme. Ich glaube aber nicht, dass die Kopfschmerzen etwas mit dem Sehtraining zu tun haben, sondern einfach mit dem aktuellen Stress, Arbeitsbelastung, trübem Wetter und fehlendem Sport zusammenhängen.
Es folgen einige leicht bessere Tage mit auch ab und zu mal einigen Stunden überdurchschnittlichem Sehen. Mitte des Monats dann ein paar Tage mit mehr Zeit. Ich schlafe einmal richtig aus und beim Aufwachen tut mir plötzlich alles weh, insbesondere die Hüften. Nicht wirklich schlimm; Schmerzen die ganz plötzlich auftauchen verschwinden meist auch ganz plötzlich wieder, aber unerklärlich ist es doch. Sehleistung schlecht wie schon lange nicht mehr. Wie am Anfang des Trainings bleicht die Schärfe, wenn ich überhaupt scharf stellen kann, innerhalb von 1 oder 2 Sekunden wieder weg. Nach einigen Tagen sind auch die Schmerzen wirklich wieder weg, und da ich in diesen Wochen kaum Gelegenheit zum Sporttreiben habe, heilen so auch so diverse kleinere Dauerwehwehchen.

Ab etwa dem 20. abends manchmal spontan längere Phasen mit recht guter Sehleistung (allerdings mit leichtem bis mittleren Grauschleier). Tagsüber kann ich ab und zu durch Entspannen längere gute Phasen erreichen. Wirklich zu entspannen fällt mir aber deutlich schwerer als im Sommer. Ich konzentriere mein Training wieder etwas mehr auf härtere Muskelübungen. Wenn es schon mit dem Entspannen nicht immer so klappt, dann will ich wenigstens dadurch die Augen locker halten. Auch die Sehleistung mit Brille ist in diesem Monat meist schlecht.
An den letzten Monatstagen wieder viel Stress (der erwähnte Krankheitsfall verschlechtert sich dramatisch) und sehr schlechtes Sehen.


84. Monat (Dezember 2002)
Anfang Dezember der erwartete Todesfall. Formalitäten, Wohnungsauflösung, usw. Viel Stress, wenig Sport und praktisch kein entspanntes Sehtraining. Sehleistung natürlich sehr schwach, aber doch eindeutig besser als zu Trainingsbeginn. Selbst in den schwächsten Momenten kann ich mindestens 1/3 der Texte am TV lesen. Es scheint sich meine alte Erfahrung zu bestätigen, dass auch der schlimmste Stress nach einiger Zeit Routine wird und sich dann nicht mehr steigern lässt oder gar zeitweise eine Art "Erschöpfungsentspannung" eintritt.

Ab etwa 10. Dezember wieder etwas besseres Sehen, aber meist mit mittelstarkem Grauschleier und einigen großen Flecken unterschiedlicher Schärfe. Ab dem 15. einige Tage mit sehr unbeweglichen, verspannten Augen und schwer verstellbarer Schärfe. Im Sommer habe ich in solchen Situationen oft schnell Besserung durch entspanntes Sitzen im Garten gefunden, aber in der kahlen, kalten Jahreszeit fehlt dieses einfache aber wirksame Entspannungsmittel.
Wie üblich wenn ich unzufrieden bin, versichere ich mich, dass meine Sehleistung heute selbst in den schwächsten Momenten verglichen mit dem Stand zu Trainingsbeginn eigentlich recht gut ist. Unter rund 20 - 30 % falle ich kaum noch zurück (in den ersten Trainingsmonaten habe ich solch eine Sehleistung als "perfektes Sehen" empfunden, aber heute bin ich damit unzufrieden). Mir fällt auch auf, dass die früher üblichen Probleme mit dem "Hemddreieck" bei TV-Sprechern (vgl. Buch Kapitel 4.15) nahezu verschwunden sind. Allerdings ist der rechte Rand weiterhin leicht unschärfer als der linke. Früher hatte ich auf meinem Schreibtisch in ca. 1 Meter Entfernung einen kleinen Wecker und konnte ohne Brille die Zeiger nicht einmal ahnen. Heute steht dieser Wecker etwa doppelt so weit entfernt und ich kann praktisch jederzeit sogar mit der +2-Gegenbrille die Uhrzeit ablesen (nicht immer die Ziffern oder Punkte wirklich scharf sehen, aber doch immer genug von den Zeigern erkennen, um die Uhrzeit zu erfassen).

Im Rest des Monats sehr unterschiedliche Sehleistung. Zeitweise bin ich mit Ordnung des Nachlasses beschäftigt und arbeite dann viele Stunden fast am Stück (kleine Pausen, einige Sehübungen), weil ich befürchte, durch längeren Pausen den Überblick über das bereits Sortierte wieder zu verlieren. Wenn ich dann nach vielen Stunden aufhöre ist meine Sehleistung für mindestens die folgenden 24 h ruiniert. An einigen ruhigeren Tagen ohne solch anstrengende Seharbeit erreiche ich dagegen nach etwas "Warmtrainieren" auch wieder Phasen mit überdurchschnittlichem Sehen (aber meist mit gleichmäßigen Grauschleier).


Bilanz nach dem 7. Trainingsjahr:
Obwohl die letzten Monate des Jahres aus den genannten persönlichen Gründen sehr schwach ausfielen, brachte auch dieses Jahr bei Gesamtbetrachtung Fortschritte. Aber sie sind wenig spektakulär und nur bei genauer Beobachtung feststellbar: Die Scharfsehphasen sind wieder etwas häufiger und länger geworden (einige Male wohl bis zu 2 Stunden am Stück), und vor allem die Schwächephasen sind weniger schwach als früher.

Das rechte Auge ist oft aktiv und gebessert. Es gibt Momente, in denen es ein wirklich perfektes Bild liefert. Auch beim Schwenken des Blickes ist dann keine Fehlstelle zu erkennen. Selbst der große Fleck in der Hornhaut scheint verschwunden. Ich habe noch nicht sicher herausfinden können, ob solche Fehler durch das Gehirn "herausgerechnet" werden, oder ob tatsächlich die Hornhaut zeitweise irgendwie durch Straffung "perfektioniert" wird. Einiges deutet auf letzteres hin. Trotzdem ist eindeutig, dass die Leistung meines rechten Auges im Schnitt weiter hinter dem linken zurückbleibt. Wenn es in seinen schwächeren Momenten nicht ausgeblendet wird, verschlechtert es deshalb das Gesamtbild.
Weiterhin ist zeitweise eine unterschiedliche Entwicklung bei Kurzsichtigkeit und Astigmatismus zu beobachten. Die Besserung beim Astigmatismus erscheint mir weiter fortgeschritten und Rückfälle seltener. Bei Linien ist die Besserung am deutlichsten, bei Leuchtpunkten dagegen geht es nur sehr langsam voran.
Schmerzen sind ganz selten geworden. Verkrampfungsgefühle treten nur noch selten und meist im Zusammenhang mit Stresssituationen auf. Leider keinerlei Rückgang des Tränenflusses bei kaltem Luftzug.
Als Problem erweist sich, dass ich das Sehen mit Korrekturbrillen als immer unangenehmer empfinde. Die mit den schwächeren und mittleren Brillen erreichbare Sehschärfe lässt eindeutig nach. Nur bei der stärksten Brille kann ich keinen Rückgang feststellen. Ich empfinde sie als sehr unangenehm, aber scharf. Das ist irgendwie unlogisch, denn ich hatte natürlich erwartet, dass mit zunehmender Sehschärfe ohne Brille gleichzeitig die Sehschärfe zuerst bei den stärksten Brillen nachlässt und nicht bei den schwächeren. Vielleicht ist es auch so, dass die mit starken Brillen erreichbare Sehschärfe so groß ist, dass dort der Rückgang nicht so leicht zu bemerken ist?

Ich bin mir inzwischen bewusst, dass es vermutlich mindestens 10, eventuell sogar 15 Jahre Sehtraining werden, bis ich meine Sehleistung ohne Brille für alle Situationen als ausreichend empfinde. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass sich meine Sehleistung vor Beginn des Trainings stetig verschlechtert hat. Deshalb ist es recht wahrscheinlich, dass sie sich ohne Training inzwischen noch weiter verschlechtert hätte. Die tatsächlich seit Trainingsbeginn ereichte Besserung zählt deshalb eigentlich doppelt: Es ist nicht nur nicht schlechter, sondern stetig besser geworden.
Und ich weiß aus Berichten von Lesern, dass die Besserung bei jungen Menschen viel schneller erfolgt. Das soll mich aber nicht entmutigen. Ich vermute, dass die schnelleren Erfolge der Jugend auch darauf zurückzuführen sind, dass bei ihnen die noch elastische Linse viel zum schnellen Erfolg beiträgt. Bei den Älteren ist die Linse dagegen vermutlich schon so hart (die Verhärtung der Linse mit zunehmenden Alter ist laut Literatur unvermeidlich), dass der Erfolg offensichtlich überwiegend nur durch andere, mühsamer zu trainierende Verstellmöglichkeiten erreichbar ist.
Aus den Berichten von Lesern weiß ich auch, wie wichtig beim Training die richtige Kombination von Entspannung und aktiven Muskelübungen ist. Manche hatten aufgrund anderer Bücher zum Thema Sehtraining schon umfangreiche Erfahrung mit Entspannungsübungen. Aber nur bescheidene Erfolge. Erst nachdem sie dann auch aktive Muskelübungen hinzunahmen ging es wirklich vorwärts. Und ich selbst habe ja die Erfahrung gemacht, dass die einseitige Bevorzugung von Muskeltraining auch nicht das wirklich Wahre ist. Das Erfolgsgeheimnis besteht vermutlich in einer individuell unterschiedlichen Kombination der beiden Methoden.


85. Monat (Januar 2003)
Nach mehreren fast sportlosen Monaten fühle ich mich Anfang Januar endlich einmal wieder körperlich in bester Form und trainiere an einigen Tagen bis zur Schmerzgrenze. Folge natürlich Muskelkater und bei der ersten längeren Radtour Sitzbeschwerden. Als Sportbegeisterter empfindet man so was aber eher positiv: Es geht wieder aufwärts! Auch das Sehtraining macht wieder Spaß, sogar mit starker Gegenbrille. Sehleistung gut aber noch nicht sensationell. Neue Rekorde sind in der kalten, düsteren Jahreszeit aber auch kaum zu erwarten.

Einige Tage später leider schon wieder ein deutlicher Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit. Ursache vermutliche eine zu lange Radtour bei Eiseskälte und eine kleine Infektion. Schüttelfröste, Kopfschmerzen, große Müdigkeit und schwache Sehleistung. Grauschleier, Flecken (mal unscharf, mal neblig), schwer einstellbare Augen und schwankende, oft schnell wegbrechende Schärfe. Das Sehen mit meiner schwachen Brille ist besonders schlecht, kaum besser als ganz ohne Brille oder mit der +2-Gegenbrille. Die Schwäche ist beim Nahsehen fast schlimmer als beim Fernsehen (im Freien ist die Fernsicht zurzeit natürlich oft durch die Tränerei verdorben, aber durch ein Fenster hindurch ist sie wesentlich besser).
Man könnte das Ganze auch positiv ausdrücken und feststellen, dass ich jetzt manchmal ohne Brille und sogar mit der schwachen Gegenbrille fast genau so scharf sehe wie mit meiner schwächsten Korrekturbrille. Aber das würde den Sachverhalt verfälscht darstellen, denn dieser Effekt tritt besonders bei insgesamt schwacher Sehleistung auf. Es scheint mir langsam immer eindeutiger, dass der von mir bisher mehr aus akademischen Gründen beschriebene Rückgang der Sehleistung mit Korrekturbrille sich immer weiter verstärkt und ein echtes (Übergangs)Problem werden könnte.

In den letzten Januartagen geht es wieder aufwärts und ich erreiche manchmal etwa stundenweise eine für die Jahreszeit recht gute Sehleistung in der Ferne (in der Nähe deutlich weniger gut). Hochgerechnet auf sommerliche Verhältnisse glaube ich sogar, dass es eine Spitzensehleistung wäre. Leider aber zeitweise auch mittelstarke Kopfschmerzen und Verkrampfungen im Stirn-Augen-Bereich wie schon lange nicht mehr.
Obwohl ich im Augenblick wenig Arbeit und Stress habe, habe ich im Winterhalbjahr einfach Probleme, perfekte Entspannung zu finden. Keiner meiner Versuche mit Musik (auch zusammen mit Programmen am PC, die entsprechend dem Rhythmus Farbeffekte am Bildschirm erzeugen) oder mit angenehmen Filmen bringen eine wirkliche Lösung. Im Winterhalbjahr extra in den Süden zu fahren ist für den Normalbürger auch keine praktikable Lösung. Eventuell wäre ein schön bepflanztes Gewächshaus oder so etwas wie ein Wintergarten mit glasgeschützten Ausblick ins Freie eine Lösung, um sich regelmäßig perfekt zu entspannen. Dadurch könnte man sich dann häufiger eine motivierende Bestätigung verschaffen, wie gut man unter optimalen Bedingungen sehen kann.
Vermutlich beeinflussen mich aber auch noch die Todesfälle der letzten Monate. Es drückt einfach die Stimmung, wenn man sich bewusst wird, wie ein ganzes, langes Menschleben innerhalb weniger Wochen auf einen Aktenordner reduziert wird. Und nach einigen Jahrzehnten ist dann eine ganze Familie auf einen einzigen Aktenordner geschrumpft (falls es dann noch jemanden gibt, der sich die Mühe macht), und irgendwann endet auch dieser Aktenordner im Müll.
Ich bin jetzt zwar wieder intensiv und mit viel Spaß sportlich tätig, aber irgendwie mit einer deutlich nachdenklicheren Grundeinstellung. Da ist ein ständiges Grübeln über die eigene Endlichkeit und ein unvermeidlich kommendes Nachlassen der körperliches Fähigkeiten hinzugekommen, das ich in dieser Intensität früher nicht kannte. Es wird sich zeigen, ob und wie das den Trainingserfolg beeinflusst.


86. Monat (Februar 2003)
Anfang des Monats gutes, zeitweise sogar sehr gutes Sehen auf mittlere und weite Entfernung, sogar im Freien (trotz Kälte relativ wenig Tränen). Sehr geringer Grauschleier. Manchmal leichter Waschbretteffekt (senkrechte Streifen unterschiedlicher Schärfe) und manchmal wird das Bild durch mehrere "Sprünge" (wie Sprünge in einer Glasscheibe) in Bereiche unterschiedlicher Schärfe zerteilt (im Prinzip wie der früher beobachtete "Hammerschlageffekt", aber statt vielen kleinen Bereichen sind es heute meist nur noch etwa 3 bis 20 große Teile). Außerdem ist das Bild manchmal nur bei exakt zentralem Fixieren scharf. Je mehr ich seitwärts durch Randbereiche von Linse/Hornhaut sehe, desto unschärfer wird das Bild. Diese Verhältnisse können sich jedoch sehr schnell ändern, so dass das Bild dann plötzlich bei jedem Blickwinkel scharf ist oder deutliche und ständig wechselnde Unterschiede beim Blick nach oben/unten/links/rechts auftreten. Besonders schlecht und schwer verstellbar ist es, wenn ich eine straff sitzende Mütze trage, die die lockere Bewegungen der Stirnhaut hindert.

Auf Leseentfernung ist meine Sehleistung dagegen leider eher unterdurchschnittlich. Ich muss das Bild häufig bewusst wieder scharf stellen, und das dauert manchmal mehrere Sekunden, strengt etwas an und hält nicht lange, bis ich wieder scharf stellen muss. Das ging wirklich schon schneller und müheloser. Nach einiger Zeit Naharbeit treten sogar leichte Kopfschmerzen und Verkrampfungsgefühle im Stirn-Augen-Bereich auf.
Wie zu Trainingsanfang merke ich, dass es gar nicht so schlecht ist, ab und zu auch mal schon bevor einen die Seherschöpfung dazu zwingt, einige Minuten mit Korrekturbrille einzulegen (ist aber ein psychologisches Problem da sich im Laufe des Training ein immer stärkeres "Feindbild Brille" gebildet hat). Die Augen schöpfen in den Minuten mit Brille Kraft und anschließend geht es für einige Zeit auch ohne Brille wieder besser.

Bei mir macht sich der Verdacht breit, auf dem Wege zu einer leichten Weitsichtigkeit zu sein. Das wäre daran zu erkennen, dass das Sehen im Nahbereich besser wird, wenn ich die Zeitung weiter weg halte. Ein Test zeigt, dass das nicht der Fall ist. Die Verschlechterung meiner Sehleistung, wenn ich die Zeitung von den üblichen etwa 30 cm Leseentfernung bis auf volle Armlänge (etwas über 50 cm) entferne, ist aber relativ gering (hängt möglicherweise aber auch einfach damit zusammen, dass ich in diesen Tagen nah relativ schlecht sehe). Ich werde dies weiter beobachten müssen.

Nach einer Woche beginnt wieder eine Phase körperlicher Schwäche und Müdigkeit. Meine Sehleistung lässt gleichmäßig nach. Nahsehen jetzt schwach, Fernsehen durchschnittlich. Scharfstellen ist zäh und langsam und zeitweise habe ich wieder Probleme mit Doppel- und Mehrfachkonturen. Beispiel: Die Programmnummer am TV-Schirm sehe ich dann doppelt bis mehrfach oder zwar nur einfach aber inmitten einer kleinen Nebelwolke (die vermutlich der Rest unscharfer Mehrfachkonturen um die Nummer herum ist). Im Freien wieder deutlich mehr Tränen.
Nach 3 Tagen ein guter Tag. Wie üblich nach einer Nacht mit nur (zu) kurzem Schlaf. Außerdem ein angenehmer sonniger Tag. Folgetage leider wieder schwach. Sicht auf Entfernungen unter etwa 5 Metern schwach wie schon lange nicht mehr. Zeitungslesen und Videotext anstrengend, fast unmöglich. Kopfschmerzen, brennende Augen (mit Brille noch brennender). Ich übe wieder langsames, analytisches Lesen und das hilft etwas. Bei Sonne dagegen weiterhin sehr gute Fernsicht, Sehschärfe dabei oft rhythmisch schwankend etwa zwischen 50 und über 100%.
An den letzten Tagen des Monats zunehmendes körperliches Wohlbefinden und dazu auch langsam wieder verbessertes Sehen im Nahbereich und weniger brennende Augen. Wie üblich, bin ich trotzdem unzufrieden.


87. Monat (März 2003)
In den ersten Tagen weitere leichte Besserung. Mit und ohne Korrekturbrille kein Brennen mehr, Nahsehen besser. Leider erreiche ich aber keine Spitzenleistung, sondern nach einigen Tagen plötzlich wieder nah und fern bescheidenes Sehen. Kein erkennbarer Grund. Kein Stress, keine Schmerzen, körperlich fühle ich mich ausgesprochen wohl.
Nach 3 schwachen Tagen geht es wieder aufwärts. Etwa ab 20. März einige Tage mit extrem viel Terminarbeit. Dazu natürlich gerade jetzt ein Computerproblem. In 72 Stunden komme ich nur zu etwa 3 h Schlaf. Trotz dieser extremen Stresssituation relativ gutes Sehen. Am 3. Tag kann ich sogar ab und zu für einige Minuten ohne Brille am PC arbeiten.
Danach wieder viel Ruhe: Leider geht es körperlich schon wieder abwärts. Sehen durchschnittlich, zeitweise besser.
In den letzten Monatstagen nochmals etwas schlechteres Sehen. Fernsehen besser als Nahsehen, ständige störende Schwankungen. Kopfschmerzen, leichte Erkältung, Glieder wie Blei und große Unlust zum Sport. Glücklicherweise ist es schon recht warm, die ersten Pflanzen blühen, und Sitzen im Garten bringt eine gewisse Erleichterung durch Entspannung. Gleichzeitig aber leider wieder die im Frühjahr üblichen Probleme mit der Gewöhnung an die Helligkeit und beim Radfahren mit in die Augen fliegende Insekten. Tränerei leider immer noch recht stark, auch wenn sie überwiegend durch die Nase abgeleitet wird.

Ich habe in den letzten Jahren mehrfach versucht, das Auf und Ab meiner körperlichen Leistungsform auf einen bestimmten Rhythmus zu untersuchen. Es wird ja manchmal vermutet, dass es auch bei Männern einen etwa vierwöchentlichen Turnus gibt. Auch bei mir deutet manches darauf hin, aber die Daten sind nicht eindeutig genug. Ich vermute, dass es zu oft "außer der Reihe" kleine Krankheiten, Infektionen oder seelisch-nervlich-beruflichen Stress gibt, und diese Störungen verfälschen ein möglicherweise bestehendes "natürliches" Muster.


88. Monat (April 2003)
Anfang April recht gutes, teilweise sehr gutes Sehen. Wie üblich bin ich aber gefühlsmäßig unzufrieden und muss mir immer wieder an Hand von Beispielen klar machen, um wie viel besser als früher ich sehe.
Nach etwa einer Woche dann für 2 Tage sehr viel Arbeit. Es geht um ein Thema, das mit vielen Lachanfällen verbunden ist. Das mindert oder beseitigt zwar den Stress, aber ich lerne, dass viel und starkes Lachen auch zu gewissen Verzerrungen beim Sehen führt.

Dann plötzlich und ohne erkennbare Ursache (kein Stress, keine Schmerzen, keine auffallende körperliche Schlappheit) wieder ein Rückfall auf erschreckend niedriges Niveau. (allgemeine Unschärfe) Am nächsten Tag ist die Schärfe zwar schon wieder besser, aber alles noch mit relativ starken, gleichmäßigen Grauschleier. Am dritten Tag dann fleckig (Grundbild an sich scharf, aber große ungleichmäßig unscharf verzerrte oder neblige Flecken; besonders rechts erinnert die Verteilung der Flecken an das altbekannte senkrechte Waschbrettmuster).
Es scheint ganz einfach so zu sein, dass meine Kräfte, wobei ich offen lassen muss, welche "Kräfte" das sind, die für das gute Sehen zuständig sind, immer noch beschränkt sind und selbst bei an sich günstigen sonstigen Umständen immer nach einer gewissen Zeit ein Rückschlag kommt. Anzumerken ist noch, dass der "relative Rückfall" dabei mit Brille meist stärker ist als ohne Brille. Ich schätze, dass ich an diesen Tagen mit der schwachen Brille schlechter sehe als an guten Tagen ohne Brille.

Einige Tage später fühle ich mich körperlich zwar wieder schlapper, erlebe aber recht gutes Sehen. Sehr schönes Frühlingswetter und beim entspannten Sitzen im Garten manchmal sehr gutes Sehen. Allerdings meist nicht stabil, sondern Schwankungen auf hohem Niveau. Mit Sonnenbrille oft noch besseres und stabileres Sehen. Es bleibt aber dabei, dass die Sehleistung mit Korrekturbrille tendenziell abnimmt, die Fortschritte (ohne Brille) beim Nahsehen weniger stark als beim Fernsehen sind, sowie dass das rechte Auge meist schlechter als das linke ist (aber zeitweise auch das rechte Auge ein perfektes Bild liefern kann, während sich das linke mehr oder weniger pausiert).

Nach einigen Tagen leider wieder schwächeres Sehen. Zwar kann ich das Bild oft scharf stellen, aber sobald ich den Kopf nur geringfügig schwenke treten teilweise erhebliche Verzerrungen auf. Bei seitlichen Schwenken sind die Verzerrungen meist deutlich stärker als wenn ich den Kopf hebe oder senke. Das deckt sich mit der früheren Erfahrung eines senkrechten (säulenartigen) Waschbretteffekts. Hebt oder senkt man den Kopf, bleibt man in einem Bereich ungefähr gleicher Schärfe. Schwenkt man seitlich kommt man dagegen sofort in völlig andere, sich ständig ändernde Schärfebereiche.

Zu Ostern zwei mittelschwere Radtouren in den Vogesen gemacht. Bei der ersten auf der Rückfahrt in einen kalten Sturm gekommen, bei der zweiten in Gewitter mit Wolkenbruch, Hagel und dann Schneetreiben. Damit war ich für gut 3 Tage bedient: Leichte Erkältung und Kopfschmerzen. Sehleistung natürlich sehr bescheiden, aber nicht hundsmiserabel schwach.

Kurz danach einige sehr angenehme Frühsommertage: Beim Gehen oder Radfahren nur sehr geringes Tränen. Sehleistung wohl so gut wie noch nie bei ungeschützter Bewegung im Freien. Zwar geringer Grauschleier und leichte Schwankungen, aber letzteres auf so hohem Niveau (Untergrenze der Schwankungen kaum unter 40-50%), dass ich wohl das erste Mal bewegt im Freien über eine Stunde am Stück ohne Brille etwa so gut wie früher mit Brille gesehen habe.
An den letzten Apriltagen schlechteres Wetter, körperlich sehr gut in Form, Sehleistung aber nicht mehr ganz so gut (Schwankungen häufiger und tiefer herunter) sowie Kopfschmerzen und Augenschmerzen bei kräftigem Berühren der Augengegend.


89. Monat (Mai 2003)
Anfang Mai fühle ich mich körperlich gut bis sehr gut. Auf mittlere und weite Entfernung wohl die beste Sehleistung bisher überhaupt. Zwar leichter Grauschleier und gewisse Schwankungen, aber oft längere Zeiten besser als früher mit Brille. Dies gilt sogar bei Bewegung im Freien (es ist recht warm und deshalb kaum Tränen). Natürlich bin ich trotzdem unzufrieden; diesmal ist das Nahsehen der Anlass. Beim Lesen und auch am PC ist meine Sehleistung wirklich nur knapp durchschnittlich. Wenn ich ab und zu Pausen mit Übungen zum analytischen Sehen an einzelnen Buchstaben oder Worten einlege wird es vorübergehend besser.

Bei noch ungewohnt sehr hellem Licht eine 6-Stunden-Radtour gemacht. Die meiste Zeit davon mit Sonnenbrille, dabei gutes bis ganz ausgezeichnetes Sehen. Am nächsten Tag Sehleistung noch etwa durchschnittlich, jedoch Kopfschmerzen im Stirnbereich, die auch nach einer Tablette kaum nachließen. Mit Sonnenbrille sind die Scherzen geringer und die Sehleistung besser. Es scheint sich um Verkrampfungen/Entkrampfungen im Zusammenhang mit Helligkeit zu handeln.

Einige Tage später dann keine Schmerzen mehr, aber Rückfall auf deutlich unterdurchschnittliches Sehen (weiterhin Phasen mit sehr gutem Sehen, aber seltener und kürzer). Da auch das Wetter wesentlich schlechter geworden ist (Tränen im Freien) vermute ich, dass ein Teil des Rückfalls auf die übliche "Erschöpfung" nach einer Gutsehphase und ein Teil auf die Wetterverschlechterung entfällt.
Noch einige Tage später dann zusätzlich eine Phase körperlicher Schlappheit und Unlust auf jede Art von körperlicher Betätigung. Sehleistung nochmals schlechter. Sie kommt mir wirklich hundsmiserabel vor, obwohl ich genug objektive Vergleichsgelegenheiten wie z.B. Videotext habe, die mir beweisen, dass auch dieses scheinbar ganz schwache Sehen weit besser ist als meine Sehleistung zu Beginn des Trainings.
Auch mit Brille sehe ich sehr im Augenblick sehr schlecht. Besser zwar als ohne, aber doch schlechter als gewohnt und weiterhin der Effekt, dass das Sehen mit Brille irgendwie immer anstrengender und künstlicher wirkt. Ob das wirklich so ist oder nur auf einer gewachsenen Abneigung gegen Brillen oder sonstigen psychologischen Ursachen beruht kann ich nicht sagen.

An den letzten Maitagen geht es wieder aufwärts. Am ersten Tag zwar starke Kopfschmerzen (Stirnbereich, offenbar wieder im Zusammenhang mit großer Helligkeit): an den etwas dunkleren Folgetagen dann aber weiter gebessertes Sehen ohne Schmerzen.

Trotz der 2-3 sehr schwachen Wochen in der Monatsmitte war dieser Mai wegen des ausgezeichneten Monatsanfangs ein großer Erfolg, der die Motivation stärkt.


90. Monat (Juni 2003)
Von Tag zu Tag eine leichte Besserung. Allerdings häufig Kopfschmerzen. Müssen aber nichts mit dem Sehtraining zu tun haben, denn ich habe gerade auch verschiedene andere Wehwehchen. Nach ungefähr der ersten Woche des Monats bin ich zwar immer noch unzufrieden, muss aber einräumen, dass ich im Freien auf mittlere und große Entfernung täglich zwischen 30 Minuten und 2-3 Stunden so gut sehe wie früher mit Brille, oder gar besser. Nicht ununterbrochen, aber doch für 80-90% dieser Zeit (auch früher mit Brille hatte ich immer wieder kurze Schwächephasen). Die Kontraste sind wohl etwas matter und oft leichte Nebelflecken, aber die Schärfe an sich ist gut. Irgendwann tritt dann Erschöpfung ein und die Scharfsehphasen werden weniger und kürzer.
Es ist zur Zeit sehr warm (also kaum Tränen) und ich benutze oft eine Sonnenbrille, die zusätzlich vor dem Wind schützt und Verkrampfungen bei zu großer Helligkeit vorbeugt.

Interessant ist, dass ich zeitweise scharf sehe, aber mit nach rechts versetzten Doppelbildern (oft sieht man nicht das ganze Doppelbild, sondern es lugt nur ein Teil rechts unter dem Original raus). Die Doppelbilder sind deutlich schwächer (oft nur grauneblig) als das Original, aber auch recht scharf. Durch Blinzeln kann ich die beiden Bilder meist für eine gewisse Zeit übereinander schieben. Außerdem kann ich sie manchmal "geistig unterdrücken", wenn ich genau weiß, dass sie "unecht" sind. Das klappt z.B. wenn man ein Schild doppelt sieht und alle Logik dafür spricht, dass nur das kontraststärkere davon "echt" ist.
Verwirrend ist es dagegen, wenn man in der Ferne eine sich bewegende Personengruppe sieht. Da kann man nicht wissen, wie viele es sind, und die Bewegung macht die Angelegenheit noch unübersichtlicher. In solchen Fällen stören Doppelbilder schon sehr. Und je intensiver ich dann grüble, ob es nun 3 oder 4, 5 oder 6 Personen sind, desto unsicherer werde ich oft.

Meine Nahsicht ist dagegen nur mittelmäßig. Ich bin zurzeit in einer Wohnung mit einen für mich ungewohnt großen TV-Bildschirm (ich bin seit längerem nur noch kleine oder gar nur ein ganz kleines TV-Bild auf dem PC-Bildschirm gewohnt) und ich habe erstaunlicherweise Problem beim Erkennen von Schriften auf diesem großen Bildschirm. Wenn ich weit zurück vom Bildschirm gehe wird es etwas besser, aber doch schlechter als gewohnt.

Etwa ab dem 10.Mai wieder eine Phase körperlicher Schwäche und schwaches Sehen. Besonders mit der schwachen Brille ist der Rückfall deutlich. Bei der Arbeit am PC wechsle ich dauernd zwischen "mit Brille" und "ohne Brille". Mit Brille ist schlechter als früher, und ohne ist immer noch nicht ausreichend (das gilt natürlich besonders für solche Schwächephasen). Wenn ich ernsthaft arbeiten will lande ich über kurz oder lang wieder bei meiner mittelstarken Brille. Ich kann mich zwar damit trösten, dass der Abstand zwischen mit und ohne Brille im Vergleich zu früher unglaublich gering geworden ist. Aber unbefriedigend ist die Situation trotzdem.
Im Freien tränen trotz Wärme die Augen und die Nase läuft.

Knapp 14 Tagen später geht es wieder aufwärts. Am Monatsende dann durchschnittliches oder sogar besseres Sehen. Die Probleme mit Brille bleiben aber, und werden sich vermutlich weiter verstärken, bis ich endlich den Punkt erreicht habe, wo ich ohne Brille immer eindeutig besser sehe. Beim entspannten TV-Schauen oder im Garten ist es heute schon soweit: Das Bild mit Brille ist irgendwie glasig-hart und scheinbar scharf, während das Bild ohne Brille milchig-weich und scheinbar weniger scharf ist. Orientiere ich mich aber nicht nur am oberflächlichen Eindruck sondern an echten Aufgaben wie Lesen, dann ist das erstaunliche Ergebnis, dass das milchig-weiche Bild ohne Brille mehr Details erkennen lässt. Sobald aber Stress hinzu kommt wie meist bei der Arbeit am PC ist das Bild mit Brille wieder besser.
Diese Angaben beziehen sich wie üblich auf meine schwache Brille (ca. - 5 Dioptrien und keine Astigmatismus-Korrektur; Angaben sind Mittelwerte aus stärkerem rechten und schwächerem linken Glas). Mit starker Brille (ca. -7,5 Dioptrien plus Astigmatismus- Korrektur) ist das Bild immer besser, auch wenn sich das schwer mit der Vorstellung verbinden lässt, dass beim Sehtraining die Brillenstärke, die die größte Sehschärfe liefert, eigentlich langsam immer schwächer werden sollte.

Sonstiges Vorkommnis: Beim Radfahren etwas ins rechte Auge bekommen. Es juckt mehr als dass es schmerzt. Mehr unbewusst reibe ich wohl ab und zu um es herauszubekommen. Zu Hause beim Blick in den Spiegel dann ein Schreck: Das Weiße des Auges ist zu einer Art rosablutigem Gelee geworden und quillt aus der Augenhöhle. Die Augenmitte um die Pupille dagegen scheint noch heil und auch mein Sehvermögen ist im Vergleich zum schlimmen Aussehen des Auges relativ gut. Trotzdem fühle ich mich bei dem Anblick natürlich sofort ganz schlecht. Nachschlagen im Medizinbuch ergibt: Offensichtlich eine Bindehautentzündung wegen Reizung durch Fremdkörper. Ich spüle das Auge mehrfach mit reinem Wasser. Am nächsten Morgen sieht es schon wieder viel besser aus. Sehvermögen ungestört, aber noch einige Tage Schmerzen in der Augengegend. Besonders bei Bewegung der Augen, schon beim Blinzeln sind diese Schmerzen gar nicht so gering. Deshalb einige Tage mit nur wenig Augentraining.


91. Monat (Juli 2003)
In den ersten Tagen des Monats leicht unterdurchschnittliche Sehleistung. Ich habe aber den Eindruck oder jedenfalls die Hoffnung, dass es aufwärts geht und bald eine neue gute Phase folgt. Es kommt aber anders und ab etwa dem 10. folgen ohne erkennbaren Anlass mehrere ausgesprochen schwache Tage. Das einzige Positive ist, dass ich inzwischen auch in sehr schwachen Phasen fast immer für kurze Momente Scharfsehen erzwingen kann. Der Ausdruck "Erzwingen" ist dabei etwas irreführend, denn ich erreiche diese Phasen nicht durch Gewalt, sondern durch Lockern und Entspannen.

Etwa ab dem 20. Juli steigt meine Sehleistung wieder an. An den ersten Tagen sind es einzelnen, größere scharfe Flecken, die sich längerfristig stabil halten. Schon wenn etwa 20% des Bildes eines Auges scharf sind, kommt man damit bei den meisten Tätigkeiten erstaunlich gut zurecht, weil man automatisch den Kopf immer so hält, dass man durch dieses "scharfe Loch" schaut (klappt natürlich nicht oder jedenfalls viele schlechter, wenn es mehrere kleine oder ständig wechselnde scharfe Flecken sind). Von Tag zu Tag wird der scharfe Bereich größer (ist aber nicht ständig am gleichen Platz), und an den letzten Tagen des Monats habe ich häufig mehrere Stunden lange Phasen, in denen meine Sehleistung auf Entfernungen über etwa 1 Meter recht gleichmäßig gut ist und auch in den schwächsten Momenten kaum unter 40% abfällt. Im Schnitt sind es wohl 60% oder mehr. Dies ist um so erstaunlicher, als ich körperlich gerade nicht im Hochform bin.
Im Nahbereich ist es leider nicht ganz so gut: Besonders schwach ist das Umschalten zwischen nah und fern. Sobald ich einige Minuten nur nah oder nur fern gesehen habe, brauche ich manchmal etwa eine Minute, um auf den anderen Bereich scharf zu stellen. Nun ja, irgendein Problem gibt es immer. Und wenn nicht, dann suche ich so lange, bis ich etwas finde, mit dem ich unzufrieden sein kann.

Mir ist eine verblüffend einfache mögliche Erklärung für das meine nachlassende Sehleistung mit Korrekturbrille eingefallen: Ich trainiere ja praktisch nicht mehr mit Brille. Zu Anfang des Trainings habe ich notgedrungen, weil ich oft noch nicht auf die Brille verzichten konnte, manchmal auch Übungen mit Brille gemacht. Inzwischen trainiere ich aber fast nur noch ohne Brille, und der Rückgang der Sehleistung mit Brille bei gleichzeitiger stetiger Verbesserung ohne Brille könnte einfach auf fehlendem Training mit Brille beruhen. Ob diese Theorie zutrifft müsste einfach zu überprüfen sein, indem ich täglich wieder einige Minuten auch mit Brille trainiere. Der Gedanke gefällt mir aber nicht, da nicht auszuschließen ist, dass dadurch meine Sehleistung ohne Brille leidet. Außerdem stellt sich die Frage, mit welcher meiner Korrekturbrillen (leichte, mittlere, starke) ich trainieren soll. Ich entscheide mich, für die nächsten Wochen täglich etwa 2-3 Minuten mit der schwächsten Brille zu trainieren und dann zu entscheiden, ob und wie es weiter geht.
Die ersten Tage der Praxis zeigen, dass dieses Training mir sehr unangenehm erscheint. Das mag teilweise zwar auf Abneigung und Einbildung basieren, aber ich bin ziemlich sicher, dass es auch tatsächlich körperlich wesentlich schwerer als früher geht. Nach den ersten 10 Tagen dieses Trainings ist keinerlei Besserung festzustellen.


92. Monat (August 2003)
Der August beginnt extrem heiß (bis über 40 Grad) und trocken. Im Freien auch bei Wind nahezu keine Tränen (vielleicht verdunsten sie auch nur so schnell, dass man sie nicht bemerkt?).
Körperlich bin ich nicht in Hochform; vermutlich wegen der Hitze, Meine Sehleistung im mittleren und fernen Bereich ist ungewöhnlich gut. Kontraste zeitweise etwas schwach (Grauschleier), aber täglich mehrere Stunden wirklich gutes Sehen. Ich sehe dabei zwar nicht ununterbrochen scharf, aber ca. 90-95% der Zeit ist das Bild ausreichend scharf. Die 5-10%, die für neues Schärfesuchen verloren gehen, stören nicht wirklich (solche Momente hatte ich früher mit Brille wohl auch). Die Schärfe kommt abwechselt vom linken oder rechten Auge. Links immer noch wesentlich häufiger. Das rechte Auge kann aber auch ein ebenso gutes Bild wie das linke liefern. Macht es nur eben seltener. Eher selten liefern beide Augen gleichzeitig ein gutes Bild. Da das Gehirn automatisch immer das gerade schärfere Auge bevorzugt, merkt man diese Details aber nur, wenn man in einer Scharfsehphase ein Auge mal kurz mit der Hand abdeckt. Erwischt man dabei das gerade scharfe Auge, so kann das die automatische Scharfstellung verwirren und es dauert dann einige Sekunden, bis man wieder ein scharfes Bild hat.

Generell merkwürdig ist das Sehen in der Dämmerung. Mal besonders schlecht, wie wegen der bei schwacher Helligkeit fehlenden Tiefenschärfe zu erwarten, aber ab und zu kurzfristig auch ganz besonders gut.
Sehen im Nahbereich leider wieder nur knapp durchschnittlich. Auch am PC kann ich immer noch nicht ernsthaft ohne Brille arbeiten. Etwas Entspannung oder ruhiges analytischen Lesen bringen zwar Besserung, aber meist reicht es nur für kaum mehr als 1 Minute Arbeiten ohne Brille.
Das Sehen mit meiner schwachen Brille hat sich gegenüber früher eher noch weiter verschlechtert. Ich muss aber zugeben, dass ich wegen Abneigung auch kaum mit Brille trainiere. Lediglich die Arbeit mit Brille am PC könnte man als indirektes Training sehen. Aber sobald ich eine Pause für Sehübungen einlege nehme ich die Brille dazu ab. Ich entschließe mich, das Sehtraining mit Brille schon wieder aufzugeben. Es scheint in diesem Trainingsstadium nichts mehr zu bringen und ist einfach zu unangenehm.

Ab etwa dem 10. ein Rückfall auf nur noch durchschnittlich gutes Sehen. Kürzere Scharfsehphasen, mehr Flecken, wieder Tränen (obwohl es zeitweise 40 Grad heiß ist). Das Sehen auf Entfernung bleibt aber immer noch recht gut.
Ab dem 20. dann schon wieder überdurchschnittlich gutes Sehen (aber nicht ganz so gut wie am Monatsanfang). An den letzten Monatstagen dann recht schwache Sehleistung. Mir scheint so, als wenn meine Sehleistung mit Brille in den Schwächephasen relativ stärker zurückgeht als die Sehleistung ohne Brille (absolut ist die Sehleistung mit Brille aber immer noch besser).

Zufällig entdeckt, dass sich ein Aquarium gut zum Sehtraining eignet. Das Beobachten beruhigt und gleichzeitig trainiert das Verfolgen der Fische die Augen. Man sollte sich am besten seitlich des Beckens setzen, so dass sich durch das Nähern oder Entfernen der Fische eine größere Entfernungsänderung und damit Notwendigkeit zur Akkommodation ergibt.
Es gibt auch ziemlich realistische Computerprogramme, die den Monitor scheinbar in ein Aquarium verwandeln. Sogar das Gluckern der Belüftung wird imitiert. Der einzige deutliche Unterschied zu einem echten Aquarium ist, dass die Fische nicht aufeinander reagieren. Sie stoßen beim Schwimmen zwar nicht zusammen, aber jeder dreht einsam seine Runden ohne Interaktion mit den anderen Fischen. Es ist aber sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis die Softwareentwickler auch Spielen, Jagen, Fressen usw. einbauen. Bei diesen pflegeleichten Software-Aquarium fehlt leider der Effekt der sich ändernden Betrachtungsentfernung. Aber wenn man sich etwas seitlich des Monitors setzt, ergibt sich beim Verfolgen der Fische auf dem Bildschirm auch hier ein wenigstens kleiner Spielraum von vielleicht 40-60 cm.


93. Monat (September 2003)
Der September beginnt mit eher schwacher Sehleistung, insbesondere beim Nahsehen. Viel stressige Naharbeit mag eine Ursache sein. Sobald ich Zeit für entspanntes Sitzen im Garten habe, verbessert sich meine Fernsehleistung sofort.
Wie bereits mehrfach erwähnt, sind aber inzwischen auch die Schwachsehphasen weit besser als früher. Sowohl die Grundsehleistung ist höher, als auch sind die Unterbrechungen durch Scharfsehphasen häufiger und länger als früher. Zudem kann ich oft kurzfristiges Scharfsehen auf Bedarf erzwingen.

Um den 10. herum zuerst einige Tage mit Kopfschmerzen. Augen etwas prall und Schmerzen beim Berühren. Im linken Augenwinkel des linken Auges zufällig eine leichte Bindehautentzündung entdeckt (ähnlich wie bei 90. Monat beschrieben, aber leichter). Ursache nicht bekannt. Erstaunlicherweise schmerzen beide Augen etwa gleich stark (das ist kaum Einbildung, denn die Schmerzen in beiden Augen habe ich gefühlt, bevor ich die Bindehautentzündung in nur einem Auge entdeckt habe).
Danach Kratzen im Hals und gelegentlicher Husten wie am Tag vor Ausbruch einer Erkältung. Es bricht aber vorerst weder eine richtige Erkältung aus, noch gehen die Vorboten zurück. Sehleistung und körperliche Verfassung sind schwach. Erst am Monatsende, nach knapp 3 Wochen, als ich den fast völligen Verzicht auf Sport nicht mehr aushalte und eine ernsthafte Joggingtour einlege, bricht die Erkältung dann binnen Stunden richtig aus. Es folgen knapp 3 sehr unangenehme Tage mit heftigen Kopf- und Augenschmerzen (neben den üblichen Beschwerden einer Erkältung). Die Augen schmerzen nicht nur beim Berühren, sondern ständig, auch wenn ich mit geschlossenen Augen liege. Es fühlt sich an wie eine gewaltige Verkrampfung. Wie der Versuch der Augen, sich gegen Widerstand irgendwie zu verdrehen oder zu verstellen. Natürlich sehe ich schlecht, kann aber doch etwa 1/3 der Texte am TV-Bildschirm lesen. Mithin ist meine Sehleistung also auch in dieser Extremsituation viel besser als vor dem Training.


94. Monat (Oktober 2003)
Die erste Monatshälfte laboriere ich noch mit den Resten der Erkältung herum. Schwaches Sehen und pro Tag nur 2-3 Stunden ernsthaft konzentriertes Arbeiten möglich. Eigentlich ist ja fast noch Spätsommer und manchmal bis zu 20 Grad warm. Bei solchem Wetter fällt es besonders schwer, einfach nur zu Hause oder gar im Bett zu bleiben. Wohl deshalb hält sich die Erkältung länger als eine normale Winter-Erkältung. An einem Tag mache ich wenigstens eine kleine Radtour, und gleich folgt ein Rückschlag. Dazu schon wieder eine Bindehautentzündung (diesmal stärker und rechts). Ursache offenbar der kalte Windzug bei der Radtour.

Mitte des Monats ist die Erkältung leider immer noch auf einem "konstanten Abklingungsniveau". Aber mit meiner Sehleistung geht es aufwärts. Das erscheint mir als gutes Vorzeichen: Da die Sehleistung oft schon als erstes Anzeichen vor Ausbruch einer Infektion nachäßt, könnte das Wiederansteigen jetzt bedeuten, dass auch die Ende der Erkältung bevorsteht.
Auch die Art (damit meine ich nicht das Ausmaß), wie sich meine Sehleistung verbessert, ist ermutigend. In den letzten Wochen musste ich mit sehr bescheidenem Erfolg gegen schwer verstellbare, verkrampfte Augen ankämpfen, Bergauffahren gewissermaßen. Jetzt geht ist es wie Bergabfahren: Meine Augen stellen sich immer öfter und immer stärker von alleine scharf. Als ob sie das Bedürfnis haben, von sich aus Widerstände und Verkrampfungen wegzuschieben.

Schnell bin ich wieder auf gut durchschnittlichem Sehniveau. Dann ein selbstverschuldeter Rückschlag: Ich studiere etwa eine Woche lang täglich mehrere Stunden lang Immobilienanzeigen im Internet. Das Internet ist dazu einerseits ungeheuer praktisch. Man findet massenhaft Angebote mit detaillierten Angaben, Bildern, Plänen und Karten. Andererseits ist genau dieses riesenhafte Angebot ein echter Härtetest für die Augen: Viele Webseiten überbieten sich an "augengiftiger" Gestaltung wie z.B. winzige gelbe Schrift auf schwarzem Untergrund und dazu briefmarkengroße Bilder. Bei tausenden Angeboten ist Zeitdruck beim Durcharbeiten und damit Stress praktisch unvermeidlich, und nach spätestens 2 Stunden ist die Sehleistung für den Rest des Tages ruiniert.

Am Monatsende körperliches Wohlbefinden und Sehleistung mit deutlicher Aufwärtstendenz. Sogar Training mit der +6- und der +12.Gegenbrille macht wieder Spaß.


95. Monat (November 2003)
Entgegen meinen Erwartungen steigt meine Sehleistung leider kaum über etwa durchschnittlich. Ich erlebe zwar auch sehr scharfe Augenblicke, aber diese halten kaum länger als maximal 2 Sekunden. Die merkwürdige Tendenz, dass ich in der Nähe und mit der schwachen Korrekturbrille schlechter sehe, setzt sich fort. Schwache Sehphasen fallen mir mit dieser Brille fast eher auf als ohne Brille.
Grund meiner Unzufriedenheit ist im Moment eine allgemeine Unschärfe, kaum Doppelkonturen oder ähnliches. Meine Sehleistung ohne Brille liegt fast nie unter 25% und ich kann auch in schwachen Momenten mindesten die Hälfte des Textes am TV lesen. Aber inzwischen empfinde ich das als unbefriedigend.
Mir wird bewusst, dass ich in der letzten Zeit eigentlich kaum noch reines Sehtraining mache, sondern fast nur noch Training, das in den üblichen Alltags(seh)arbeiten integriert ist. Das ist zeitsparend, aber möglicherweise allein doch nicht so wirksam. Ich werde deshalb darauf achten, ab sofort täglich wieder mindestens 20-30 Minuten reines Sehtraining zu machen. Und zwar sauberes analytisches Lesen, völlig ohne Druck den Text verstehen zu müssen (wenn man analytisches Lesen mit Alltagslesen verbindet ist offenbar doch immer irgendwie ein störender Leitungsdruck und damit Stress vorhanden). Dazu Bewegungsübungen, Extremakkommodation und Schweifen. Und alles nicht nur so alibihalber in einer ganz kurzen Arbeitspause, sondern intensiv mehrere Minuten lang. Wichtig ist, wirklich ins Extreme zu gehen, also die Bewegungen von der einen Maximalposition bis zur entgegengesetzen Maximalposition zu machen, also maximale Anspannung, Dehnung, Verdrehung, oder wie immer man das nennen will.
Ein Leser hat mich gefragt, ob man in der Nahposition bei der Extremakommodation nicht zum Schielen verführt wird. Es ist richtig, dass es dabei eine starke Einwärtsverdrehung beider Augen gibt (wenn man z.B. versucht, mit beiden Augen gleichzeitig die eigenen Nasenspitze zu fixieren). Ich glaube aber nicht, dass das gefährlich ist, denn die Stellung wird ja immer nur für einen ganz kurzen Moment beibehalten. Bei fast jeder Gymnastik gibt es Verrenkungen, die als Dauerstellung sicher nicht empfehlenswert wären, aber im Rahmen von Bewegungsübungen nützlich sind.

Tatsächlich, das wieder intensivierte Training bringt schnell Nutzen. Zumindest direkt nach den Übungen folgen einige Minuten bis zu einer Stunde mit deutlich besserem Sehen.
Mitte des Monats erlebe ich dann wieder überdurchschnittlich gutes Sehen und bin auch körperlich in Bestform. Vermutlich handelt es sich aber um die normalen Schwankungen und hat nichts mit dem intensivierten Training hat zu tun.

Am Monatsende leider schon wieder irgendeine sehr unangenehme Infektion mit Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen. Dauert diesmal nur eine knappe Woche und meine Sehleistung bleibt erstaunlich gut. Ob das mit dem intensiveren Training zusammenhängt? Ich erinnere mich, bei meinen Recherchen zum Thema Sehtraining mehrere Erfahrungsberichte in der Richtung gefunden zu haben, dass die neu gewonnene Sehleistung schnell wieder deutlich zurückgeht, sobald man mit dem ernsthaften Training nachlässt. Ich werde das überprüfen, indem ich jetzt einmal einige Monate neben der Alltagsarbeit täglich mindestens 30 Minuten intensives, reines Training mache, und anschließend einige Monate nur in die Alltagsarbeit integriertes Training betreiben werde.


96 Monat (Dezember 2003)
Zu Anfang des Monats körperliches Befinden und Sehleistung nur knapp durchschnittlich. Ich habe etwas Zeit und investiere diese wie vorgenommen in verstärktes Sehtraining. Schon nach wenigen Tagen hat sich meine Sehleistung beim normalen Lesen im Nahbereich (z.B. Zeitungen oder Schriftstücke auf 2/3 Armentfernung) deutlich verbessert. Diese hatte sich in letzter Zeit ja erstaunlicherweise relativ schlechter als das Sehen auf mittlere und große Entfernungen entwickelt. Wie bereits mehrfach vermutet lag diese für einen Kurzsichtigen eigentlich unlogische Entwicklung offensichtlich daran, dass das normale Lesen im Nahbereich bei mir praktisch immer mit Leistungsdruck und damit Stress verbunden ist (Arbeit oder zumindest der innere Zwang, einen Text flüssig lesen und verstehen zu können). Das führt zu Verkrampfungen. Im Gegensatz dazu ist das Sehen auf mittlere und große Entfernungen, jedenfalls bei meinen üblichen Tätigkeiten, meistens mit weniger Leistungsdruck oder gar Entspannung verbunden (Landschaften, Radfahren, Garten, TV-Schauen).

Gleiches gilt am Computer: Wenn ich nur mein Software-Aquarium oder entspannende Filme am Bildschirm anschaue kann ich meistens viele Minuten am Stück recht scharf sehen. Sobald ich aber arbeiten will erlebe ich nur ab und zu kurze Augenblicke mit einer Schärfe, die ein Arbeiten ohne Brille erlaubt. Wenn ich den Kontrast des Monitors auf Maximum stelle, verlängert sich die Zeit, in der ich ohne Brille arbeiten kann. Aber diesen Trick benutze ich nicht oft, weil ich das als "schummeln" empfinde.

Bei der Gelegenheit korrigiere ich auch gleich wieder einmal meine Sitzposition vor dem Bildschirm: Etwas weiter zurück und darauf achten, dass ich Kopf und Schultern nicht nach vorne krümme. Auch mein ganzes körperliches Trainingsprogramm wird etwas umgestellt. Bisher habe ich abwechselt Kreislauf (Joggen, Radfahren) und Kraft (Gewichttraining) trainiert sowie etwas Gymnastik betrieben. Das reicht so nicht mehr. Ich muss ab sofort auch regelmäßig Übungen für Geschicklichkeit (Gleichgewicht, Koordination) machen, denn ich habe in den letzten Jahren mehrfach festgestellt, dass ich bei einfachen Übungen wie z.B. dem Balancieren auf einem Balken nachlasse. Jedes Kind kann das, aber als Erwachsener um die Fünfzig kommt nach schon wenigen Schritten ins Straucheln. Zum Glück lässt sich das schnell und problemlos trainieren. Aber man muss sich erst einmal bewusst werden und sich eingestehen, dass man mit den Jahren da ein Defizit entwickelt, das sich allein durch Jogging und Krafttraining nicht beseitigen lässt. Und bald werde ich mich wohl auch über Denk- und Gedächtnistraining schlau machen müssen. Einige traurige Vorkommnisse im Verwandten- und Bekanntenkreis haben mir deutlich gezeigt, dass man diese Dinge rechtzeitig und mit eiserner Disziplin angehen muss. Wartet man solange, bis man es wirklich nötig hat, dann hat sich oft schon eine gewisse Alterssturheit festgesetzt und die notwendige Einsichtsfähigkeit in die Notwendigkeit eines Trainings ist nicht mehr vorhanden.
Auf den ersten Blick bedeutet das mehr Übungsaufwand. Andererseits gibt es immer Tage, an denen ich körperlich für anstrengende Übungen sowieso nicht in Form bin und mich dann nur mehr oder weniger alibihalber herumquäle. Wenn ich mir angewöhne, an solchen Tagen einfach die mehr geistigen Übungen zu machen, dann könnte es ohne großen Mehraufwand klappen.

Ab etwa 20. Dezember wieder eine Phase mit besonders bescheidener Sehleistung und körperlicher Schlappheit. Zufällig finde ich eine Videokassette auf der ich 30 Monate nach Trainingsbeginn für Sehübungen einige Fernsehsendungen mit für mich schwer erkennbaren Schriften aufgezeichnet habe. Wetter- und Sportberichte, Börsenkurse und Nachrichten, wie sie auf manchen Sendern nachts stundenlang als Endlosschleife gesendet werden. Ich kann mich noch erinnern, welche großen Probleme ich damals hatte, wenigstens ab und zu kleine Teile, nie mehr als eine Zeile, dieser teils in giftigen Farben gehaltenen Schriften zu erkennen.
Heute, 66 Monate später, kann ich selbst in dieser sehr schwachen Form nach einigen Sekunden Einstellungsbemühungen mindestens einen Absatz flüssig lesen. In besseren Momenten schaffe ich eine ganze Seite in einem Zug. Das Bild ist zwar meistens nicht besonders kontrastreich, sondern leicht vernebelt (nur um die Buchstaben herum, die leeren, nur farbigen Flächen sind OK), aber es ist lesbar. Ich nehme mir vor, in der nächsten Phase guten Sehens einen weiteren Test mit dieser alten Kassette zu machen.


Bilanz nach dem 8. Trainingsjahr:
Es ging weiter aufwärts, aber die Fortschritte erscheinen immer geringer. Ich kann nicht sagen, ob es wirklich langsamer geht, oder nur so erscheint. Außerdem: Wie sollte man das quantitativ bewerten? Selbst wenn man für jedes Jahr die durchschnittliche Sehleistung genau bestimmen könnte und einmal unterstellt, im Jahr X hat man sich von 30% auf 33% verbessert, dann könnte man das als eine Verbesserung um 3 Prozentpunkte oder um 10% bezeichnen.
Das unter Dezember 2003 beschriebene Beispiel mit der alten Videokassette zeigt deutlich, dass die Fortschritte nur dann sicher festzustellen sind, wenn lange Zeit zwischen den Vergleichtests liegt.

Die deutlichsten Fortschritte liegen in einer wieder etwas verbesserten Grundsehleistung (die Sehleistung, die ich auch in den schwächsten Momenten kaum mehr unterschreite) und in etwas länger und häufiger gewordenen Scharfsehphasen. Es gelingt mir auch immer häufiger, auch in schwachen Momenten bei Bedarf wenigsten ganz kurzfristig eine etwas bessere Sehleistung zu erzwingen. Insgesamt hat sich meine Fähigkeit zur Bewältigung von (Seh)Stress gebessert.

Die erreichbare Spitzensehleistung hat sich dagegen offenbar nicht verbessert. Das war aber auch kaum zu erwarten, denn die in guten Phasen für kurze Zeiten erreichbaren weit über 100% liegen wohl an der Obergrenze des menschlichen Sehvermögens. Mehr ist einfach nicht drin.
In den ersten Jahren Sehtraining war ich glücklich, wenn ich mal aus 50 Meter Entfernung ein Nummernschild lesen konnte. Heute schaffe ich das zwar wesentlich öfter und länger als früher, aber immer noch selten. Und das frustriert von Jahr zu Jahr mehr. Die Erwartung wächst schneller als die Leistung.

Zum rechten Auge ist das Gleiche wie in den Vorjahren zu sagen: Es bessert sich weiterhin, bleibt aber weiterhin das schwächere Auge. Anstrengungsgefühle oder gar Schmerzen im Zusammenhang mit Sehtraining sind noch seltener geworden. Bei sehr langen, intensiven Sehen macht sich allerdings immer noch so nach 30 bis 120 Minuten eine gewisse Anstrengung und Leistungsrückgang bemerkbar. Der Tränenfluss bei kaltem Luftzug hat kaum oder gar nicht nachgelassen. Allerdings wird die Flüssigkeit inzwischen zum größten Teil in die Nase abgeleitet. Die Augen bleiben zwar nicht ganz trocken, aber doch wesentlich trockener als in den ersten Trainingsjahren. Dafür muss ich mich alle paar Minuten schnäuzen. Alternativ kann man es auch bis in den Mund laufen lassen bzw. saugen und dann ab und zu den Schleim ausspucken. Es gibt also viele Methoden, damit umzugehen. Nur habe ich noch keinen Weg gefunden, diese Flüssigkeitsproduktion abzustellen.

Gewachsen ist dagegen mein Problem mit meiner schwächsten Korrekturbrille (sie hat etwa 2/3 meiner früheren Kurzsichtigkeitskorrektur und keine Korrektur des Astigmatismus). Mit dieser Brille sehe ich immer schlechter und nur noch wenig besser als ganz ohne Brille. Dieser Eindruck liegt nicht nur an meiner verbesserten Sehleistung ohne Brille, sondern ich weiß genau, dass ich mit dieser Brille früher recht lange problemlos am PC arbeiten konnte. Heute kann ich das nicht mehr lange. Hier eine genaue Beschreibung des Problems:

Ganz ohne Brille sehe ich meist ein eher kontrastschwaches Bild (wie durch leichtes Milchglas) und um Buchstaben herum ist oft ein etwas stärkerer Nebel. Ich nehme an, dieser Nebel ist der Rest der Mehrfachkonturen, die ich früher um die Buchstaben herum gesehen habe und kaum von diesen unterscheiden konnte. Sie sind mit dem Trainingsfortschritt mehr und mehr ausgeblichen und heute meist nur noch eine Nebelwolke um die Buchstaben, und diese Nebelwolke kann ich an guten Tagen sogar irgendwie ganz wegdrücken oder wegdenken. Dieses Bild ohne Brille ist auf dem ersten Eindruck wegen der Nebeleffekte schlecht. Tatsächlich kann ich inzwischen aber fast immer die Buchstaben ausreichend scharf im Nebel ausmachen, um flüssig lesen zu können.

Ganz anders das Bild mit der schwachen Korrekturbrille: Es ist glasig-kontrastreich und deshalb nach dem ersten Eindruck besser. Will ich den Text aber wirklich lesen, so stelle ich fest, dass diese glasig-kontraststarken Buchstaben irgendwie im Detail schwerer zu erkennen sind als die kontrastschwächere, neblige Version.
Ich glaube, auch hier sind Mehrfachkonturen im Spiel. Diese sind aber erstens nicht ausgeblichen, sondern farblich voll gesättigt und deshalb kaum vom Originalbuchstaben zu unterscheiden. Und zweitens schweben sie nicht mit weitem Abstand um den Originalbuchstaben herum, sondern ganz, ganz dicht am Originalbuchstaben. Deshalb sind sie nicht als Mehrfachkonturen auszumachen, sondern bewirken, dass die Konturen der Originalbuchstaben unscharf oder verfälscht werden. Mit "verfälscht" meine ich, dass ich da zwar etwas scharf sehe, dies aber nicht auf Anhieb mit den Im Gehirn gespeicherten Buchstabenmustern übereinstimmt.
Das ist frustrierend. Nur auszuhalten, weil der Abstand meiner Sehleistung mit dieser Brille und ganz ohne Brille sich immer weiter verringert und ich deshalb hoffe, in 1-3 Jahren am PC überwiegend ganz ohne Brille arbeiten zu können.
Mit meinen stärkeren Korrekturbrillen (stärkere Korrektur der Kurzsichtigkeit plus Korrektur des Astigmatismus) sehe ich weiterhin ausgezeichnet, aber mit einem unangenehmen Gefühl. Ich fühle meine Augen dadurch zu sehr "gezwungen" oder bilde mir das jedenfalls ein. Deshalb benutze ich diese Brillen selten und dann nur kurz.


97. Monat (Januar 2004)
Anfang Januar sehr schwaches Sehen. Mit der schwachen Brille komme ich am PC nicht besser als ganz ohne Brille zurecht. Ich brauche die mittelstarke Brille.
Nach wenigen Tagen geht es aufwärts. Die Besserung beginnt damit, dass ich plötzlich extrem scharfe und kontrastreiche Sehphasen habe (ohne jeden Nebel und bis maximal etwa 15 Sekunden lang). Allerdings kann ich diese sehr scharfen Phasen nicht erzwingen. Sie kommen und gehen ohne erkennbares System. Nach etwa 2-3 Tagen erfolgt ein Übergang zu nur noch etwas überdurchschnittlichen, aber dafür gleichmäßigeren Sehen. Aber jetzt oft wieder mit etwas Nebel.

Nach weiteren 3 Tagen plötzlich und ohne erkennbare Ursache schwer einstellbare Augen. Vermutlich eine Art von Verkrampfung, allerdings schmerzlos. Insbesondere im Nahbereich kann ich meine Augen kaum scharf stellen. Sie weigern sich einfach, meinen Einstellungsversuchen zu folgen. Manchmal erreiche schaffe ich wenigstens ein Bild mit einigen scharfen Flecken.
Wenn ich bei der mir zurzeit am wahrscheinlichsten erscheinenden Theorie bleibe, dass das Scharfstellen durch eine Art Verstellung der Hornhaut zustande kommt, dann würden Flecken unterschiedlicher Schärfe bedeuten, dass meine "Kraft" nicht ausreicht, um die ganze Hornhaut scharf zu stellen. Das bringt mich aber nicht viel weiter, denn ich gehe ja davon aus, dass dieses Scharfstellen durch eine Art von Straffung oder Lockerung der Hornhaut erfolgt. Aber wie könnte es zu erklären sein, dass diese Straffung oder Lockerung manchmal so ungleichmäßig erfolgt?

Ab etwa dem 20. wieder einmal eine Phase körperlicher Höchstform. Sehleistung bald auch überdurchschnittlich (etwa 2 Tage später), aber keine absolute Bestform (u.a. leichter bis mittlerer Grauschleier), und nach 3 Tagen lässt die Sehleistung schon wieder nach, obwohl die gute körperliche Form mehr als 10 Tage bleibt. So ganz exakt parallel verlaufen die Kurven der körperlichen Form und der Sehleistung offenbar doch nicht. Begin/Ende der Phasen und Qualität sind nicht immer genau deckungsgleich.
Besonders deutlich erlebe ich dieses am Monatsende. Beruflicher Stress ballt sich an einigen Tagen und dann ist auch noch ein wichtiges, gerades erst geliefertes ganz kleines Gerät nicht mehr auffindbar. Ich muss eine Reise verschieben und alle Planungen für die nächsten Wochen umstellen. Stattdessen suche ich stundenlang das Haus ab. Dadurch komme ich so richtig in Fahrt und fühle mich zum Türeneintreten, Bäumeausreißen und ähnlichen körperlichen Höchstleistungen fähig. Normalerweise reagiere ich mich in solchen Situationen durch einen scharfen Waldlauf oder eine ähnliche sportliche Betätigung ab. Dafür habe ich aber diesmal keine Zeit. Und so sinkt meine Sehleistung tiefer und tiefer. Offensichtlich sind Phasen von durch Wut oder Angst gesteigerter körperlicher Energie nicht mit gleichzeitig gutem Sehen verbunden. Ohne seelische Entspannung fehlt ein wichtiger Faktor.

Im Buch habe ich geschrieben, dass es mir zu Anfang des Trainings fast unmöglich war, mir z.B. beim Liegen im Bett Bilder vorzustellen, die konkret genug sind, um daran Sehübungen durchzuführen. Das hat sich inzwischen geändert. Heute erscheinen mir im Halbschlaf manchmal so eine Art Schrifttafeln oder Internet-Seiten mit scharfen, kontrastreichen Texten, an denen ich tatsächlich Üben kann (natürlich übt nur das Gehirn, denn die Augen sind ja geschlossen). Allerdings kann ich diese "Übungstafeln" noch nicht gezielt erzeugen. Sie kommen einfach von alleine; oder auch nicht.
Interessant ist, dass diese Texte zwar sprachlich und inhaltlich korrekt und logisch, wenn auch nicht unbedingt wahr erscheinen. Aber ich habe keine Ahnung, woher diese Texte kommen. Gibt es da eine "unbewusste Erinnerung", die einmal gesehene aber nicht bewusst wahrgenommene Texte hervorholt, oder ist es eine "unbewusste eigene Fantasie", die diese Texte selbst verfasst? Das gleiche Rätsel wie bei Träumen. Und wie bei Träumen kann ich mich nach dem Aufwachen nicht mehr genau genug erinnern, um die Details z.B. durch Nachschlagen im Lexikon oder mittels einer Internet-Suchmaschine zu überprüfen.


98. Monat (Februar 2004)
Der Monat beginnt sehr schwach. Ich habe viel Arbeit und Stress und kaum Zeit zum Üben oder gar Entspannen. Dieser Rückfall ist wohl einer der schlimmsten seit langem. Allerdings muss man das relativ sehen. Meine Sehleistung ist schwach im Vergleich zum bisher schon erreichten Standard, aber doch weit besser als vor dem Training. Auch in dieser Situation erlebe ich wieder diesen seltsamen Effekt, dass ich nach kurzem Schlaf morgens erst einmal relativ gut sehe (gilt auch für Schlafunterbrechungen in der Nacht). Besser als wenn ich voll ausschlafen habe. Irgendwie sind die Augen entspannter, wenn man mitten aus dem Schlaf gerissen wird.

Ab etwa Mitte des Monats geht es ganz langsam aufwärts. Ich bin gerade in einer körperlichen Schwächephase mit diversen Wehwehchen, so dass es mich fast wundert, dass es mit der Sehleistung überhaupt aufwärts geht. Nach etwa einer Woche bin ich über dem Durchschnitt, und obwohl ich relativ wenig Zeit für Sehübungen habe geht es Tag für Tag weiter aufwärts. Ein Grund dafür ist natürlich, dass draußen schöner und heller wird und sich die bessere Jahreshälfte ankündigt.
An den letzten Monatstagen leider ein Rückschlag. Ich bin mit Arbeit sowieso schon bis knapp vor der Stressschwelle eingedeckt und dann hat ein guter Freund einen schweren Unfall. Ich muss ganz plötzlich meine Angelegenheiten stehen und liegen lassen und in einer fremden Stadt allerlei Angelegenheiten mit Ärzten, Krankenhäusern und Versicherungen organisieren. Die nötigsten Dinge für sein Geschäft erledigen, und dazu meine eigenen Angelegenheiten. Kurz: Stress und entsprechend schlechtes Sehen. Aber wenn man es positiv sehen will kann man natürlich auch sagen: Ich sehe zwar miserabel, aber ich sehe heute unter Stress eindeutig besser als früher unter Stress.

Meine Probleme mit der schwachen Korrekturbrille scheinen kontinuierlich zu wachsen. An ganz schwachen Tagen sehe ich manchmal auch mit der mittelstarken nur mit Schwierigkeiten. Diese Probleme folgen relativ den üblichen Schwankungen. D.h. an schwachen Tagen sind auch die Probleme mit den Korrekturbrillen besonders groß (und verstärken so die Frustrationen). An guten Tagen dagegen stören die Korrekturbrillen kaum.
Das einzige Positive an dieser Entwicklung ist, dass sich der Abstand zwischen der schwachen Korrekturbrille und ganz ohne Brille merkbar verkleinert. Manchmal kann ich mehrere Minuten am PC ganz ohne Brille arbeiten. Ich hoffe, in 1 bis 3 Jahren endlich den "Scheitelpunkt" zu erreichen, wo ich ohne Brille öfter besser sehe als mit der schwachen Brille (ich bin bescheiden geworden; früher wollte ich das alles ja in einem Jahr erreichen).

Mir ist noch ein Zusammenhang aufgefallen, der beweist, wie sehr körperliche Empfindungen von der geistigen Einstellung zu einer Sache abhängen kann:
Als junger Mann war ich ein begeisterter Autofahrer. Ich konnte bei jeder Witterung mit offenen Fenster oder offenen Dach fahren, ohne dass mich diese Zugluft irgendwie körperlich beeinträchtigt hätte.
Später verlor ich den Spaß am Autofahren und entwickelt nach und nach sogar eine Abneigung dagegen. Heute bekomme ich schon beim geringsten Luftzug z.B. durch ein spaltbreit offenes Fenster innerhalb weniger Minuten Kopfschmerzen oder gar Fieber. Ich glaube fast, bereits die Vorstellung eines zugigen Autos reicht, um bei mir diese Folgen auszulösen.
Aber andererseits macht mir der meist wesentlich stärkere Fahrtwind beim Radfahren nichts aus (den offenbar mit dem Sehtraining zusammenhängenden starken Tränenflusses bei Zugluft lasse ich mal unberücksichtigt). Diese extrem unterschiedliche körperliche Reaktion auf den Fahrtwind hängt vermutlich überwiegend mit der unterschiedlichen geistigen Einstellung zum Autofahren und zum Radfahren zusammen. Ein kleiner Teil des Unterschiedes mag mit der erhöhten körperlichen Aktivität und dadurch erhöhter Widerstandskraft beim Radfahren zusammen hängen.


99. Monat (März 2004)
Zu Monatsanfang viel Arbeit und Stress und schwaches Sehen. Gutes Sehen nur möglich, wenn ich mir mindestens 20-30 Minuten Zeit zum wirklichen Entspannen nehme. Dann erreiche ich meistens nach etwa 10 Minuten lockeren Übungen ein deutliches Entkrampfen und damit Ansteigen der Sehschärfe.
Kurioserweise schaffe ich das manchmal bei langen Autofahrten. Bei stressfreien Fahrsituationen auf der Autobahn mit hellem Licht von hinten können es 30 Minuten am Stück werden, in denen ich ohne Brille eindeutig besser als mit Brille sehe. Das ist keine Einbildung, sondern in dieser Situation leicht objektiv daran zu bewerten, wie gut und aus welcher Entfernung ich z.B. die Nummernschilder anderer Autos oder die Hinweisschilder am Straßenrand lesen kann. Trotzdem behalte ich die Brille ständig sicherheitshalber in einer Hand (beide Hände liegen am Lenkrad). Das Wissen, dass ich sie jederzeit aufsetzen könnte, beruhigt. An sich brauchte ich die Brille nicht, denn ich sehe in diesen Phasen ohne Brille ja wirklich besser. Aber es könnte natürlich sehr plötzlich eine Stresssituation auftreten - z.B. wenn der vorausfahrende Wagen scharf bremst und schleudert - und schon könnte ein Stressstoß meine Sehleistung schlagartig herabsetzen. Schon die Angst davor, bei Stress schlechter zu sehen, kann bewirken, dass es auch so kommt. Spielt sich zwar alles nur im Kopf ab, ist aber trotzdem sehr real.
Nach etwa 15 bis 45 Minuten lässt meine Sehleistung dann wieder langsam nach. Eine Art Erschöpfung vermute ich. Erstes Anzeichen vom Ende einer solchen Scharfsehhase ist meist, dass ich geraden Linien auf der Straße nicht mehr bis weit voraus als wirkliche Linien erkenne, sondern sie fächern sich wieder seitlich auf.

Am Monatsende etwas weniger Arbeit (aber immer noch viel). Dazu ein neuer Pflegefall in der Familie bei dem ich mindestens gelegentlich helfen muss. Ich habe da zwar inzwischen einige Routine, aber ich weiß: es wird trotzdem oft Zeit und Nerven kosten.
Körperliche Form am Monatsende eher schwach, Sehleistung jedoch gut durchschnittlich, zeitweise sogar besser. Diese relativ gute Sehleistung dürfte zum Teil nur an der Jahreszeit liegen. Es ist wieder deutlich heller und die auflebende Natur verbessert die Stimmung. Das führt jedes Jahr ab etwa März zu einem Zuschlag und ab etwa November wieder zu einem Abschlag bei der Sehleistung. Dadurch wird die Vergleichbarkeit der Entwicklung immer etwas verzerrt.

Im Dezember habe ich erwähnt, dass ich bei meinem Sport zunehmend Geschicklichkeitsübungen einbauen will, weil ich altersbedingt nun auch Gleichgewicht und Koordinationsfähigkeit trainieren sollte. Ein Leser hat mir dazu den Hinweis gegeben, dass dies bei Mannschaftsspielen wie z.B. Volleyball automatisch mittrainiert wird. Ich muss zugeben, dass ich als Einzelgänger in dieser Hinsicht kaum Erfahrung habe, aber ich denke, das könnte ein sinnvoller Vorschlag sein.


100. Monat (April 2004)
An den ersten Tagen des Monats noch recht gutes Sehen, dann etwa 10 schwache Tage. Ursache nicht eindeutig. Es folgten ca. 10 uneinheitliche Tage; d.h. es gab längere gute bis sehr gute Phasen und dazwischen auch schwache bis sehr schwache. Zum Monatsende Aufwärtstendenz mit mehr und besseren Sehphasen.
Wie bereits vielfach gesagt entspricht bei meinem inzwischen erreichten Trainingsstand der Ausdruck "sehr schwache Sehleistung" heute etwa dem, was ich zu Anfang des Trainings als "gute Sehleistung" bezeichnet habe. Und was ich heute als "knapp durchschnittlich" bezeichne, habe ich damals als "sehr gut" eingestuft. Objektiv bin ich mir der Fortschritte bewusst. Subjektiv sorgt der langsame Fortschritt dazu, dass man immer unzufrieden ist und den Maßstab so mit dem Fortschritt mitschiebt, dass man scheinbar nicht vorwärts kommt.
Zusätzlich frustrierend ist, dass die Probleme mit den Korrekturbrillen offenbar in der Tendenz weiter zunehmen. Bei längerer Arbeit am PC empfinde ich jetzt manchmal auch die mittelstarke Brille als unangenehme (eher zu stark). Die schwache ist unangenehm (offenbar zu schwach, obwohl das unlogisch ist). Und ganz ohne Brille hat sich meine Sehleistung am Bildschirm zwar unzweifelhaft weiter gebessert, aber es reicht immer noch nicht für längeres ernsthaftes Arbeiten.
Beim Radfahren bei 15-20 Grad Wärme meistens immer noch Tränerei bzw. laufende Nase. Erstaunlicherweise erlebe ich inzwischen aber auch bei tränenfeuchten Augen manchmal perfekt scharfes Sehen. Früher haben die Tränen eine zusätzliche Verzerrung bewirkt

Ich habe einen schon mehrfach kurz beschriebenen, seltsamen Effekt genauer beobachtet und möchte ihn nun wie folgt definieren.

Punktscharfsicht:
Ich sehe das gerade fixierte Objekt scharf. Sobald ich aber den Kopf etwas schwenke, egal ob seitwärts oder auf-/abwärts, oder den Blick bei feststehendem Kopf wandern lasse, wird das Objekt unscharf. Offensichtlich stellt sich meine Augenoberfläche (Hornhaut?) nur an einem Punkt scharf, und durch genau dieses "Guckloch" fixiere ich das Objekt. Ändere ich den Blickwinkel, so verlässt meine Blickachse zwangsläufig dieses Guckloch und ich schaue durch unscharfe Bereich der Augenoberfläche. Manchmal schärft sich mein Blick dann nach kurzer oder längerer Zeit wieder. Es gelingt mir offensichtlich, das Guckloch irgendwie so zu verschieben oder an einem anderen Punkt der Augenoberfläche neu zu schaffen, dass es wieder genau in meiner Blickachse liegt.
Bei bestimmten Tätigkeiten wie TV-Schauen oder Lesen mit wenigen oder stetigen Kopfbewegungen stört nur "Punktscharfsicht" nicht bzw. man bemerkt sie gar nicht. Bei sehr bewegten Tätigkeiten bzw. stark bewegten Sehobjekten wie einem Spaziergang in der Innenstadt dagegen sieht man mehr neben als durch das Guckloch und empfindet den ständigen Wechsel zwischen scharf und unscharf nur noch als frustrierend.

Gesamtscharfsicht:
Hierbei ist die gesamte Augenoberfläche scharf. Egal wohin und wie schnell ich den Kopf oder Blick schwenke, das Bild ist überall und sofort gleich scharf.

Nach meiner Meinung lässt sich das nur dadurch erklären, dass die Scharfstellung in der Hornhaut oder einer anderen Haut oder jedenfalls einer "flächigen Zwischenschicht" relativ weit vorne am oder im Auge erfolgt. Meine anatomischen Kenntnisse reichen aber nicht für konkretere Vermutungen. Außerdem halte ich es für vorteilhaft, mich nicht auf eine bestimmte Idee (Vorurteil) zu fixieren, sondern weiterhin für alle Möglichkeiten offen zu bleiben.
Noch eine Frage drängt sich auf: Egal wie diese Scharfstellung nun genau funktioniert. Ist das die oder wenigstens eine von mehreren "normalen" Arten der Scharfstellung, die alle Menschen nutzen? Oder ist es eine Notlösung, die nur (einige) Menschen entwickeln, bei denen alle "normalen" Methoden nicht funktionieren?


101. Monat (Mai 2004)
Zu Monatsanfang einige recht gute Tage, dann schwaches Sehen. Kopfschmerzen (starke Verspannungsgefühle im Stirn-Augen-Bereich, 4 halbe Schmerztabletten über den Tag verteilt bringen kaum Besserung, Benutzung von Korrekturbrillen verstärkt offenbar die Kopfschmerzen), Lichtempfindlichkeit im Freien (Sonnenbrille hilft etwas), Gliederschmerzen.
Stark schwankende Sehleistung, meist leider im unteren Bereich. Schärfe nur selten bewusst erzwingbar. Stattdessen schwillt sie oft unkontrollierbar auf und ab. Benutze ich eine +Gegenbrille und setze diese nach etwa 1 Minute wieder ab, so stabilisiert sich meine Sehleistung oft für eine oder einige wenige Minuten im oberen Bereich.

Ich habe wieder einen Pflegefall in der Familie und muss mich etwa eine Woche pro Monat um die Pflege kümmern. Ich habe da zwar inzwischen einige Erfahrung, aber es bleibt stressig: Fremde Stadt, fremdes Haus, eine Woche praktisch ohne Sport (nur ein paar leise Übungen in der Wohnung) und ohne das Haus zu verlassen, nur ganz oberflächlicher Schlaf und kein Radio oder ähnliches (damit man sofort mitbekommt wenn etwas passiert). Eigentlich ist nicht viel zu tun, aber trotzdem schaffe ich es bei solchen Gelegenheiten selten zu entspannen, sondern bin im Gegenteil meistens ziemlich an- und verspannt. Es ist als ob die trübe Stimmung und Krankheit anstreckend ist.

Etwa ab dem 20. drei Tage mit sehr guter körperlicher Verfassung und ausgezeichnetem Sehvermögen, dann ging es leider schon wieder abwärts. Körperliche Unlust und merkwürdige Gliederschmerzen. Bei Bewegung schmerzt es weniger oder gar nicht, aber bei Nichtstun, also insbesondere beim Versuch sich einfach in den Garten zu setzen und zu entspannen, erscheinen die Schmerzen immer bohrender und lenken ab. Vermutlich gibt es Techniken um derartige Störungen "wegzudenken", aber ich gehe davon aus, dass sie bald so plötzlich verschwinden wie sie gekommen sind und will mich deshalb vorerst nicht durch neue Experimente ablenken.

Am PC-Bildschirm hat sich meine Sehleistung an sich weiter verbessert und ich kann zeitweise ohne Brille arbeiten. Langsam zwar, aber doch wenigstens etwas produktiv. Mein Sehleistung verbessert sich dabei etwa 1-3 Minuten lang und verschlechtert sich anschließend leider auch innerhalb weniger Minuten wieder, bis ich doch wieder zu einer Korrekturbrille greifen muss. Im Gegensatz zu meinen ersten Trainingsjahren bedeutet die Arbeit mit Brille jetzt aber offenbar keine "Erholung" für die Augen mehr, die Kraft für die nächste brillenlose Phase gibt, sondern ganz im Gegenteil erscheint mir nach einer Brillenphase die Umstellung auf brillenlos jetzt schwerer und unangenehmer. So als ob sich die Augen erst mühsam entkrampfen müssten.
Ich benutze am PC jetzt wieder öfter meine schwache Brille (ganz ohne Astigmatismuskorrektur). Diesen merkwürdigen Trend zur mittelstarken Brille (mit mittelstarker Astigmatismuskorrektur) habe ich etwas in den Griff bekommen, indem ich ab und zu gezielt mit der schwachen Brille trainiert habe. Bei Nutzung der schwachen Brille und erst recht ohne Brille muss ich aber ständig dagegen ankämpfen, immer näher an den Bildschirm und/oder Tastatur zu rutschen.


102. Monat (Juni 2004)
Die ersten Tage des Monats bescheidene Sehleistung, dann einige Tage mit gutem bis sehr gutem Sehen, insbesondere im Fernbereich. Beim Lesen (Nahbereich) nur Durchschnitt. Möglicherweise beruht der Eindruck, auf weite Entfernung besonders gut zu sehen, manchmal auch darauf, dass man bei Fernsicht kleine Schwankungen der Schärfe nicht so schnell bemerkt bzw. sie nicht so stören wie beim Lesen.
Dann leider ohne erkennbare Ursache eine deutliche Verschlechterung der Sehleistung. Auch mit Brille sehr schwaches Sehen. Dann kam auch noch ein Stapel unangenehmer Arbeit dazu und ein Tiefpunkt war erreicht.

In der letzten Monatswoche gutes, zeitweise ausgezeichnetes Sehen. Erstaunlicherweise begann diese gute Sehphase schon etwa 2 Tage vor Ende der stressigen Arbeit. Ich vermute, da spielte wieder dieser seltsame Effekt eine Rolle, dass die Sehleistung nach kurzem Schlaf bzw. bei Schlafunterbrechung besser ist als wenn man voll ausschläft (ich konnte an diesen Tagen wegen der vielen Arbeit immer nur ganz kurz schlafen).
Auch in der Dämmerung erlebe ich manchmal ausgezeichnetes Sehen. Ca. 30 Minuten lang mit nur leichten Schwankungen recht konstant etwa 40 - 60%. Einige Male erlebe ich sogar dieses merkwürdig kontrastreiche, glasige Sehen wie mit Brille, das sich bei genauen Hinsehen dann als gar nicht so scharf entpuppt wie man auf dem ersten Blick meint. Ich sehe z.B. ein Schild mit Straßennamen scheinbar scharf, aber wenn ich versuche, die Namen wirklich zu lesen, dann klappt das doch nicht auf Anhieb, sondern erst nach einigen Einstellversuchen. Es sind wohl ganz feine Doppelkonturen an den Rändern der Buchstaben, die man erst übereinander schieben muss.

Ich habe in diesem Jahr vergleichsweise wenig Sport und vor allem bisher keine einzige große Radtour gemacht. Diese Betätigungen dienen bei mir normalerweise auch dem körperlichen Abreagieren und bewirken dadurch Entspannung (ich weiß nicht, ob Leute die keinen Sport treiben dies nachvollziehen können. Viele Menschen halten es offenbar für einen Widerspruch, durch körperliche Anstrengung zu Entspannung zu gelangen).
Ich kann noch nicht eindeutig sagen, ob sich durch diese fehlende körperliche Anstrengung ein Defizit an Entspannung und dadurch schlechteres Sehen eingestellt hat. Dieser befürchtete Effekt hat sich bisher entweder gar nicht oder nur geringer Stärke bemerkbar gemacht.


103. Monat (Juli 2004)
Die ersten 3 Tage des Monats sehr gut, dann etwa 3 nur durchschnittliche Tage, dann wieder sehr gut (obwohl ich mich körperlich im Augenblick eher schlapp fühle). Der gute Eindruck basiert hauptsächlich auf ungewöhnlich stabilem Sehen in die Ferne. Sehen auf nahe und mittlere Entfernung ist gut, aber nicht sensationell. Meine bekannten Probleme wie Schwankungen, vernebelte und kontrastschwache Bilder, Sprünge im Bild, Doppelkonturen und Tränerei sind zwar noch feststellbar (möglicherweise aber nur weil ich sie erwarte und suche), aber sie sind viel schwächer als gewohnt.
Das rechte Auge ist weiterhin schwächer als linke (meist nur ca. 40-70% der Leistung des linken Auges), aber auch rechts ist die Sehleistung oft recht konstant. Es bleibt aber dabei, dass das Bild des rechten Auges meistens vom Gehirn "unterdrückt" wird, wenn es schlechter als das linke ist. Man kann das rechte Bild dann nur beurteilen, indem man mit der Hand kurz das linke Auge abdeckt. Im Gegensatz zu früher muss ich danach das linke Bild aber nicht immer wieder mühsam scharf stellen, sondern die Scharfstellung bleibt heute oft auch bei solchen Experimenten erhalten. Allerdings ist es auch an guten Tagen immer noch so, dass manche Umstellungen z.B. von nah auf fern manchmal 2-3 Sekunden dauern können. Dies insbesondere dann, wenn die Scharfstellung nicht automatisch erfolgt, sondern ich sie bewusst einleiten oder gar erzwingen muss. Die ideale Übung gegen dieses Problem ist an sich das Schweifen auf einem langen Karostreifen. Aber es gibt Tage, da hilft auch das nicht gegen eine gewisse "Verstellträgheit".

Ich kann auch immer noch nicht dauerhaft scharf sehen. Selbst unter günstigen Bedingungen wie beim entspannten Sitzen im Garten bemerke ich nach etwa 30-60 Minuten ein stetiges Nachlassen der Sehqualität eine deutliche Erschöpfung. Es wird einfach immer schwerer, das Bild neu scharf zu stellen und die Scharfsehphasen werden kürzer und schlechter.

Nicht gebessert haben sich meine Probleme mit den Korrekturbrillen. Weiterhin der merkwürdige Effekt, ohne Brille zwar immer besser zu sehen, aber gleichzeitig mit der schwächsten Korrekturbrille weiter relativ verschlechtert gegenüber der mittelstarken Korrekturbrille. Aber auch mit dieser mittelstarken Brille scheint meine Sehleistung eher zu sinken. Es kommt mir immer öfter vor, als würden mich die Korrekturbrillen zum Verkrampfen der Augen zwingen (dieser Effekt wäre logisch und erwartet).

Extrem hohe Sehleistung erlebe ich eigentlich selten. Ich glaube aber, das liegt nur daran, dass ich sie nicht mehr gezielt anstrebe. In den ersten Trainingsjahren war es für mich ein so großes Erlebnis, mal für ein paar winzige Sekunden Sehleistungen von weit über 100% zu erleben, dass ich sehr viel Zeit in entsprechende Einstellversuche investiert habe, nur um zur Selbstbestätigung dann ab und zu für einen ganz kurzen Moment ein derart scharfes Bild zu erleben. Inzwischen weiß ich, dass es geht und verschwende keine Kraft und Zeit mehr dafür, es mir immer wieder selbst zu bestätigen. Viel wichtiger ist es, die Durchschnittsleitung langsam zu verbessern und zu stabilisieren. Mein augenblicklicher Eindruck sehr guten Sehens beruht nämlich hauptsächlich darauf, dass meine Sehleistung verglichen zu früher relativ weniger schwankt und vor allem die Untergrenze der Schwankungen höher liegt als früher. Ich erlebe im Augenblick manchmal lange Phasen, wo die Schärfe kaum unter etwa 30% fällt. Wenn ich es schaffe, diese Untergrenze noch etwas bis auf etwa 40-50% zu erhöhen, dann werde ich wohl den Eindruck dauerhafter Schärfe haben. Jedenfalls bezogen auf meine alten Maßstäbe. Denn ich weiß inzwischen auch, dass auch der Maßstab und die eigenen Erwartungen mit den erreichten Fortschritten immer weiter wachsen und man das Ziel deshalb tendenziell nie erreicht.

Ein Leser hat mir eine Reihe Texte mit neuen Theorien und "wissenschaftlichen Erkenntnissen" zur Kurzsichtigkeit, ihren Ursachen usw. geschickt. Früher habe auch alles dieser Art gelesen und versucht als Anhaltspunkt bei meinem Training zu nutzen oder irgendwie mit den mir gemachten Beobachtungen in Beziehung zu setzen. Inzwischen gebe ich das Lesen derartiger Erkenntnisse meist nach wenigen Absätzen wieder auf. So vieles von dem, was da so wunderschön logisch, wissenschaftlich und angeblich statistisch gestützt vorgetragen wird, widerspricht derart krass meinen eigenen Erfahrungen beim Sehtraining (und dem was ich von vielen Lesern gehört habe), dass ich kaum noch Sinn darin sehe, mich ernsthaft damit zu beschäftigen. Wir alle, vom angeblich strengen Schulwissenschaftler bis zum wunschträumenden Naturheilkundler, haben offenbar bisher so wenig Ahnung von den wirklichen Hintergründen und Zusammenhängen, dass es noch nicht Zeit für seriöse Theorien oder gar Behauptungen ist.

Mir fällt auf, dass ich die langen weißen Linien auf der Straße heute manchmal anders wahrnehme als früher. Zu Beginn des Sehtrainings sah ich nur ein kleines Stück des Linienanfangs einigermaßen scharf, dann wurde die Linie unscharf und fächerte sich seitlich auf. Mit den Fortschritten des Sehtrainings wurde der scharf sichtbare Teil der Linie immer länger und der sich unscharf auffächernde Teil rückte weiter und weiter weg. Inzwischen sehe ich die Linie immer öfter bis ans Ende scharf. Es kommt aber auch vor, dass ich irgendwo mittendrin einen unscharfen Bereich sehe, wo sich die Linie "aufbeult" um danach wieder scharf zu werden.

Ab dem 20. wieder schwächeres Sehen, besonders im Nahbereich. Seit langem erstmals wieder dieses seltsame starke Fremdköpergefühl (Gefühl wie wenn ein großes Sandkorn zwischen Augapfel und Augenhöhle wäre; scheint aber immer auf Täuschung zu beruhen, d.h. es ist offenbar kein Fremdkörper vorhanden ). Erst im rechten Auge, dann im linken (aber nie gleichzeitig).
Kaum ist das weg, bekomme ich kurz hintereinander tatsächlich mehrmals Insekten in die Augen. Das Gefühl ist deutlich anders, mehr in Richtung juckend. Außerdem fühlt man den Fremdkörper wandern und irgendwann ist er wieder draußen (ganz oder in Teilen). Die Reizung verursacht auf beiden Augen leichte Bindehautentzündung (vgl. 90. Monat). Sehen etwa 2-3 Tage sehr schlecht; bei seitlichem Blick meist verzerrt (erklärbar durch die Schwellungen auf dem Auge). Die letzten Tage des Monats wieder knapp durchschnittliches Sehen.


104. Monat (August 2004)
Der Monat beginnt mit häufigen leichten Kopfschmerzen und Schlappheit. Leichte aber ständige Muskelschmerzen die ernsthaftes Krafttraining unmöglich machen. Bei lockeren Jogging oder Radfahren keine Beschwerden, aber Abneigung gegen alle richtigen sportlichen Anstrengungen. Sehleistung ausgesprochen schwach, offensichtlich verkrampfte Augen. Analytisches Lesen, leichte Übungen mit Gegenbrille, Augenbewegungsübungen, - hilft alles nichts oder nur ganz kurzfristig. Ich kann das Bild entweder gar nicht ausreichend scharf bekommen, oder die Schärfe verschwindet sofort wieder. Oft ist selbst das normale Zeitungslesen schwer und ich muss die Zeitung auf wohl 30 cm oder näher heranführen. Beim Spazieren gehen kann ich Autonummern manchmal erst aus 3-5 Metern Entfernung lesen (was aber besser ist als vor dem Training, als ich aus dieser Entfernung nicht einmal das Nummernschild als solches ausmachen konnte). Im Freien oft relativ starkes Tränen (wir haben einen eher kalten Sommer). Auch mit Korrekturbrillen ausgesprochen schwache Sehleistung und unangenehmes Brennen.
Sogar als ich einmal im Halbschlaf eine Art Internetseite mit Text sah bzw. träumte, verblich die Schärfe binnen etwa einer Sekunde. Als mir bewusst wurde wie unlogisch dies war (Augen waren ja geschlossen und das Bild nur eingebildet), wurde ich hellwach und konnte das Ereignis nicht mehr wiederholen. Ich vermute zwar, dass eine Täuschung vorlag, aber für alle Fälle merke ich mir, dass eventuell eine Möglichkeit besteht, dass dieses "Schärfe nicht halten können" gar nicht (immer) organisch bedingt ist sondern vielleicht (auch) im Gehirn verursacht sein könnte.

Erst ab etwa dem Zwanzigsten, also nach einem Monat Schwäche, ganz langsame Besserung. Übergangsphase mit Flecken, d.h. scharfe und unscharfe Bereiche im Bild, die bei Kopfbewegungen mitwandern, also offenbar in der Hornhaut sitzen.
Derart lange schwache Phasen ohne erkennbaren Grund scheinen sich manchmal selbst zu verstärken. Die Frustration über das schlechte Sehen verhindert dann gewissermaßen eine Besserung. Manchmal gelingt es mir, solche Phasen für mich selbst als "besonders wichtiges Stresstraining" zu definieren und darauf eine Motivation aufzubauen. Eine andere Möglichkeit ist, sich immer wieder anhand seiner Aufzeichnungen zu beweisen, dass man selbst in dieser schlimmen Krise besser sieht als vor dem Training.

Erst am Monatsende wieder deutlich bessere körperliche Verfassung und durchschnittliche oder bessere Sehleistung. Am letzten Monatstag beim entspannten Sitzen im Garten mit Sonnenbrille längere Zeiten Sehleistung wie früher mit Korrekturbrille (aber nur mit Sonnenbrille obwohl es nicht extrem hell ist).


105. Monat (September 2004)
An den ersten Tagen des Monats gute bis sehr gute Sehleistung. Dann ein Stapel stressiger Arbeit. Dank Disziplin und vielen Pausen mit Übungen halte ich knapp durchschnittliches Sehen. Ein Rückgang der Sehleistung macht sich inzwischen fast stärker beim Sehen mit Korrekturbrille als ganz ohne Brille oder mit Gegenbrille bemerkbar. Ich verspüre auch ein unangenehmes, brennendes, "gezwungenes" Gefühl mit Korrekturbrille. Nach einer Woche ist die Arbeit weitgehend bewältigt und sofort steigt meine Sehleistung wieder auf deutlich überdurchschnittlich. Ab und zu kann ich für einige Minuten ohne Brille am PC arbeiten. Zwar mit Grauschleier, aber ich kann richtig arbeiten, denn ich brauche nicht mehr alle Energie, nur um etwas am Bildschirm zu erkennen. Auch mit Brille wieder besseres und angenehmeres Sehen.

Ich bin weiterhin der Meinung, ganz grob einen Zyklus von abwechselnd jeweils 2-5 Wochen guter und dann schwacher Form erkennen zu können. Diese Zyklen werden zwar von aktuellen Vorgängen wie Krankheiten, Stress oder freudigen Ereignissen überdeckt und positiv bzw. negativ verstärkt, aber meistens kann man die Position im Grundzyklus erkennen. Selbst bei bester Tagesstimmung schwächt sich eine gute Phase nach spätestens einem Monat ab bzw. eine schwache Phase bessert sich spätestens nach ungefähr einem Monat, selbst wenn dann gerade alles andere schlecht läuft. Natürlich könnte es auch sein, dass die Kenntnis eines solchen (eingebildeten?) Zyklus diesen verstärkt, weil man entsprechend dem Zeitpunkt Besserung bzw. Verschlechterung erwartet. Ich glaube aber nicht, dass diese "Zyklustheorie" nur auf Einbildung beruht.

Ab dem 20. drei Tage mit starken Kopfschmerzen und schwachem Sehvermögen. Danach wieder einige Tage gutes bis ausgezeichnetes Sehen und auch körperlich in guter Form. Gegen Monatsende leicht nachlassende Sehleistung.


106. Monat (Oktober 2004)
Monatsanfang überwiegend bescheidene Sehleistung. Im Freien ist der Luftzug jetzt wieder kühl genug, um oft starkes Tränen auszulösen. Ich gehe inzwischen davon aus, dass die Tränerei mit zunehmendem Trainingserfolg nicht nachlässt. Ich werde mich also damit abfinden müssen, für den Rest des Lebens ohne Brille bei Wind ein mehr oder weniger tränenreiches Leben zu führen. Mehrere Leser haben mir zu dem Thema mitgeteilt, dass Tränen bei Luftzug bei ihnen auch ohne Sehtraining "normal" seien und nur großflächige (Sonnen)Brillen oder ähnliches die Situation etwas lindern.

Ich erlebe es im Augenblick oft, dass ich das Bild zwar scharfstellen kann, aber sobald ich den Blick schwenke verwischt es die Schärfe. Außerdem oft neblige, unscharfe Flecken. Zeitweise aber auch brauchbares Bild. Am PC ohne Brille plötzliche Fortschritte (aber immer noch nicht ausreichend für dauerhafte ernsthafte Arbeit).

Ab etwa dem 12. einige sehr gute Tage. Am PC deutet sich eine fast dramatische Änderung an: Ich sehe mit Brille deutlich schlechter und es ist sehr unangenehm. Gleichzeitig ist das Sehen ohne Brille sprunghaft verbessert. Ich glaube, wenn ich jetzt genug Zeit und Ruhe hätte, um einige Wochen konsequent ohne Brille am PC zu arbeiten, dann würde ich vielleicht den Scheitelpunkt erreichen, ab dem ich am PC ohne Brille besser als mit Brille zurechtkomme.
Wenige Tage später bekomme ich leider jede Menge neue Arbeit auf den Schreibtisch. Ich muss 2 Bücher überarbeiten. Eins davon mit komplizierten Satz auf einem mir bisher unvertrauten Textverarbeitungsprogramm. Damit werde ich bis etwa Jahresende sehr intensiv beschäftigt sein und alles andere als Zeit für stressfreie Übungen am Monitor haben. Diese Arbeit ist für mich im Moment eine wirkliche Qual. Ich kann zurzeit weder ohne Brille noch mit (schwacher oder mittelstarker) Brille gut am PC arbeiten. Mit der stärksten Brille ginge es zwar, aber das ist ein sehr unangenehmes Gefühl und widerstrebt mir. So quäle ich mich vorerst mit der mittelstarken Brille. Trotz Arbeitspausen und Übungen verschlechtert sich bald auch meine Sehleistung bei allen anderen Gelegenheiten als nur der Arbeit am PC. Fremdkörpergefühl mal im rechten und mal im linken Auge, Jucken um beide Augen herum. Schmerzen in der Schulter, weil ich offenbar mal wieder längere Zeit in "verklemmter" Haltung vor dem PC gesessen habe So kann es nicht weitergehen.

In gewisser Weise trifft es sich gut, dass eins der zu überarbeitenden Bücher das Sehtrainingsbuch ist. Bei der Beschäftigung damit wird mir schnell drastisch klar, dass ich inzwischen weit, weit weniger ernsthaft trainiere als zu Beginn des Sehtrainings. Ich habe die Übungen irgendwie alibihalber in meine Tagesarbeit eingebaut und trainiere meistens gar nicht mehr wirklich. Ich halte mich oft auch nicht mehr wirklich an selbst aufgestellte Regeln. Und wenn ich einige Erfolgserlebnisse aus z.B. dem 3. Jahr meines Trainingstagebuchs mit heute (9. Jahr) vergleiche, so frage ich mich, ob ich tatsächlich viel weiter gekommen bin.
Kurz: ab sofort wird wieder mindestens 1-2 Stunden pro Tag ernsthaft trainiert. Und zwar wirklich trainiert, also zusätzlich neben der Arbeit. Und diese Intensität halte ich mindestens bis Jahresende durch. Eine gute Gelegenheit parallel zur Überarbeitung des Buchs manche Übungen und andere Details nochmals genauestens zu testen.
Und tatsächlich, obwohl ich gerade körperlich in recht bescheidener Form bin und meine Sehleistung, wie oben beschrieben, gerade noch viel bescheidener war, und zudem trostlos trübes Wetter herrscht, geht es sofort deutlich aufwärts. Schon rund eine Stunde intensives Augentraining weckt die Augen förmlich auf und macht sie einstellbarer.
Ich trainiere fast alles kreuz und quer, ohne Brille und mit verschiedenen Gegenbrillen: analytisches Lesen an kleiner Schrift, an der Übungstafel, an Videotext, am PC und an diversen Grafiken, Schweifen an Karostreifen, an der Knotenschnur und im Garten, usw. usw. Am nächsten und übernächsten Tag weitere Besserung (aber keine Spitzenleistung; die ist in meiner augenblicklich schlechten Form auch nicht zu erwarten). Am dritten Tag dann morgens etwas unbewegliche und kaum einstellbare Augen. Im Verlauf des Tages bessern sich dann die Augen. Alles ähnlich aber nicht so extrem wie zu Trainingsanfang.

Anmerkung: In die neue Ausgabe des Sehtrainingsbuches werden alle späteren Erkenntnisse aus der Fortsetzung des Trainingstagebuchs eingearbeitet. Dadurch wird der Hauptteil des Buches länger. Zum Ausgleich muss das inzwischen ja beträchtlich angewachsene Trainingstagebuch gekürzt werden. Wer die erste Version des Buches plus alle Nachträge/Trainingstagebuch aus dem Internet kennt, der kennt im Prinzip auch den Inhalt des neuen Buches und benötigt die neue Ausgabe nicht.


107. Monat (November 2004)
Einerseits bei den umfangreichen Arbeiten am PC, die ich gerade erledigen muss, nur knapp durchschnittliches Sehen. Andererseits erreiche ich im Zusammenhang mit dem wieder intensivierten Sehtraining eine ausgesprochen gute Sehleistung. Allerdings muss ich mindestens 10-15 Minuten trainieren (anfangs ohne Brille, dann mit Gegenbrille) bevor ich diese gute Leistung erreiche, und sie bleibt auch nur während des Trainings bzw. bei anschließenden lockeren Tätigkeiten, die keine Arbeit sind. Sobald ich zur ernsthaften Tagesarbeit (mit Brille) übergehe, geht es mit meiner Sehleistung auch wieder bergab. Nach einer Stunde intensiver Arbeit mit Brille am PC wird das Sehen mit Brille immer schwerer. Selbst wenn ich mit der stressige Arbeit aufhöre dauert es mehrere Minuten bis ich wieder ohne Brille scharf sehe. Und dies obwohl ich bei der Arbeit vorher kleine Pausen mit Übungen ohne Brille eingelegt hatte - offensichtlich müssten derartige Pausen jetzt länger und intensiver sein als früher. Ich bin jetzt wirklich in einer unangenehmen Zwischenphase zwischen "mit Brille" und "ohne Brille". Aber da muss ich irgendwie durch. Hoffentlich dauert es nicht zu lange.

Etwa ab dem 4. November morgens sehr unbewegliche Augen, die sich auch durch intensives Warmtrainieren nur auf knapp durchschnittliches Sehvermögen bringen lassen. Erst am Nachmittag besser und nur am Abend zeitweise gut. Insgesamt also sehr unbefriedigend und in Anbetracht der anstehenden umfangreichen Arbeiten am PC beängstigend. Da hilft auch nicht, dass das alles durch die Sehanstrengungen der letzten Tagen erklärbar ist.
Bei der Neubearbeitung des Sehtrainingsbuches fällt mit allerdings einiges auf: Verglichen zu den 2 bis 4 Stunden, die ich zu Beginn des Sehtrainings trainiert habe, trainiere ich inzwischen kaum noch 10 Minuten pro Tag. Alles andere ist "in die Tagesarbeit integriertes Training". Das mache ich mir jedenfalls selbst vor. Aber ganz offensichtlich ist das kein wirkliches Training, sondern nur eine Art "Beihilfe zum Selbstbetrug". In meinem Trainingstagebuch habe ich mir zwar regelmäßig vorgenommen, dies und jenes ab sofort mehr, stärker und ernsthafter zu trainieren. Aber wirklich gemacht oder jedenfalls länger durchgehalten habe ich das nicht. Überspitzt ausgedrückt muss ich zugeben: meine Trainingsbeschreibungen aus den ersten beiden Jahren kommen mir heute fast vor wie Berichte aus einer anderen Welt.

Trotz der vielen Arbeit wird deshalb ab sofort wieder ganz ernsthaft trainiert, und zwar gesondert trainiert, nicht bloß irgendwie in die Tagesarbeit eingebaut. Die morgendliche Lektüre wird von 5 verschiedenen Tageszeitungen auf 2 gekürzt und alle nicht ganz dringenden Arbeiten aufgeschoben. Stattdessen trainiere ich jeden Vormittag mindestens 1 Stunde und vor dem Zubettgehen nochmals rund 1 Stunde. Mit einigen kürzeren Trainingsblöcken tagsüber komme ich so auf knapp 3 Stunden reines Training pro Tag. Schon nach einem Tag sind deutliche Fortschritte sichtbar, und nach 3 Tagen bin ich trotz der gerade hohen beruflichen Auslastung bei deutlich überdurchschnittlicher Sehleistung (ab etwa mittags, morgens starte ich wie in der Anfangsphase des Sehtrainings mit recht schwergängigen Augen). Hätten wir Sommer und wäre ich gerade beruflich weniger belastet, so wären das Spitzentage.

Bei der Arbeit am PC stelle ich einige Sehgewohnheiten um. So hatte ich mir in den letzten Jahren angewöhnt, möglichst viel ohne Brille zu arbeiten, egal wie sehr es anstrengt und wie unproduktiv es ist. Das führte zu etwa diesem Arbeitsschema: 3 Minuten mit Brille, 1 Minute ohne Brille, 3 Minuten mit Brille ... Resultat war, dass meine Augen immer erschöpft waren und sich meine Sehleistung ohne Brille am PC in den letzten Jahren nur im Schneckentempo gebessert hat.
Angeregt durch mein eigenes Trainingstagebuch aus den Anfangstagen habe ich dies nun so umgestellt, dass ich etwa 5 bis 15 Minuten mit Brille arbeite und dann einige Minuten Pause ohne Brille mache. Während der Arbeit mit Brille bemühe ich mich ernsthaft, mein "Feindbild Brille" zu überwinden. Insbesondere rede ich mir nicht ein, dass es aufgrund des Sehtrainings logisch sei, dass die Sehleistung mit Brille schwächer und schwächer werden muss (wenn man das erwartet, kommt es nämlich auch!). Stattdessen bemühe ich mich wirklich, mit Brille so scharf wie nur möglich zu sehen und ich beachte auch mit Brille die neuen Sehgewohnheiten wie bewegliches Sehen sorgfältig.

In den Pausen ohne Brille arbeite ich nicht am PC. Ich mache einige Augenbewegungsübungen, einige Akkommodationsübungen, Sehen auf Entfernung, eventuell einigen Leseübungen mit gedrucktem Text, und oft einige Sehübungen am PC. Hierbei achte ich aber strikt darauf, dass dies reine Sehübungen sind. Stressfrei und ohne direkte Beziehung zu der Arbeit am PC (Übungsbeispiele weiter unten). Oft mache ich einige dieser Übungen sogar mit Gegenbrille.
Diese Änderung bewährt sich schnell. Das Sehen mit Brille erscheint mir weniger unangenehm und schärfer und die Umstellung von "mit Brille" auf "ohne Brille" einfacher.

Sehübungen am PC:
Es geht im wesentlichen um das "analytische Betrachten und fett denken" von Zeichen am Bildschirm. Man erforscht also z.B. einen einzelnen Buchstaben mit beweglichem Blick und völlig ohne Leistungsdruck in allen Details und versucht ihn sich schwärzer und schwärzer zu denken. Wenn normaler Text für den Anfang zu klein und kontrastschwach ist dann tippen Sie einfach einige Zeichen in besonders großer und fetter Schrift mit einem beliebigen Textverarbeitungsprogramm.
Und falls Sie manchmal Probleme beim Erkennen des Mauspfeils haben, dann üben Sie am Mauspfeil. Umspielen Sie den Mauspfeil minutenlang in allen Details mit den Augen bis Sie ihn schärfer und kontrastreicher als je zuvor sehen. Wenn Sie den Mauspfeil ohne Brille anfangs überhaupt nicht finden, dann setzen Sie einfach kurz Ihre Brille auf, merken sich wo er ist, und anschließend werden Sie den ruhenden Pfeil auch ohne Brille erkennen. Und wenn Sie soweit sind, dass Sie den ruhenden Pfeil gut erkennen, dann üben Sie mit langsam oder schneller bewegten Pfeil, üben Sie vor farblich weniger günstigem Hintergrund oder vergrößern Sie den Sehabstand indem Sie ihren Sitz etwas zurückrücken.
Und falls Sie Probleme beim Erkennen der Zeichen auf der Tastatur haben, dann üben Sie nach dem gleichen Schema an den Tastenaufdrucken. Schwenken Sie für den Anfang ihre Arbeitsleuchte dicht über die Tasten. Später werden Sie die Zeichen dann auch bei geringerer Beleuchtung erkennen können.


108. Monat (Dezember 2004)
Die ersten 2 Dezembertage noch sehr gutes Sehen, dann ungefähr 3 schwache Tage, wieder einige eher gute Tage, ab 12. Dezember zunehmend schwach. Insbesondere Sehen mit Brille und das Umstellen von "mit Brille" auf "ohne Brille" und umgekehrt fällt ungewöhnlich schwer und ist oft mit einem leichten "Augenbrennen" verbunden. Entgegen meiner im letzten Monat gehegten Hoffnung bessert das wieder intensivierte Training die Probleme mit Korrekturbrille doch nicht. Sie scheinen ab einem gewissen Trainingsstadium einfach fällig und unvermeidlich zu sein. Sie nehmen dann mit erhöhtem Trainingseinsatz und -erfolg offenbar sogar zu statt ab.

Trotz der augenblicklich hohen beruflichen Arbeitsbelastung halte ich nebenbei den erhöhten Trainingseinsatz diszipliniert durch. Den Anteil des Trainings mit Gegenbrille (meist +6) habe ich drastisch erhöht und das wirkt. Meine Sehleistung ist in den Minuten nach dem Abnehmen dieser Gegenbrille auffallend gut. Besonders bei der Arbeit am PC habe ich mich binnen Wochen deutlich gebessert. Vermutlich Folge der neuen Übungen. Vieles erinnert an meine Aufzeichnungen aus den ersten Trainingsmonaten. Morgens meist schlechtes Sehen dass sich im Tagesverlauf bessert und am späten Abend seinen Höhepunkt erreicht. Die Augenerschöpfung ist aber auch nach stärksten Belastungen nie so extrem wie zu Trainingsanfang. Offenbar dauert es einfach Jahre, bis die Augen die hohen Daueranforderungen durchhalten. Zeit, die man sich vermutlich sparen könnte, wenn man rechtzeitig zu trainieren beginnt.
Bei der Arbeit am PC fällt mir auf, dass ich an diesen modernen Flachbildschirmen (19 Zoll TFT-Display mit 1.280 x 1.024 Pixeln) oft weit besser sehe als an einem herkömmlichen Monitor (19 Zoll Bildröhre mit 1024 x 768 Pixeln). Dies gilt allerdings nur für diese großen Displays (nicht bei kleinen Notebooks) und nur, wenn ich genau zentral davor sitze und mich wenig bewege. Unter diesen Umständen sehe ich manchmal ohne Brille gut 10 Minuten eindeutig besser als mit Brille und kann flüssig arbeiten. Ob dies früher auch schon so war kann ich nicht beurteilen, da ich bisher immer Bildröhren bevorzugt habe (wenn man sich bewegt oder von seitlich schaut scheinen mir Bildröhren auch heute noch besser).

Etwa ab Weihnachten war der größte Teil der Arbeit erledigt und ich konnte es langsamer angehen lassen. Mein Wunsch und Erwartung war eigentlich, jetzt einige Tage in Ruhe sehr intensiv zu trainieren und das Jahr mit einer Spitzensehleistung zu beenden. Das hat leider nicht ganz geklappt, denn ich hatte gerade in diesen Tagen ein körperliches Tief und fühlte mich einfach nur schlapp. Zeitweise starke Kopfschmerzen (ich glaube aber nicht, dass sie vom Sehtraining verursacht waren), leichter Husten, Kratzen und Kitzeln in Hals und Lunge.
Trotz hohem Trainingsaufwand war beim Sehen nicht mehr als knapper Durchschnitt zu erreichen. Wenn ich 15 Minuten Schriften am TV trainierte, dann sah ich diese und ähnliche Schriften am TV nahezu perfekt (allerdings mit gewissen Schwankungen). Aber z.B. die Gesichter der Sprecher direkt daneben waren weniger scharf. Trainierte ich dann 10 Minuten Gesichter, dann sah ich die Gesichter scharf, aber die Schriften waren inzwischen unscharf geworden. Außerdem lies die Schärfe nach Beenden des Trainings fast sofort nach. Das war unbefriedigend und teilweise schlechter als an manchen arbeitsintensiven Tagen der letzten Wochen.
Natürlich kann man das zwecks Motivation auch positiv ausdrücken: Ich konnte auch in einer allgemeinen Schwächephase minutenlange Scharfsehphasen genau auf das gewünschte Beobachtungsobjekt erreichen. Früher konnte ich in solchen Phasen gar nicht scharf sehen. Später konnte ich nur kurze Schärfeblitze erzwingen. Jetzt bin ich wieder einen Schritt weiter.

An den letzten Tagen des Jahres geht es mit meiner körperlichen Leistungsfähigkeit und Sehleistung wieder deutlich aufwärts. Das verbesserte Sehen ist aber wiederum mit einem ganz leichten Grauschleier verbunden. Da besteht irgendwie ein Zusammenhang, dass verbesserte Schärfe meistens mit einer verminderten Brillanz (Grauschleier) auftritt. Am letzten Tag des Jahres sehr gutes Sehen.


Bilanz nach dem 9. Trainingsjahr:
Hätte ich diese Zusammenfassung im September schreiben müssen, so wäre es das erste Jahr mit einer zwiespältigen Beurteilung gewesen. Zwar gab es weitere Fortschritte, aber die zunehmenden Probleme mit den Korrekturbrillen bzw. beim Wechsel zwischen "mit Brille" auf "ohne Brille" bzw. umgekehrt haben ein lästiges Ausmaß angenommen und kompensieren deshalb die Freude über die Fortschritte ohne Brille. Der Rückgang der Sehleistung mit Brille hindert gerade bei wichtigen Arbeiten und Stress und frustriert manchmal derart, dass er die unzweifelhaft vorhandenen Fortschritte beim Sehen ohne Brille kompensiert. Ich hoffe, dass diese Zwischenphase, wo es ohne Brille noch nicht immer reicht und mit Brille nicht mehr immer, relativ kurz ist. Aber in Anbetracht der bisherigen Länge des meines Sehtrainings kann "kurz" durchaus auch einige Jahre bedeuten. Trost spendet nur die Vermutung, dass es bei jüngeren Menschen vermutlich deutlich schneller geht.

Zudem war ich im vergangenen Jahr recht häufig in ungewöhnlich schlechter körperlicher Form. Die zurückgelegten Fahrradkilometer lagen nur bei rund der Hälfte des üblichen und auch mein Krafttraining erreichte einen Tiefpunkt. Nur bei den Geschicklichkeitsübungen ging es aufwärts. Ich kann inzwischen z.B. so gut balancieren, dass ich manchmal auf dem Gleis einer stillgelegten Eisenbahnstrecke jogge (bitte nur bei mit Sicherheit stillgelegten Strecken probieren!). Aber das liegt nur daran, dass diese Übungen für mich neu sind, und am Anfang geht es immer besonders schnell voran. Bei Rückwärtsgehen oder Wenden auf dem Gleis klappt es auch noch nicht so gut.

Der Grund für die schlechte körperliche Form ist neben relativ hoher Arbeitsbelastung vermutlich eine Art "philosophische Pause" aufgrund der vielen Todesfälle in der Familie und Bekanntschaft. Die Elterngeneration ist nun fast vollständig unter der Erde und es wird plötzlich klar, dass die nächste Generation, die dran ist, dann die eigene sein wird. Vielleicht hat man noch einige gute Jahre, aber viele der Dinge, die man sich vorgenommen hat für die Zeit, in der man "endlich einmal genug Zeit hat", erscheinen plötzlich unrealistisch, sinnlos oder gar dumm. Pläne müssen überdacht, aufgegeben oder angepasst werden. Hat man früher mal von einem Lebensabend in einem großen Haus in einsamer Natur geträumt, so achtet man beim Sichten der Immobilienangebote plötzlich darauf, dass es besser doch etwas kleiner, pflegeleicht, nahe zu Ärzten und Krankenhaus und vielleicht sogar rollstuhlgerecht ist. Es wäre zwar schön, wenn man es später nicht wirklich braucht, aber es ist besser, man bereitet derartige Dinge vor, solange man dazu noch in der Lage ist. Das beginnt mit einer geistigen Neuorientierung, die nicht ganz einfach zu bewältigen ist.

Ab Oktober waren Anzeichen der lange erhofften Besserung meiner Sehleistung bei der Arbeit am PC zu erkennen und kurz danach bewirkte die Beschäftigung mit der Neubearbeitung des Sehtrainingsbuchs bei mir einen neuen Motivationsschub mit wieder intensiviertem Training und neuen Übungen. Das führte binnen weniger Wochen zu einer sprunghaften Besserung bei meinem bisherigen Seh-Schwachpunkt PC. Das ist wichtig, denn die Arbeit am PC ist neben dem Autofahren praktisch die einzige Tätigkeit, bei der ich noch ganz überwiegend auf eine Korrekturbrille angewiesen bin. Und dies sind leider immer noch täglich einige und manchmal auch sehr viele Stunden. Sobald ich auch dabei überwiegend ohne Brille auskomme, erledige ich mehr ernsthafte Arbeiten ohne Brille als mit Brille. Die Arbeit am PC könnte ich dann gleichzeitig auch als Sehtraining betreiben. Ich wäre gewissermaßen über den Berg/Scheitelpunkt und es ginge immer schneller bergab bis ins Ziel ...
Diese Fortschritte der letzten drei Monate des Jahres führen zu einer deutlichen Aufwertung der Jahresbilanz und lassen hoffen. 2005 wird das zehnte Trainingsjahr sein, und es wäre schön, wenn ich dann auch mein "sehtechnisches PC-Problem" in den Griff bekommen würde.

Das Tränenproblem ist unverändert aktuell und offenbar ist keinerlei Besserung zu erwarten. Einige Leser haben mir dazu übrigens geschrieben, dass sie jahrelang unter extrem trockenen Augen gelitten haben und die wieder feuchten Augen als angenehmen Erfolg des Sehtrainings betrachten. Jede Sache hat also immer mindestens zwei Seiten.
Auch der Leistungsabstand zwischen dem linken und dem rechten Auge hat sich nicht wesentlich geändert. Erschöpfungsgefühle und Schmerzen im Zusammenhang mit dem Sehtraining haben sich weiter vermindert und treten nur noch selten und in schwacher Form auf.


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